Das Heidenheimer Berufsschulzentrum (BSZ) im Heckental ist in die Jahre gekommen und müsste dringend erneuert werden. Außerdem reichen die räumlichen Kapazitäten, die der Bau aus den 1970er Jahren bietet, längst nicht mehr aus für die große Zahl der Schülerinnen und Schüler und die unterschiedlichen Schularten, die hier im Laufe der Jahre entstanden sind.
Deshalb fasste der Kreistag im Oktober vergangenen Jahres den Grundsatzbeschluss, das BSZ rundzuerneuern. Und der sieht vor, dass vier der fünf Gebäude des Komplexes kernsaniert und umgebaut werden, zudem soll das Schulzentrum einen großen Neubau erhalten. Das fünfte bestehende Gebäude soll dann abgerissen werden.
Doch wie viel Platz benötigen die einzelnen Schularten? Das wurde in den vergangenen Monaten in Zusammenarbeit mit den Schulleitungen und dem Landratsamt vom Stuttgarter Planungsbüro Rem Assets untersucht. Die Ergebnisse präsentierte dessen Vorstand Jörg Steiner dem Bildungs- und Sozialausschuss des Kreistags.
Kombination aus Sanierung und Neubau
„Ziel ist, ein zeitgemäßes Berufsschulzentrum zu bauen, das eine Kombination aus Sanierung und Neubau ist“, so Steiner. Künftig sollen die Maria-von-Linden-Schule, die Kaufmännische Schule und zusätzlich die Berufsschulstufe der Pistoriusschule in dem Komplex untergebracht werden. Und dabei sei von steigenden Schülerzahlen auszugehen. Aktuell, so Steiner, seien im BSZ 1.592 Schülerinnen und Schüler sowie 150 Lehrkräfte untergebracht. Im Jahr 2030, so die Prognose, wird mit 1.946 Schülern und 166 Lehrkräften gerechnet. Für die Kaufmännische Schule wird ein Zuwachs um 231 auf 1.200 Schüler erwartet, für die Maria-von-Linden-Schule ein Zuwachs um 84 auf 680. Den prozentual größten Anstieg erwarten die Planer bei der Pistoriusschule, und zwar um 39 auf dann 66 Schülerinnen und Schüler.
Fach- und Klassenräume sind knapp
Diesem steigenden Bedarf gilt es, bei der Planung gerecht zu werden. Denn derzeit sind die drei Schulen teils gemischt in den fünf Gebäuden untergebracht, manche Klassen haben gar keine festen Räume. „Nach der Generalsanierung soll es keine Wanderklassen mehr geben“, betonte Steiner. Dabei wolle man nicht das Maximum an Flächen und Räumen ausreizen, aber durchaus Synergien schaffen. Auch was die Fachräume betrifft, brauche man eine ausreichende Anzahl.
In enger Zusammenarbeit mit den Schulleitungen und den Lehrerinnen und Lehrern habe man einen Gesamt-Flächenbedarf für alle Schulen von mindestens 13.337 Quadratmetern ermittelt, derzeit stehen knapp 11.5000 Quadratmeter zur Verfügung. Dabei handelt es sich beim ermittelten Bedarf ausschließlich um Programmflächen. Zu diesen gehören der allgemeine Unterrichtsbereich, der fachspezifische Unterrichtsbereich sowie Lehrer-, Verwaltungs- und Unterrichtsbereiche. Das bedeutet, dass Verkehrsflächen, Technikflächen und Nebenflächen sowie Aulen und eine Mensa nicht enthalten sind. Den größten Flächenbedarf hat die Maria-von-Linden-Schule mit mindestens 6.732 Quadratmetern, die Kaufmännische Schule benötigt mindestens 5.819 Quadratmeter. Den geringsten Bedarf hat die Pistoriusschule mit mindestens 786 Quadratmetern.
Steiner betonte, dass es nötig sei, zwar allen drei Schulen in separaten Bereichen unterzubringen, aber auch gemeinsam nutzbare Räume für einen optimierten Schulbetrieb zu schaffen.
Zuerst kommt der Neubau
Wie Steiner dem Ausschuss für Infrastruktur und Umwelt erläuterte, ist vorgesehen, zunächst den großen Neubau zu errichten. Der soll im Bereich vor dem Haus C, also vor dem derzeitigen Haupteingang entstehen. Der Neubau soll ein repräsentatives Eingangsgebäude darstellen und zugleich die barrierefreie Erschließung des gesamten Schulgebäudes ermöglichen. In diesem Gebäude sind auf vier Stockwerken zwischen 5.800 und 7.000 Quadratmetern Programmfläche vorgesehen.
Im Untergeschoss, erläuterte Steiner, ist ein Aula-Bereich, ein Fachraum für Musik und eine Mensa angedacht. Im Erdgeschoss seien Fachräume für Naturwissenschaften der Maria-von-Linden-Schule und der Kaufmännischen Schule sowie die Berufsschulstufe der Pistoriusschule geplant. Für die restlichen naturwissenschaftlichen Fachräume und allgemeine Unterrichtsräume der Maria-von-Linden-Schule ist das erste Obergeschoss vorgesehen und im zweiten Obergeschoss gibt es weitere Unterrichtsräume der Maria-von-Linden-Schule, einen Fachraum für Kunst sowie Räume für den Friseurbereich. Derzeit wird damit gerechnet, dass der Neubau bis 2028 fertiggestellt wird. Im Anschluss soll dann die Sanierung der vier Bestandsgebäude angegangen werden. Da die Sanierung über Jahre hinweg unter laufendem Betrieb stattfinden wird, wird es während dieser Zeit immer wieder Umzüge geben. Sind alle Sanierungen abgeschlossen, kann das Haus E abgerissen werden.
Projekt kostet knapp 85 Millionen Euro
Der Kämmerer des Landkreises, Jürgen Eisele, rechnet damit, dass allein der Neubau fürs BSZ 36,7 Millionen Euro kosten wird. Insgesamt sind für Neubau sowie Abriss und Sanierung der Bestandsgebäude 84,2 Millionen Euro veranschlagt. Für den Bau gibt es auch Fördermittel, doch wie hoch die Quote sein wird, muss sich dem Kämmerer zufolge noch herausstellen. Dafür sind noch weitere und detailliertere Planungen notwendig.
Aktuell wird beim Landratsamt damit gerechnet, dass sich die gesamte Runderneuerung des Berufsschulzentrums über zehn Jahre hinziehen wird.