Der Hausgerätehersteller BSH hat seinen weltweiten Umsatz im vergangenen Jahr auf 15,3 Milliarden Euro gesteigert. 2023 waren es 14,8 Milliarden gewesen. Diese Zahlen wurden am Donnerstag anlässlich des Jahrespressegesprächs in München vorgestellt.
Während das Unternehmen etwa in Nordamerika um drei Prozent und in vergleichsweise jungen Märkten wie Afrika, Indien und der Türkei Umsatzwachstum im zweistelligen Prozentbereich verzeichnete, ging der Umsatz in Europa jedoch um zwei Prozent zurück. Dies betrifft auch den Bereich Kühlen, sprich: Kühlschränke und Gefriergeräte, wie sie im BSH-Werk in Giengen hergestellt werden. Dieses Segment musste im vergangenen Jahr ein Minus von 0,4 Prozent hinnehmen.
Werk Giengen muss Kostenposition verbessern
Auf HZ-Anfrage betonte der für die weltweiten Fabriken zuständige Chief Operating Officer Lars Schubert, der Standort Giengen spiele „auch in Zukunft eine wichtige Rolle für die Wachstumsstrategie“ des Unternehmens. Allerdings müsse der Standort Giengen, so Schubert, seine „Kostenposition weiter verbessern“. Dies gelte auch für andere deutsche Standorte. Mit welchen Maßnahmen dieses Ziel erreicht werden soll, legte die Unternehmensführung zunächst nicht dar.

Der BSH-Finanzchef Dr. Thorsten Lücke, seit Sommer 2024 im Amt, erklärte, die BSH sei „trotz des konjunkturellen Gegenwinds und der geopolitischen Herausforderungen“ gewachsen. Dass im heimischen deutschen Markt und in Mitteleuropa dennoch kein Wachstum gelang, liege vor allem am „Einbruch des Immobilienmarktes“. Gibt es viele Neubauten oder Sanierungen, profitiert BSH vom Verkauf von Elektrogeräten für Einbauküchen. Gibt es, wie derzeit, eine Flaute im Wohnungsbau, werden entsprechend weniger Herde, Backöfen oder Kühlschränke gekauft. Im Jahr 2024 habe BSH etwa eine Million Einbauküchen ausstatten können, 2023 waren es 1,1 Millionen gewesen. In den Jahren 2014 bis 2021 habe die Zahl noch bei etwa 1,3 Millionen gelegen.
Bekenntnis zum Standort Deutschland
Dennoch habe sich BSH in diesem Bereich 2024 besser als die Wettbewerber entwickelt, man habe sogar Marktanteile im Einbaugeschäft hinzugewonnen, so Lücke. „Wir stehen ganz klar zum Standort Deutschland“, fügte der Finanzchef hinzu. Die langfristige Mietverlängerung für die Münchner Zentrale oder Investitionen in die Geschirrspülerproduktion im Werk Dillingen seien Belege hierfür.
Mit diesem Bekenntnis zu Deutschland verknüpft man bei BSH aber auch Erwartungen an die Bundespolitik. Diese müsse den freien Handel und die Wettbewerbssicherheit für die Unternehmen sichern. CEO Dr. Matthias Metz bekräftigte diese Forderungen: Die künftige Regierung müsse für Wettbewerbsfähigkeit und niedrigere Energiepreise sorgen sowie Bürokratie abbauen, gerade was Genehmigungsverfahren angeht. Wichtig sei, dies „nicht nur auf dem Papier zu adressieren“, sondern tatsächlich umzusetzen, so Metz mit Blick auf den diese Woche vorgelegten Koalitionsvertrag.
Konkrete Zahlen zum Gewinn kommuniziert die BSH traditionell nicht. Lücke sagte jedoch, man habe 2024 operativ eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr erzielt und sei „im Ergebnis positiv“. Auf Nachfragen der versammelten Wirtschafts- und Branchenjournalisten wollte sich die Unternehmensführung jedoch nicht einlassen.
Trump? Kein Kommentar!
Auf die Frage nach den Auswirkungen der von US-Präsident Donald Trump erwirkten Zölle gab man sich relativ gelassen. Die Lage sei „höchst dynamisch“, sagte das für Vertrieb und Marketing zuständige Vorstandsmitglied Dr. Alexander Dony. Derzeit gebe es jedoch keine Pläne, Preise zu erhöhen. Dank zweier Fabriken in den USA und in der neuen Kältefabrik in der mexikanischen Stadt Monterrey sei die Versorgung des nordamerikanischen Marktes zum guten Teil abgesichert.
„Wir werden Schriftverkehr mit Dritten nicht weiter kommentieren“, sagte CEO Metz auf die Frage, ob sich die US-Regierung auch bereits an BSH gewandt habe, mit dem Ansinnen, die Programme für Diversität und Inklusion einzustellen. Metz fügte jedoch an: „Wir sind ein globales Team, Diversität ist ein Kernbestandteil unserer Unternehmensverfassung.“
Erster Kühlschrank mit Matter-Standard
Smarte, vernetzte Technologie soll dazu beitragen, Produkten aus dem Hause BSH weiteren Vorsprung auf dem Markt zu verschaffen. Ein Bestandteil dieser Strategie ist das weltweit erste Matter-fähige Haushaltsgerät, das BSH auf der IFA 2024 in Berlin vorstellte. Dabei handelt es sich um eine XXL-Kühl-Gefrier-Kombination, die in Giengen hergestellt wird und im Laufe des Jahres auf dem Markt sein soll. Matter ist ein neuer Verbindungsstandard, der umfassende Vernetzung von Geräten ermöglichen soll. Auf diesen Standard hatten sich unter anderem die Unternehmen Google, Apple und Amazon geeinigt.