Leserbrief

Heidenheims Innenstadt wird verschandelt

Leserbrief zu den Gleitschutzwänden an verschiedenen Stellen in Heidenheim:

Als ich Montagabend nach der Chorprobe durch die Innenstadt nach Hause ging, traute ich meinen Sinnen nicht. Hatten wir schon den 1. April oder gar den 1. Mai? Soll das hier eine dauerhafte Maßnahme sein? Die am Eugen-Jaekle-Platz und an der Grabenstraße aufgestellten Gleitschutzwände sind eindrucksvoll – hässlich. Die Gehwegbenutzer fühlen sich nicht auf einem lebendigen Platz, sondern sie bekommen das Gefühl, an einer Autobahnbaustelle entlangzugehen, genau daher kennen sie solche Wände. Die würden auch nicht schöner werden, wenn sie mit Kunst garniert würden in der Art der Berliner Mauer. Sie mit Werbeplakaten zuzupflastern, würde dem Ganzen noch die Krone aufsetzen.

Wozu das Ganze? Sicherheit über alles? Ich verstehe den großen Wunsch nach Sicherheit. Aber hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben, und wenn man ihr nahekommen will, geht das auf Kosten von Freiheit und hier auch Schönheit. Aber vielleicht sehe ich das ja ganz falsch. Bei der Maßnahme könnte es sich ja um eine geniale Sparmaßnahme der klammen Stadt halten: Sie kann sich alle zukünftigen Bemühungen und Aufwendungen für eine verbesserte Aufenthaltsqualität in der Innenstadt sparen. Denn die sich darin bewegen, werden den Stadtkern unbewusst immer als einen hochgefährdeten Ort ansehen, den man besser meidet oder möglichst schnell wieder verlässt, um in sichere Zonen zu kommen. Wenn die Stadt wirklich die Sicherheit verbessern will, und zwar die im Alltag, könnte sie ja auch flächendeckend Tempo 30 einführen. Das wäre billiger und effektiver und würde nicht die Stadt verschandeln.
Wolfgang Eber, Heidenheim