Tierheim: Mehr Geld und trotzdem knappe Kassen
Bereits im vergangenen Jahr sorgten politische Entscheidungen, extrem gestiegene Energiekosten, die Inflation, aber auch das Verhalten von Hundebesitzern dafür, dass die Situation beim Heidenheimer Kreistierschutzverein und speziell im Tierheim extrem angespannt war. Stefan Hitzler, der Vorsitzende des Vereins, war deshalb Ende Dezember auf die Städte und Kommunen zugegangen, um mit ihnen zu verhandeln. Seine Hoffnung: Dass die Zuschüsse fürs Tierheim erhöht werden. Sein Vorschlag: 1,50 Euro pro Einwohnerin und Einwohner einer Kommune könnten an den Tierschutzverein gehen, damit der seine Arbeit fortsetzen kann. Heute sagt Hitzler: “Wir wussten, dass wir ohne Hilfe insolvent gehen.”
Was wurde aus dem Hilfegesuch des Vereinsvorsitzenden?
Mittlerweile sind die Verhandlungen abgeschlossen und neue Verträge unterschrieben. Die Oberbürgermeister und Bürgermeister im Landkreis haben im Juli entschieden, dass der Kreistierschutzverein ab sofort 30.000 Euro mehr an jährlichen Zuwendungen erhält. Das ist hochgerechnet zwar nicht die Summe, die sich aus Hitzlers Vorschlag ergeben hätte, zumindest aber mehr als bisher. Bislang bekam der Verein insgesamt 90.000 Euro an Zuwendungen pro Jahr: 70.000 Euro von den Kommunen und 20.000 Euro vom Landkreis. Der Anteil vom Landkreis ist gleich geblieben, der von Städten und Gemeinden wurde um 30.000 auf 100.000 Euro erhöht. Das zusätzliche Geld wird für die Betreuung der Fundtiere im Kreistierheim in Heidenheim bereitgestellt. Damit erhält der Verein nun insgesamt 130.000 Euro jährlich. Denn zusätzlich unterstützen die Städte und Gemeinden die Aktion „Katzenkastration“ von herrenlosen Katzen mit 10.000 €.
Genug, um Verein, Tiere und Mitarbeiter über Wasser zu halten?
Ist die Erhöhung der Zuschüsse die Rettung des Vereins?
“Bei Weitem nicht”, sagt Hitzler. “Mir ist es wichtig, das gute Verhältnis zwischen dem Tierschutzverein und den Kommunen zu betonen. Sie lassen uns nicht im Stich und das ist toll”, so der Vorsitzende. Trotzdem sei die Lage schwierig: “Angenommen, die Kosten für Strom, Gas, Wasser, Personal und so weiter blieben – wie im Vorjahr – bei knapp über 400.000 Euro: Selbst dann würden die Zuschüsse trotzdem gerade mal ein Viertel der Kosten und Ausgaben decken”, erklärt Hitzler. 35.000 Euro Verlust habe der Verein im vergangenen Jahr gemacht, und das, obwohl er eine Erbschaft in Höhe von 100.000 Euro erhalten hatte. Hitzler nimmt kein Blatt vor den Mund: “Ohne die wären wir bankrott gegangen.”
Wie kommt es zu den hohen Kosten?
Doch warum ist der Verein in dieser Situation?
Finanzielle Not und steigende Kosten: Die zweimalige Erhöhung des Mindestlohns habe zu Mehrkosten von rund 3000 Euro pro Monat geführt. Inflation, hohe Energiekosten, gestiegene Futter- und Tierarztkosten brachten mit sich, dass einige Menschen ihre Haustiere nicht mehr halten können und sie aussetzen. 2022 habe der Verein 120 Kleintiere betreut, deutlich mehr als zuvor.
Herausforderungen mit unerfahrenen Hundebesitzern: Immer mehr unerfahrene Menschen schaffen sich große Hunde an, ohne sich mit den Rassen auszukennen, was zu Verhaltensproblemen führt. Diese Hunde bleiben oft lange im Tierheim, wo sie Zwinger besetzen und hohe Kosten verursachen.
Kastrationspflicht für Katzen als Lösung? Auch die fehlende Kastrationspflicht verursacht Hitzler zufolge extreme Mehrkosten fürs Tierheim. 2022 betreute das Tierheim 237 Katzen, die teuer geimpft und versorgt werden mussten.
Welche Lösung könnte es geben?
Auf die Frage, welche Lösung sich Hitzler für die nach wie vor brenzlige Lage im Tierheim vorstellen kann, weiß er noch keine Antwort. “Es gibt keine Lösung”, sagt der Vereinsvorsitzende. Man bräuchte mehr Mitglieder, mehr Spenden, “Leute, die an uns denken”. Die Politik sollte jedenfalls keine Probleme schaffen, für die sie keine Lösungen bereithält, findet Hitzler. “Es ist kein Zustand, sich allein mit der Hoffnung auf Erbschaften durchzuschlagen.”
So kann man das Tierheim unterstützen
Um Kosten einzusparen, wird das Tierheim eine Wärmepumpe einbauen. Mit der Stadt ist der Vereinsvorsitzende eigenen Angaben zufolge im Gespräch über neue Konzepte, mit denen sich die Energiekosten künftig eindämmen lassen. Heuer werden sie sich nach Schätzungen Hitzlers auf etwa 30.000 Euro belaufen.
Wer das Tierheim unterstützen möchte, kann eine Tier-Patenschaft übernehmen, ans Tierheim spenden, “oder Mitglied werden, und so zeigen, dass man hinter dem Tierschutz steht”, sagt Hitzler, der für jede Hilfe dankbar ist.