Mit reichlich Vorschusslorbeeren bedacht wurde das Landschaftsarchitekturbüro Terra.Nova, als es vor drei Jahren den städtebaulichen Realisierungswettbewerb gewann. Mittlerweile haben die Planer aus München ihren Entwurf verfeinert und in Teilen modifiziert, der Beifall ist ihnen aber geblieben. Deutlich wurde das jetzt, als sich der Gemeinderat in öffentlicher Sitzung auf den neuesten Stand bringen ließ. Das sind die wesentlichen Punkte des millionenschweren Vorhabens:
Die Planung
Verkehr raus, Grün rein. Diese Wunschvorstellung verbinden viele mit dem künftigen Gesicht des Rathausquartiers, und beides könnte Wirklichkeit werden. Während nämlich ein Praxistest zeigen soll, ob innerstädtisches Leben in Heidenheim ohne Kraftfahrzeuge auf der Grabenstraße funktioniert, prägt viel Natur die Pläne von Terra.Nova. Als Büro-Inhaber Peter Wich und sein Mitarbeiter Felix Kley die Details erläuterten, galt besonderes Augenmerk daher der sogenannten Schwammstadt entlang der Grabenstraße.
Vorzustellen hat man sich darunter eine Baumreihe, die nicht nur das Straßenbild aufwertet, sondern auch dazu beitragen soll, dass sich die Innenstadt weniger stark aufheizt. Hieß es in der Vergangenheit immer, wegen des in der Tiefe verlaufenden Wedelkanals könnten dort keine Bäume gepflanzt werden, finden sie nun in einem daneben angesiedelten Streifen Platz. Zur Bewässerung dient laut Ralf Käpplinger, dem Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung, Umwelt und Vermessung, ein im Untergrund liegendes Substrat, das das Regenwasser vor Ort wie ein Schwamm aufnimmt, speichert und anschließend zeitverzögert wieder abgibt.
Rund um das Rathaus verteilt sind Birken (mit niedrigem Pollenwert), Baum-Felsenbirnen, Scheinbuchen, Eichen, Erlen und Ginkgobäume vorgesehen. Den Hinweis von Norbert Fandrich (Linke), die Früchte der Letztgenannten verbreiteten einen unguten Geruch, entkräftete Wich mit dem Hinweis, das gelte nur für die weiblichen Pflanzen. Ausgewählt werden sollten daher männliche. Die von Tanja Oechsle (Freie Wähler) angesprochene Beschränkung auf Laubgehölze begründete Wich damit, sie vertrügen Trockenheit besser als immergrüne Pflanzen.
Die Beläge bestehen aus Betonsteinpflaster unterschiedlicher Abmessungen in Grautönen. Da sich unter einem großen Teil des Rathausumfelds die Tiefgarage erstreckt, darf aus statischen Gründen der Aufbau nicht zu schwer sein. Wich zerstreute jedoch Bedenken, dies könne Veranstaltungen mit vielen Besuchern unmöglich machen: „Bei 500 Kilogramm Last pro Quadratmeter müssen wir nicht an eine Begrenzung der Personenzahl denken.“
Die Modifikationen
In den vergangenen Monaten haben die Pläne einige grundlegende Veränderungen erfahren. So sollen die Baumpflanzungen auf der Nordseite des Rathauses jetzt im Bereich der früheren Tiefgaragenzufahrt konzentriert werden, um die Nutzbarkeit des Platzes nicht zu sehr einzuschränken. Aus dem gleichen Grund wird die Zahl der Hochbeete auf dem Plateau auf der Südseite reduziert.
Stattdessen ist dort eine Liege- und Spielwiese mit Schlossblick vorgesehen, auf der auch kleinere Veranstaltungen stattfinden können. Auf dem Trafohäuschen neben dem vor seinem Abriss stehenden Meeboldhaus ist eine Aussichtsplattform eingeplant, daneben ein Spielplatz, dessen beiden Ebenen durch Rutschen verbunden sind.
Der Bauablauf
Dem von der Stadtverwaltung vorgelegten Zeitplan entsprechend, soll die Platzgestaltung im ersten Bauabschnitt – nördlicher Bereich des Rathauses zwischen Grabenstraße und Helmut-Bornefeld-Straße sowie Freifläche vor dem Haupteingang auf der Westseite – 2026 beginnen. Bis dahin muss dort die Decke der darunter liegenden Tiefgarage abgedichtet sein. 2027 folgen die Sitzstufen entlang der Grabenstraße und das begrünte Plateau auf der Südseite des Rathauses.
Ob dann auch die Schwammstadt dazugehört, hängt davon ab, wann das Wedelbauwerk unter der Grabenstraße saniert wird (siehe kleiner Artikel). Der zweite Bauabschnitt schließt sich voraussichtlich 2028 an. Er umfasst die Grabenstraße zwischen Christianstraße und Einmündung Am Wedelgraben.

Solange der Haupteingang geschlossen bleibt, kann das Rathaus über eine barrierefreie Rampe auf der Ostseite betreten werden. Dieses Provisorium eignet sich Wicht zufolge nicht als dauerhafte Lösung, „weil das Überwinden des Höhenunterschieds auf dem zur Verfügung stehenden Platz kaum möglich ist“.
Die Kosten
Die reinen Baukosten für den zweigeteilten ersten Bauabschnitt belaufen sich nach derzeitigem Stand auf 6,98 Millionen Euro; als Honorar für die Ausführungsplanung hat der Gemeinderat jetzt 465.000 Euro freigegeben. Der zweite Bauabschnitt schlägt mit weiteren vier Millionen Euro zu Buche.
Die Anregungen
Christoph Weichert (Freie Wähler) plädierte dafür, anstatt der in manchen Bereichen vorgesehenen Leuchtstelen ausschließlich die entlang der Christianstraße eingeplanten doppelköpfigen Mastleuchten aufzustellen, die auch bei der Stadtbibliothek stehen. Ihr nach unten gerichtetes Licht sorge für mehr Helligkeit und ein stärkeres Sicherheitsgefühl bei den Passanten. Der Anregung von Michael Rieck (CDU), des Effekts wegen Baumkronen von unten zu beleuchten, erteilte Käpplinger eine Absage: „Nach dem Naturschutzgesetz ist das nicht mehr zulässig, weil es zur Lichtverschmutzung beträgt und insektenschädlich ist.“
Eine großflächige Ausleuchtung könnte nach Ansicht Wichs auch bei einem von Dr. Andreas Brosinger (CDU) ausgemachten Ärgernis helfen: „Beim Meeboldhaus haben sich bisher schon ständig Personen getroffen, die dort Alkohol trinken und dann Leute anpöbeln – auch mich und viele Bekannte von mir.“ Die geplanten Sitzstufen, so Brosingers Befürchtung, könnten dieses Problem noch verstärken.

Oberbürgermeister Michael Salomo entgegnete, aufgrund des Abbruchs des Meeboldhauses habe sich das Geschehen mittlerweile auf die andere Straßenseite verlagert, „weil diese Personen einen Unterschlupf suchen“. Er verwies darauf, dass sich die Polizei ständig um die Angelegenheit kümmere, zudem erfolgten Streifengänge des Ordnungsamts.
Im Raum steht noch der Vorschlag von Stephanie Grath (Freie Wähler), einen abgetrennten Bereich auszuweisen, in dem Hunde ihr Geschäft verrichten können.
Wedel muss saniert werden
Der unterirdisch verlaufende Wedelkanal in der Heidenheimer Innenstadt ist immer für Überraschungen gut. Meistens sind es keine guten – und teure obendrein. So verhält es sich auch mit dem unter der Grabenstraße liegenden, 1961 erstellten Abschnitt zwischen der Christianstraße und der Straße Am Wedelgraben. Im Unterschied zu anderen Teilstücken ist er noch nicht grundlegend saniert worden. Als die Stadtverwaltung ihn im Vorgriff auf die anstehende Neugestaltung des Rathausumfelds unter die Lupe nahm, zeigten sich nicht nur Risse im Asphalt, sondern auch Korrosionsschäden an der Bewehrung der Deckenplatte und vom Streusalz verursachte Schäden am Beton. „Der Zustand ist noch nicht bedrohlich, aber mit Blick auf den Innenstadtumbau sollte man tätig werden“, sagte Gerhard Horlacher, Leiter des Fachbereichs Bauen, und holte sich den einstimmigen Beschluss des Technik- und Umweltausschusses ein, die erforderliche Planung europaweit auszuschreiben. Veranschlagt sind hierfür rund 300.000 Euro. Die noch zu ermittelnden Sanierungskosten bezifferte er auf 1,5 bis zwei Millionen Euro. Die zu erwartende Dauer der Arbeiten von einem Jahr begründete Horlacher damit, dass ein unter dem Wedelbauwerk liegender Abwasserkanal ebenfalls saniert werden müsse. Außerdem seien mehrere Leitungen zu verlegen, um Platz für die sogenannte Schwammstadt zu schaffen.