Künftige Energieversorgung

Was noch fehlt, damit der Landkreis Heidenheim ans Wasserstoffnetz angeschlossen wird

Der Landkreis Heidenheim will beim Wasserstoff-Anschluss vorankommen – doch wenn bis 2032 der Energieträger fließen soll, müsste es beim Leitungsbau bald vorangehen.

Als Wegbereiter für die Energiewende liegen viele Hoffnungen auf der Süddeutschen Erdgasleitung (SEL). Die Leitung soll erst Erdgas, später dann Wasserstoff nach Baden-Württemberg leiten und vor allem Firmen, die viel Energie brauchen, die Versorgungssicherheit gewähren. Die Leitung führt auch durch den Landkreis Heidenheim, doch während andernorts schon Gas fließt, ist sie hier noch nicht gebaut. Wann es losgeht, ist ungewiss.

Im Verwaltungsausschuss des Kreistags stellte Wirtschaftsförderer Jan Blömacher den aktuellen Stand in der Region vor und betonte die hohe Bedeutung von Wasserstoff für energieintensive Unternehmen im Landkreis – mehr sogar als andernorts im Land. „Die bekannte energieintensive Industrie im Kreis hat einen erheblichen Bedarf an Wasserstoff“, so Blömacher.

Landkreis Heidenheim wartet auf Investitionsentscheidung

Der Landkreis ist Teil des geplanten Wasserstoffkernnetzes SEL, das langfristig den Energietransport sicherstellen soll. Doch für den Abschnitt zwischen Esslingen und dem bayerischen Bissingen, knapp hinter der Landkreis-Grenze, fehlt bislang ein Betreiber, so der Hinweis von Landrat Peter Polta. CDU/FDP-Fraktionschef Bernhard Ilg hakte nach: „Bedeutet das, dass uns der Investor fehlt? Wie schwierig ist die Umsetzung in unserem Fall?“ Blömacher verwies darauf, dass der Energieversorger EnBW bislang keine Investitionsentscheidung getroffen hat, womöglich vor dem Hintergrund, dass die Bundesnetzagentur alle Leitungen auf ihre Wirtschaftlichkeit prüft. „Wenn die Prüfung schlecht ausfällt, könnte es sogar passieren, dass unser Abschnitt aus dem Netz herausfällt“, so Blömacher weiter.

Doch ein solches Szenario gilt als unwahrscheinlich, zumal die Region vom Bund bereits eine Förderung über 90 Prozent der Kosten bekommen hat, um ein Konzept zu erstellen, wie der Wasserstoff – abzweigend von der SEL – in die Region verteilt werden soll. Die Zeit drängt: Falls die Leitungen wie vorgesehen ab 2032 Wasserstoff transportieren sollen, müssten schnell Lösungen gefunden werden, deshalb sei man in Gesprächen mit Verteilnetzbetreibern und Projektkonsortien.

Wie groß ist das Interesse der Wirtschaft im Landkreis Heidenheim?

Bernhard Ilg (CDU/FDP-Fraktion) wollte wissen, wie konkret das Interesse der Unternehmen sei: „Sind die Betriebe wirklich an Bord? Denn die Investitionen in die Leitungen werden sich letztlich auf die Preise auswirken.“ Laut Landrat Polta sei man dazu in Gesprächen mit den größten Abnehmern im Landkreis, da sich die Bedarfe ändern könnten. Laut Blömacher sollen gerade diese Betriebe vorrangig angeschlossen werden.

Dieter Henle (Freie Wähler) verwies auf die Dringlichkeit der Pläne: „Es ist gut, dass unser Landkreis an diesem Thema dranbleibt. Klimafreundliche Energiequellen müssten nicht nur genutzt werden, sondern auch bezahlbar sein. Unsere Wirtschaft wartet auf bezahlbare Energiekosten, insbesondere im internationalen Vergleich.“

Um den Wasserstoffbedarf in der Region zu decken, bräuchten wir rund 1100 Windräder. Das ist illusorisch.

Peter Polta, Landrat

Grünen-Vertreter Michael Sautter warnte diesbezüglich vor zu hohen Erwartungen: „Wir dürfen uns nichts vormachen. Wasserstoff als Energieträger wird langfristig wichtig sein, aber vorerst teuer bleiben. Spannend wird es, wenn wir günstigen Wasserstoff aus dem Ausland, etwa aus Afrika, importieren können.“ Besonders interessant sei die Frage, wie die Stadtwerke Heidenheim den grünen Wasserstoff in ihre Fernwärmeplanung integrieren könnten.

Heiko Röllig (AfD) zeigte sich skeptisch: „Ich warne vor unrealistischen Erwartungen. Wir dürfen nicht in Träumereien verfallen.“

Bis 2040 sollen die Gasnetze abgeschaltet sein, so der Hinweis von Landrat Polta. Blömacher bestätigte: „Das ist die gesetzliche Vorgabe, wenn wir die Klimaneutralität bis 2040 erreichen wollen.“ Dass dies eine gewaltige Herausforderung darstellt, verdeutlichte Polta mit einer Rechnung: „Um den Wasserstoffbedarf in der Region zu decken, bräuchten wir rund 1100 Windräder. Das ist illusorisch.“

Anmerkung: Der Artikel wurde am 27.3.2025, 15.05, verändert, indem die Förderung durch den Bund präzisiert wurde.

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