Bei der Heidenheimer Stadtverwaltung gibt es derzeit zwei verantwortungsvolle Stellen zu besetzen: Die Leitung des Fachbereichs 5 (Familie, Bildung und Sport) sowie die des Fachbereichs 8 (Städtische Betriebe). Dass die Leitung der Städtischen Betriebe neu besetzt werden muss, ist schon seit langer Zeit bekannt, denn dass der bisherige Chef Hans-Jürgen Schiffner im Februar in den Ruhestand gehen würde, war absehbar. Dass Matthias Heisler, bisher Leiter des Fachbereichs 5, im Februar zum neuen Bürgermeister in Gerstetten gewählt werden würde, kam jedoch einigermaßen überraschend.
Zwei Stellen also, die mit großer Verantwortung einhergehen, und die deshalb dringend besetzt werden müssten. Bisher jedoch wurde keine der beiden offiziell ausgeschrieben. Einer der Gründe ist wohl, dass Oberbürgermeister Michael Salomo, dem die Personalverantwortung für die Verwaltung obliegt, auf eine neue Art der Personalsuche setzt: die externe. Eine Personalagentur, so war zu hören, soll damit beauftragt werden, geeignetes Führungspersonal zu finden. Vakant wird in absehbarer Zeit auch die Leitung des Dezernats II, da Bürgermeisterin Simone Maiwald in den Ruhestand gehen wird.
Auf eine entsprechende Anfrage wurde dies von der städtischen Pressestelle am 11. März auch indirekt bestätigt: „Bei einer Mitarbeiterschaft von 900 Mitarbeitenden ist es durchaus üblich, für drei wichtige zu besetzende Führungspositionen ein solches Verfahren (u.a. auch Assessment-Center) durchzuführen. Es wurden vorab Kostenvoranschläge eingeholt und sich daraufhin für ein stimmiges Angebot entschieden.“ Einen Tag später wurde diese Aussage dann jedoch teils korrigiert: „Es wurde hinsichtlich eines potenziellen Headhunters noch kein Angebot angenommen, das steht noch aus und wird derzeit eruiert.“
Interne und externe Ausschreibung
Dass es in Sachen Personalsuche im Rathaus keine klare Linie zu geben scheint, wird bei einer erneuten Nachfrage deutlich. So ist einer Antwort der Pressestelle vom 24. März zufolge „derzeit kein Headhunter geplant“. Binnen kurzer Zeit also muss es in der Verwaltung ein Umdenken gegeben haben: „Es ist geplant, die Position des FB 8 zunächst ohne Dienstleister extern auszuschreiben, die Stelle für den FB 5 wird zunächst einmal intern ausgeschrieben“, so die jüngste Auskunft. Wie es zu diesem Sinneswandel kam, wird nicht begründet. Vielleicht kam ja aus Reihen des Gemeinderats das Signal, dass kein Headhunter gewünscht wird. Die Kosten für eine solche externe Dienstleistung sollen jedenfalls bei bis zu 50.000 Euro liegen – pro Stelle.
Bislang wurde keine der beiden Stellen ausgeschrieben. Standard ist, dass derartige Führungspositionen im „Staatsanzeiger“ ausgeschrieben werden. Im Rathaus zuständig ist dafür der Geschäftsbereich Personalwesen und Personalentwicklung.
Grundsätzlich sehen die Verfahren bei Stellenbesetzungen vor, dass der Gemeinderat über die Einstellung von Führungskräften entscheidet. Das ist auch dann so, wenn externe Dienstleister mit der Suche nach Personal beauftragt werden. Auch müssen Bewerber, die nicht über einen Dienstleister vermittelt werden, im Auswahlverfahren berücksichtigt werden, sofern die Bewerbung form- und fristgerecht eingeht. „Durch die externe Ausschreibung haben auch Interne die Möglichkeit, sich zu bewerben“, heißt es von der Pressestelle.
Auch wenn man bei der Stadt Heidenheim jetzt wohl doch auf externe Hilfe bei der Suche verzichten will und entgegen ursprünglicher Planungen keinen Headhunter engagieren will: Ungewöhnlich wäre diese Vorgehensweise nicht. Was in der Wirtschaft seit vielen Jahren gang und gäbe ist, setzt sich auch immer mehr in öffentlichen Verwaltungen durch. Auf Nachfrage wird das von der Pressestelle des Städtetags Baden-Württemberg bestätigt. Demzufolge greifen immer mehr Verwaltungen auf die Dienste von externen Personalagenturen zurück, vor allem wenn es um die Besetzung von Führungspositionen oder technischen Stellen geht. So heißt es von der Heidenheimer Stadtverwaltung auch: „Bei Führungskräften im Öffentlichen Dienst, die in der Regel auch Lebzeitbeamte sind, ist es durchaus üblich, ein Assessment- Center bzw. einen Headhunter dazwischenzuschalten, da es bei Beamtenstellen keine Probezeit gibt. Man sieht auch bei anderen Behörden, z.B. Landratsamt HDH, dass hier Personalagenturen eingeschaltet werden.“
Durch die externe Ausschreibung haben auch Interne die Möglichkeit, sich zu bewerben
Maja Jochem, Pressesprecherin
Doch warum wurden die beiden vakanten Fachbereichsleiter-Stellen bisher nicht ausgeschrieben? Blieb bei dem Hin-und-Her, welches Verfahren gewählt wird, so viel Zeit auf der Strecke? Würde es bei der Beauftragung eines Headhunters zu weiteren Verzögerungen kommen? „Nein, das Thema geht normal seinen Gang. Insbesondere bei Beamtenstellen haben die Kolleg*innen das Recht, den Dienstposten bis zur Pension innezuhaben, daher ist hier eine besondere Auswahl gerechtfertigt“, so die städtische Pressesprecherin Maja Jochem. In der nächsten Gemeinderatssitzung am 27. März wolle man das Thema dem Gremium vorstellen.
Das Ausschreibungsverfahren solle „unmittelbar“ beginnen. Und wann ist mit einer Besetzung der Stellen zu rechnen? „Das ist von mehreren Faktoren abhängig und nicht vorwegnehmbar“.
Dritte Stelle wird vakant
Eine weitere Führungsposition in der Stadtverwaltung wird in absehbarer Zeit ebenfalls vakant: die der Leitung des Dezernats II. Aktuell ist diese von Bürgermeisterin Simone Maiwald besetzt, doch die geht in etwas mehr als einem Jahr in den Ruhestand. Ursprünglich hätte ein von der Verwaltung beauftragter Headhunter auch für diese Position eine geeignete Nachfolge suchen sollen. Von der städtischen Pressestelle wurde das nicht dementiert.
Doch ob und wie man sich nun auf die Suche macht, ist offen. Fakt ist, dass der Bürgermeister vom Gemeinderat und nicht - wie der Oberbürgermeister - von der Bevölkerung gewählt wird. Ungewöhnlich wäre es nicht, wenn aus Reihen des Gremiums Vorschläge kommen.