Anwohner spricht von Harakiri

Was das Abbiegen vom Schnaitheimer Wohngebiet Hagen auf die Steigstraße gefährlich macht

Anlieger klagen, das Abbiegen vom Wohngebiet Hagen in Schnaitheim auf die Steigstraße sei gefährlich. Das sagt die Stadt dazu.

Nicht immer wächst die Verkehrsanbindung mit, wenn ein neues Wohngebiet entsteht oder ein bestehendes erweitert wird. Beispiel: der Hagen in Schnaitheim. Mehrere Anwohner nutzten jetzt die Bürgerfragestunde des Gemeinderats dazu, auf die aus ihrer Sicht nicht mehr hinnehmbare Situation aufmerksam zu machen.

Namens der Aktionsgemeinschaft Hagen trat Walter Fischer ans Mikrofon und wählte klare Worte: „Es ist ein unhaltbarer Zustand. Die Menschen verzweifeln so langsam.“ Konkret sprach Fischer die Einmündung von der Fabrik- in die Steigstraße an. Dass das Verkehrsaufkommen die Kapazität dieser längst nicht mehr heimlich zu nennenden Stadtumfahrung an ihre Grenzen bringt, ist keine neue Erkenntnis.

Einmündungsbereich ist schlecht einzusehen

Parkende Autos zwingen Fischer zufolge dazu, sich beim Abbiegen behutsam vorwärtszutasten, allerdings sei der Bereich so schlecht einzusehen, dass es immer wieder zu gefährlichen Situationen und sogar Unfällen komme. Fischers Fazit: „Das ist Harakiri.“ Verschärfend wirke sich die wachsende Zahl der Haushalte und damit auch Fahrzeuge im Hagen aus. Sie können das Wohngebiet nur über die Steigstraße verlassen.

Kein Gehör fand Fischer mit seinem Vorschlag, zumindest provisorisch Betonblöcke im Einmündungsbereich zu platzieren, um dort das Parken zu unterbinden und das Abbiegen sicherer zu machen. Vage blieb Oberbürgermeister Michael Salomo zudem bei der Antwort auf die Frage, welches Ergebnis eine kameragestützte Verkehrsmessung ergeben habe. Unwidersprochen blieb die von Stadtrat Uwe Gobbers (SPD) genannte Zahl von 2500 Fahrzeugen.

Steigstraße war einst ein Kalkweg

Salomos Hinweis, andere Straßen wiesen eine wesentlich stärkere Belastung auf, konterte Fischer mit der Bemerkung, die Steigstraße sei nicht mit einer Hauptverkehrsstraße wie der Clichystraße zu vergleichen. Sie habe sich von einem Kalkweg „eigendynamisch bis zur jetzigen Situation entwickelt“.

Einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden war das Problem zuletzt im Herbst 2022, als die Bundesstraße 19 zwischen Aufhausen und Itzelberg sieben Wochen lang wegen Sanierungsarbeiten gesperrt war und sich große Teile des Verkehrs die Steigstraße als zeitsparende Alternative zur offiziellen Umleitungsstrecke aussuchten. Tempo 30 änderte ebenso wenig etwas an der damit verbundenen Belastung für die Anlieger, wie die schon vor vielen Jahren an der Einmündung der Steig- in die Heidenheimer Straße installierte Ampel die Lage grundlegend entspannte. Sie ermöglicht es lediglich einigen wenigen Fahrzeugen, sich jeweils nach dem Schließen der Bahnschranken in den Verkehr einzufädeln.

Stadt will im Austausch mit der AG Hagen bleiben

Salomo betonte, an der zunehmenden Zahl der Autos nichts ändern zu können: „In Heidenheim entstehen momentan 550 neue Wohnungen, und das bringt zwangsläufig mehr Verkehr mit sich.“ Die Stadt werde aber im Austausch mit der AG Hagen bleiben.

Schadhaft und sanierungsbedürftig: die Heidenheimer Straße zwischen Heidenheim und Schnaitheim. Rudi Penk

Wer von Schnaitheim her kommend nicht nach rechts auf die Steigstraße abbiegt, sondern auf der Heidenheimer Straße weiterfährt, muss ebenfalls Nehmerqualitäten beweisen: Schlaglöcher und Unebenheiten lassen die Richtung Süden führende Verbindung bisweilen einer Teststrecke gleichen. Die vor einigen Wochen in einem Leserbrief geäußerte Forderung nach einer Instandsetzung wurde auch bei der Bürgerfragestunde laut. „Seit 45 Jahren ist dort nichts mehr gemacht worden“, klagte ein Anwohner.

Die Verfassung der Straße sei bekannt, versicherte Gerhard Horlacher, Leiter des Fachbereichs Bauen im Heidenheimer Rathaus. Auch die Straßenzustandskarte der Stadtverwaltung kommt zu einer eindeutigen Bewertung und stellt die Straße rot dar. Bedeutet: Es besteht Handlungsbedarf. Der schon 2022 getroffenen Einschätzung zufolge sollte die Heidenheimer Straße innerhalb der nächsten zehn Jahre saniert werden. Die Verwaltung kontrolliere deshalb regelmäßig und führe kleinere Reparaturen aus, so Horlacher.

Eine grundlegende Sanierung beschränke sich jedoch nicht auf den Fahrbahnbelag, sondern schließe auch den Kanal ein. „Da geht es um größere Millionenbeträge, und deshalb sind wir da aus haushaltstechnischen Gründen noch nicht rangegangen.“ Salomo ergänzte auf Nachfrage, Zuschüsse könnten nur für Straßen beantragt werden, die sich in einem Sanierungsgebiet befinden. Das sei bei der Heidenheimer Straße nicht der Fall, aber: „Das Thema geht bei uns nicht unter.“

Karte zeigt Sanierungsbedarf

Insgesamt 254 Kilometer lang sind die Straßen, für die die Stadt Heidenheim die Unterhaltspflicht hat. Der Dringlichkeit ihrer Sanierung entsprechend, sind sie in drei Kategorien unterteilt (grün, orange, rot). Den jeweiligen Stand zeigt eine Straßenzustandskarte auf der städtischen Homepage.