Es waren gute Nachrichten für die Mirjeta Halilaj, Simar Özcan und alle jungen Menschen in Schnaitheim: Ende März rückten Bagger und Kran an und rissen das Silogebäude neben dem Bahnhof ab. Nach wenigen Tagen war die Fläche geräumt und die Bahn frei. Frei, um nach monatelanger Verzögerung mit dem Bau der Anlage zu beginnen, die mit unterschiedlichen Sportgeräten, Sitzgelegenheiten und Überdachung zum neuen Schnaitheimer Jugendtreffpunkt werden soll.
Die beiden Schülersprecher der nahegelegenen Hirscheckschule können die Eröffnung der Anlage kaum erwarten. "Wir freuen uns, dass wir da sitzen und mit Freunden Zeit verbringen können", sagt die 14-jährige Mirjeta. Aktuell verbringt sie ihre Freizeit in Schnaitheim so: "Wenn ich rausgehe, dann setze ich mich meistens auf eine Bank im Park. Ich mache nicht wirklich etwas Besonderes, weil man hier ja keine Möglichkeit hat." Der 15-jährige Simar stimmt ihr zu. Schnell wird klar: Die beiden Jugendlichen und ihre Altersgenossen sehnen den geplanten Jugendtreff herbei. Doch daraus wird erst einmal nichts: Ein Grünstreifen auf der Westseite des Geländes, wo die Gleise verlaufen, ist zum Problem geworden.
Jugendtreff-Projekt muss umgeplant werden
Wie Maja Jochem, Pressesprecherin der Stadt Heidenheim, erklärt, ist das Flurstück „derzeit noch zu Bahnzwecken gewidmet“. Ein entsprechendes Entwidmungsverfahren habe die Stadt angefragt, es wurde jedoch von der Bahn „als unrealistisch zurückgewiesen, da hier kein überragendes öffentliches Interesse besteht“. Nur unter bestimmten Voraussetzungen könne die Bahn dem Bau der Anlage zustimmen. Bedeutet: Das Projekt muss umgeplant werden. Und zwar so, dass auf dem beschriebenen Grünstreifen „nur leicht reversible bauliche Anlagen“ errichtet werden. „Änderungen sind sehr wahrscheinlich“, so Jochem. Wann der Baustart tatsächlich erfolgen kann, ist also völlig unklar und abhängig von den Mitarbeiterressourcen und der weiteren Abstimmung mit der Bahn.
All das geschieht nicht nur zum Leidwesen von Mirjeta und Simar, sondern allen Schülerinnen und Schülern der Hirscheckschule. „Ich habe montags und donnerstags von 12.50 bis 14 Uhr Pause und wir dürfen hin, wo wir wollen. Da wäre so ein Jugendplatz für uns sehr praktisch“, erzählt Mirjeta. Dem bisherigen Plan zufolge, waren auf dem Gelände neben einem Unterstand und Sitzgelegenheiten ein mobiler Pumptrack, eine Calisthenics-Anlage und zwei Tischtennisplatten vorgesehen. Genau das hatten sich die jungen Menschen gewünscht, wie aus der „Hack the Hood“-Jugendbefragung im Jahr 2022 hervorging. Schülersprecher Simar ist sich auch drei Jahre später sicher: „Jeder würde sich freuen, wenn das hier in Schnaitheim gehen würde.“
Stadt Heidenheim: Verständnis für Unzufriedenheit
Christoph Steeger, Social-Media-Manager der Stadt Heidenheim, kann den Unmut der beiden nachvollziehen: „Das ist manchmal vielleicht von außen nicht so ganz klar, warum Dinge länger dauern.“ Er erklärt: „Es muss alles verwaltungstechnisch und auch rechtlich passen“, und weiter: „Es gibt unterschiedliche Leute, die mitmischen und dann dauern die Dinge eben ihre Zeit.“
Dementsprechend dauern wird es also auch noch, bis die Jugendlichen von den örtlichen Bänken zum dann einzigen Schnaitheimer Jugendtreffpunkt umziehen können. Mit dem wäre zumindest das Schülersprecher-Duo bereits wunschlos glücklich: „Erstmal soll das jetzt kommen. Schnaitheim ist ja nicht wirklich groß. Das würde schon reichen“, sagt Mirjeta und erntet erneut die Zustimmung von Simar.
So verlief das Projekt bisher
Das Vorhaben, in Schnaitheim einen Treffpunkt für junge Menschen zu schaffen, wurde 2022 angestoßen. Im April 2024 beschloss der Technik- und Umweltausschuss des Gemeinderats die Umsetzung. Diese sollte noch im selben Jahr erfolgen, so die damalige Aussage. Dass der Baustart zunächst auf das zweite Quartal 2025 verschoben wurde, erklärt Christoph Steeger von der Stadt Heidenheim so: „Nachdem der Beschluss gefasst wurde, konnten erst die Pachtverträge gekündigt werden. Dann musste man es mit dem Eisenbahn-Bundesamt klären, wegen der Nähe zu den Bahngleisen.“ Zudem wurde über das inzwischen abgerissenen Silo-Gebäude gesprochen: „Da gab es Überlegungen, ob man das Gebäude überhaupt abreißen muss, oder ob die städtischen Betriebe es weiternutzen können.“ Im Haushalt des vergangenen Jahres waren für das Projekt 150.000 Euro vorgesehen.