Kultur

Volljährig, aber nicht flügge: Giengener Kulturnacht zum 18. Mal ein Erfolg

Die Giengener Kulturnacht feierte ihre 18. Auflage mit rund 600 Besuchern, vielfältigen Künstlern und guter Stimmung an allen Veranstaltungsorten. So war der Abend:

Ja, die Giengener Kulturnacht ist „volljährig“ geworden. Dass sie deswegen aber flügge werden und die Stadt verlassen wird, zweifelt Kulturamtsleiter Andreas Salemi ganz stark an. Die Kulturnacht, sagt er am Morgen danach, soll auch 2026 wieder stattfinden.

Zur 18. Auflage kamen am Samstagabend rund 600 Besucher in die Stadt und besuchten die vier Veranstaltungsorte und das Haus der Jugend, das als „Auszeit-Café“ den kulinarischen Pausen vorbehalten war. Im Vorjahr waren es noch gut einhundert mehr gewesen. Dennoch gab es mancherorts zeitweise nur noch Stehplätze.

Schranne Giengen: Timo Wopp überzeugte mit Jonglage

Zum Auftakt in der Schranne erklärte der Berliner Comedian Timo Wopp erst einmal, warum er von politischem Kabarett Abstand nimmt: „Man kann auf der Bühne nicht bescheuerter sein als die Realität.“ Natürlich ist Wopp kein unpolitischer Spaßhuber, zwischen Pointen über sich und seine Familie fand er durchaus noch etwas Kakao, durch den er AfD-Wählende zog. Blieb das Giengener Publikum dabei zunächst noch zurückhaltend, zündete seine Show völlig durch, als er so beiläufig wie gekonnt zu jonglieren begann. Drei Bälle durch die Luft zu wirbeln und dabei ohne erkennbare Atempause zu reden – Hut ab!

Solo mit drei Bällen: Timo Wopp begeisterte das Publikum mit einer Mischung aus Comedy und Artistik. Markus Brandhuber

Im Wechsel mit Wopp trat in der Schranne die Regensburger A-cappella-Formation „Free Vocals“ auf, die auch Bass und Schlagzeug mit den Stimmen produzierte und sich so durch die Superhits der vergangenen Jahrzehnte hangelte. Im Bürgerhaus reichten die Temperaturen da gefühlt bis an die Saunagrenze heran.

Die Stadtkirche Giengen boten den Rahmen für die Aufführungen der städtischen Musikschule und der TSG. Markus Brandhuber

Deutlich kühler war es nebenan in der Stadtkirche, wo es getragener, aber nicht weniger einnehmend zuging. Begleitet von sehr stimmungsvoller Beleuchtung und überraschenden Einlagen der Jazztanzgruppe der TSG Giengen füllten die Ensembles der Musikschule Giengen den riesigen Klangraum mit sorgsam ausgewählten Orchester- und Chorstücken aus.

Stadtkirche Giengen: Klavier und Schlagzeug statt Gospel

Dass Pianist Zijun Wu und Schlagzeuger Jonathan Zenker spontan für das krankheitsbedingt ausgefallene Gospelkonzert von Iris Trevisan und Martin Sörös einsprangen, ist allein schon bemerkenswert. Dann aber verstanden es die beiden jungen Musiker auch noch, mit großem Können das Publikum zu begeistern.

Italo-Hits mit Wiedererkennungswert: Die Band "E.R.O.S." sorgte in der Bergschulturnhalle für Schwung. Markus Brandhuber

War in der Stadtkirche konzentrierte Ruhe gefragt, wurden die Besucherinnen und Besucher in der Bergschulturnhalle zum Mitsingen sogar aufgefordert. Die Tribute-Band „E.R.O.S.“, die sich den Songs des italienischen Superstars Eros Ramazotti und anderer Italo-Größen verschrieben hat, sorgte an diesem deutlich abgekühlten Frühlingsabend für so etwas wie Sommer-Flair. Sänger und Gitarrist Sascha Barbiera verstand es, das Timbre Ramazottis praktisch punktgenau zu treffen, seine Kollegin Antonina Sepúlveda hingegen verlieh mit ihrem klaren Sopran etwa der Stimme Gianna Naninis eine überraschende Farbe.

Kaum weniger musikalisch, aber von einer gewissen Wehmut infiziert, trat Kabarettist Olaf Bossi im Wechsel mit „E.R.O.S.“ auf. Sein Programm widmete sich dem Ausmisten – und jeder, der schon einmal sein Leben ausgemistet hat, weiß, dass man sich darin verlieren kann. Die alten Schallplatten, die Kassetten mit den Songs, in deren Ende immer ein Moderator hineinbabbelt, dazu all die Vergessenen, deren Namen in der Handy-Kontaktliste auftauchen.

Krimi und Musik: Autor Micha Krämer machte die Vielfalt in der Stadtbibliothek komplett. Markus Brandhuber

Für das Aufspüren vermeintlich Fremder wären wohl die drei Herren Ansprechpartner gewesen, die in der Stadtbibliothek an der Marktstraße lasen. Krimiautor Peter Jackob und Kriminalhauptkommissar Peter Metzdorf blickten hinter die Fassaden tatsächlicher Polizeiarbeit, während Autor Micha Krämer einen ganz anderen Ansatz wählte und seine Texte auf der Gitarre begleitete. Bedauerlich war an diesem Abend allein, dass die Marktstraße doch arg unbelebt wirkte.

Viel Kultur im Sommer

Mit der Kulturnacht startet Giengen quasi in eine ganze Reihe sommerlicher Musikveranstaltungen: Am 22. Mai findet das Kirchplatz-Open-Air statt, dieses Jahr mit Stefanie Heinzmann. Bereits am 4. Mai beginnt die Reihe „Kultur an der Mauer“, die sich mit der gewohnten Vielfalt bis Ende September erstrecken wird. Vom 26. Juni bis 21. August wird zusätzlich jeden Donnerstag ab 19.30 Uhr die Bühne vor dem Rathaus bei „Halb 8“ bespielt.

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