Leserbrief

Artikel von Südwestpresse-Redakteur Dominik Guggemos strotzt vor Ungenauigkeiten und Unterstellungen

Leserbrief zum Artikel „Mehrheiten für säkulare Politik“ vom 4. April im überregionalen Teil der gedruckten Ausgabe, den die Südwestpresse in Ulm verantwortet.

Ich freue mich, dass wir als christliche Kirchen in der Heidenheimer Zeitung Raum finden und regelmäßig auf kirchliche Veranstaltungen und Themen hinweisen dürfen. Darum finde ich es selbstverständlich in Ordnung, dass konträre Meinungen abgedruckt werden. Aber fair und korrekt sollte es trotzdem zugehen.

Der Artikel von Dominik Guggemos vom 4. April strotzt aber vor Ungenauigkeiten und Unterstellungen, die so nicht stehenbleiben können. Korrekt ist, dass die Kirchen vom Staat finanzielle Leistungen erhalten. Bei der Evangelischen Landeskirche machen das etwa zehn Prozent des Budgets aus. Aber was ist daran verwerflich? Der Staat unterstützt auch Sportvereine, Kultur, Opernhäuser. Warum nicht auch die Organisationen, zu denen immer noch fast die Hälfte der Bürger gehören und die mit ihren Aktivitäten in vielen Bereichen den Zusammenhalt in der Bevölkerung fördern. Dass alle Steuerzahler das Monatsgehalt von Bischöfen bezahlen, ist schlicht falsch. Der württembergische Landesbischof wird zu 100 Prozent aus Kirchensteuermitteln bezahlt.

Auch die Kritik an der Kirchensteuer ist nicht nachvollziehbar. Die Kirchensteuer ist eine gerechte Form der Erhebung von Mitgliedsbeiträgen, bei der Besserverdienende mehr bezahlen und Geringverdiener wenig oder gar nichts. Dass die Kirchensteuer von den staatlichen Finanzbehörden eingezogen wird, ist eine Dienstleistung des Staates, für die er von den Kirchen bezahlt wird.

Auch die Kritik am kirchlichen Arbeitsrecht ist nicht nachvollziehbar, hier von Diskriminierung zu reden ist vollkommen überzogen. Das kirchliche Arbeitsrecht ist verfassungsrechtlich geregelt und weitgehend öffentlichen Anstellungsordnungen angeglichen. Und es beinhaltet über den sogenannten „Dritten Weg“ eine starke Stellung der Mitarbeitervertretungen, die ebenfalls aus Mitteln der Kirchensteuer finanziert werden.

Ich vermute, dass die antikirchliche Polemik in dem Artikel ihren Ursprung auch in einer gewissen Frustration hat. Denn obwohl viele Menschen den beiden großen Kirchen den Rücken zugewandt haben, haben die Freidenkerverbände doch keinen nennenswerten Zulauf. So bleibt auch der sogenannte Zentralrat der Konfessionsfreien ein marginaler Lobbyverband mit wenigen und wechselnden Mitgliedern.

Dekan Gerd Häußler, Heidenheim