Konzert-Show

Wie die Fusion der Künste in der Waldorfschule überzeugte

Innovativ und kreativ: „Cellikatessen“ und „KeraAmika“ sorgten in der Heidenheimer Waldorfschule für ein Show-Erlebnis der besonderen Art

Es gibt ja solche Dinge, die auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun haben. Cello und Hip-Hop wäre so ein Beispiel dafür. Dass diese beiden aber ganz hervorragend miteinander funktionieren, ja sogar miteinander verschmelzen, das war am Mittwochabend in der Waldorfschule sehr mitreißend zu erleben.

„Fusion der Künste“ ist der Titel, unter dem sich die Ensembles „Cellikatessen“ aus Heidenheim und „KeraAmika“, der Tanzgruppe aus Aalen und Ellwangen, vereinigen. Und diese Vereinigung sorgte für einen gut gefüllten Saal der Waldorfschule und am Ende für großen und lautstark gezeigten Jubel und Beifall. Die Kombination war aber auch faszinierend: innovativ, kreativ, gekonnt und schwungvoll umgesetzt. Und das gilt für beide Ensembles: Den „Cellikatessen“ zuzuhören, wäre allein schon ein rundum gelungener Genuss gewesen. Auch der furiosen Show von „KeraAmika“ zuzusehen, würde unbändige Freude bereiten. Umso mehr galt dies für die Fusion, die weit mehr war als die Verdoppelung beider Künste.

Geschmeidig und energiegeladen

Virtuos sorgten die sechs Musiker der „Celikatessen“ für den musikalischen Grund, auf dem die ebenfalls sechs Mitglieder von „KeraAmika“ ihre wohldurchdachten Choreografien ausbreiten konnten. Und die sind mit Hip-Hop nur unzulänglich beschrieben: Da steckt auch jede Menge Breakdance mit Anleihen in der Akrobatik, House und Newstyle, eine bunte Mischung aus „Urban Dance“ also, und die wurde ebenso geschmeidig wie energiegeladen präsentiert – das war dem Publikum das eine oder andere Mal durchaus auch Szenenapplaus wert.

Von „Szene“ kann zu Recht gesprochen werden. Denn die zwei Tänzerinnen und vier Tänzer schufen mit ihren der Musik perfekt angepassten Abfolgen sogar kleine Geschichten, die vom geselligen Beisammensein bis hin zur Eskalation derselben, sogar Kampf untereinander erzählten und dabei auch nicht einer gewissen Portion Humor entbehrten. Und dabei entstanden jedes Mal erneut beeindruckende Bilder, ganz gleich, ob sie in Formation tanzten oder auch individuell. Die Feinabstimmung in diesem Punkt passte ebenso perfekt wie die Synchronizität und die Harmonie zur Musik.

Wellen und getanzte Zeitlupen

Und die war ebenso sorgsam zusammengestellt: Cellistin Iris Mack hat die Auswahl vorgenommen und wo nötig selbst die Arrangements für das Cello-Ensemble, mitunter angereichert durch Klavier und Percussion, angefertigt. Dabei legt sie ebenso auf Vielfalt wie auf Anspruch und Herausforderung Wert. Wie das dann tänzerisch umgesetzt wird, ist Sache von Roman Proskurin, Kopf von „KeraAmika“ und Mit-Inhaber des „House of Dance“ in Aalen. Er lässt sich dazu die Choreografien einfallen und sorgt für deren Umsetzung.

In diesem Fall war das unter anderem zur „Spartacus-Suite“ von Khachaturian zu erledigen, zu dem die Tänzerinnen und Tänzer groß angelegte Wellenbewegungen in den sehnsuchtsvollen Passagen Wellen im Fluss und im Stakkato, in Gruppe und einzeln zeigten. Harmonischer und eingängiger geht es kaum. Zum weiteren Programm gehörte auch „Bachianas Brasileiras“ von Heitor Villa-Lobos und Roman Guggenbergers Komposition „Puszta“, beides mit der nötigen Schärfe und Prägnanz umgesetzt. Ob nun ausgelassen oder gelassen, feinfühlig wurde die jeweilige Stimmung und Emotion des Musikstücks aufgenommen und tänzerisch interpretiert. Sehr häufig war das geprägt von hohem Tempo und herausfordernder Dynamik – sowohl für Tänzer als auch Cellisten also ganz schöne Hürden, die grandios gemeistert wurden. Gefühlvoll gestaltet waren auch die langsameren Passagen, in denen besonders die getanzten Zeitlupen beeindruckten.

Geschenk zum Jubiläum

Frenetisch also fiel der Beifall aus, und das Publikum ergoss sich in lautstarken Begeisterungsrufen. Und beides brandete erneut auf, als in der Zugabe bei „Shine you no more“ des „Danish String Quartet“ nochmals atemberaubendes Tempo vorgelegt wurde.

Fazit: Diese Fusion der Künste hat auf der ganzen Linie überzeugt. Mehr davon.

Geschenk zum Geburtstag

Der Geschäftsführer der Freien Waldorfschule Guntram Holzwarth und Lehrerin Constanze Eppel hatten in ihrer Begrüßung unverhohlen ihren Stolz verkündet, dieses Geschenk zum 50. Geburtstag des Schulgebäudes machen zu können. Bleibt zu hoffen, dass es nicht eines Jubiläums bedarf, um solch ein Geschenk wieder zu erhalten.

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