Was schon lange dauert, wird demnächst fertig: Die Rede ist vom Dach der Aussegnungshalle auf dem Friedhof in Giengen. Die Sanierung war und ist geprägt von Verzögerungen – die sich aus unterschiedlichen Gründen ergeben hatten. „Witterungsbedingt haben sich die Dachabdichtungsarbeiten leider etwas verzögert, da unter fünf Grad Celsius die Bitumenbahnen nicht verarbeitet werden dürfen. Zum aktuellen Stand kann ich mitteilen, dass die erste Bitumenbahn vollständig auf dem Dach der Aussegnungshalle aufgebracht und auch die Dämmschicht bereits montiert ist“, so Bürgermeister Alexander Fuchs auf Anfrage.
Noch 200 Quadratmeter der Abdichtung fehlen
Von der zweiten Bitumen-Abdichtung fehlten noch circa 200 Quadratmeter – hier sei das ausführende Unternehmen dran. „Wir gehen derzeit davon aus, dass die Abdichtungsarbeiten und die anschließende Anschüttung mit magerem Erdmaterial bis Ende Mai abgeschlossen werden können – sofern die derzeitige Witterungsverhältnisse so bleibe“, sagt der Bürgermeister. Geplant sei, eine Deckschicht von bis zu 15 Zentimeter aufzubringen.
Damit wird ein Kapitel von Arbeiten auf dem Friedhof geschlossen, das schon vor mehr als zwei Jahren begann: Wahrscheinlich wegen Wurzeln von wildem Besuch war das Dach der Aussegnungshalle undicht geworden. Diese und Dreck waren bereits im frühen Herbst entfernt worden. Eigentlich hätte es danach gleich mit der Sanierung weitergehen sollen. Das Problem: Man hatte kein Unternehmen gefunden, das die Arbeiten ausführt. Eine erste Ausschreibung zur Vergabe der Arbeiten war nicht von Erfolg gekrönt, weil, so die Stadtverwaltung im Frühjahr 2023, die Preisvorstellungen des Bewerbers sehr hoch gewesen seien. Daraufhin musste erneut ausgeschrieben werden. Im Oktober 2023 konnten die Arbeiten dann vergeben werden, die Fertigstellung der Ausführung war zunächst für das Frühjahr 2024 geplant. Letztlich hatte sich der Zeitplan dann abermals um etwa ein Jahr verschoben.
Bauarbeiten für ein neues Grabfeld sind abgeschlossen
Deutlich schneller geht es bei einem weiteren Vorhaben, bei dem die eigentlichen Bauarbeiten nach Auskunft der Stadtverwaltung abgeschlossen sind: Im vergangenen Herbst war mit dem Anlegen eines weiteren muslimischen Grabfeldes auf dem Friedhof begonnen worden.
„Was aktuell noch fehlt, sind die letzten Erdarbeiten zur Herstellung der Grabflächen und die Anpflanzung von Bäumen. Auch die Ansaat des Rasens ist noch offen. Diese kann witterungsbedingt jedoch erst erfolgen, wenn kein tiefer Nachtfrost mehr zu erwarten ist. Momentan gehen wir davon aus, dass wir bis Ende April alle Arbeiten an den muslimischen Gräbern abschließen können“, sagt Bürgermeister Fuchs.
Auf einer bislang freien Fläche an der südöstlichen Ecke des Friedhofs wird damit Platz für rund 40 Grabstellen geschaffen, wo Verstorbene dem muslimischen Glauben gemäß bestattet werden können. Dafür mussten Wege angelegt sowie Bäume und Sträucher neu gepflanzt werden. Zur Stadtgärtnerei und zum angrenzenden Fußweg außerhalb des Friedhofs hin wurde ein blickdichter Zaun erstellt.
Die Stadt reagiert mit dem Anlegen des Feldes auf den Wunsch und Bedarf muslimischer Bürgerinnen und Bürger in Giengen. Das bislang für muslimische Bestattungen genutzte Feld ist durchgängig belegt.
Aussegnungshalle wurde 1980 eingeweiht
Auf dem alten Friedhof in der Stadt (bei der Bergschule) fand im November 1894 die letzte Beerdigung statt. Zu Grabe getragen wurde das achtwöchige Kind von Buchbinder Hodum. Am selben Tag fand die erste Bestattung auf dem neuen Friedhof an der Markungsgrenze gen Hohenmemmingen statt. Beerdigt wurde die zwölfjährige Tochter Lina des Kaufmanns Bezner. Damit war der neue Friedhof, der heutige alte Teil, eingeweiht.
Eine eigentliche Leichenhalle gab es bis 1951 nicht, nur ein kleines Tor- oder Gärtnerhäuschen am Eingang mit der Hausnummer 2. Die damals im Eingangsbereich angebrachte Glocke trägt die Inschrift „Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben“. 1954 stimmte der Gemeinderat für eine Erweiterung des Friedhofs, die zwei Jahre später erfolgte.
Im Oktober 1980 wurde die neu erbaute Aussegnungshalle auf dem Friedhof nach zweieinhalb Jahren Bauzeit eingeweiht. Im Nordteil des Friedhofs wurde 2006 der erste Teil der Urnenanlage mit zunächst 40 Kammern seiner Bestimmung übergeben.
Im Juni 2012 richtete ein Unwetter in der Stadt und den Teilorten schwere Schäden an. So wurde durch einen umgestürzten Baum auch der alte Eingangsbereich des Friedhofs an der Memminger Straße stark beschädigt.