„Kein Grabschen und Glotzen"

Wie ein Verein Belästigung in Heidenheimer Schwimmbädern verhindern wollte

Im Landkreis Heidenheim fand eine Kampagne zur Prävention der Belästigung von Kindern und Jugendlichen in Schwimmbädern statt. Am Dienstagnachmittag gipfelte sie in einem Aktionstag, der in drei hiesigen Schwimmbädern stattfand. Was man sich von Flyern und Klebe-Tattoos versprach.

Wie ein Verein Belästigung in Heidenheimer Schwimmbädern verhindern wollte

Schwimmbäder im Landkreis Heidenheim sollen „glotz- und grabschfreie” Zonen sein. So lautet das Ziel einer kreisweiten Kampagne, die der Heidenheimer „Arbeitskreis gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen” gemeinsam mit dem Verein Hinsehen organisiert hat. Die Kampagne gipfelte am Dienstagnachmittag in einem Aktionstag, der im Heidenheimer Waldbad, im Nattheimer Ramensteinbad und im Giengener Bergbad stattfand. Rund 30 Mitglieder des Arbeitskreises waren von 15 bis 17 Uhr vor Ort in den Bädern. Ihre Absicht war es, anwesende Kinder, Jugendliche und Eltern mithilfe von Flyern, Klebe-Tattoos und Gesprächen für das Thema Belästigung in Schwimmbädern zu sensibilisieren und den jungen Menschen Mut zu machen, sich im Falle eines Übergriffs zu wehren und Hilfe zu holen.

Das ehrgeizige Vorhaben traf am Dienstagnachmittag allerdings auf schlechtes Wetter – und damit nur bedingt auf die erhoffte Zielgruppe. Über dem Waldbad in Heidenheim verdeckten dunkle Regenwolken die Sonne, und vermutlich dürfte auch der unglücklich gewählte Zeitpunkt für den Aktionstag – am letzten Schultag vor den Sommerferien – dafür gesorgt haben, dass vor allem das Aktionsteam vor Ort war, aber kaum Kinder und Jugendliche.

Marion Trittler ist Mitglied des Arbeitskreises und Mitarbeiterin der Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt am Landratsamt und war im Ramensteinbad und im Bergbad beteiligt. Ihr zufolge stieß man zumindest in Nattheim auf ein Publikum. “Dort waren wir am Eingang positioniert und die Leute mussten an uns vorbei. Jugendliche waren keine da, aber viele Eltern mit ihren Kindern”, sagt Trittler. Man habe vor allem Eltern angesprochen – auf die Aktion und die Belästigungs-Thematik. Viele der Eltern hätten wissend genickt, aber auch gefragt, ob es einen aktuellen Anlass für den Aktionstag gebe, so Trittler.

Ist Grapschen und Glotzen ein Problem im Landkreis Heidenheim?

Und: gab es den? Nein, sagt Trittler. Für die Kampagne, die eigentlich schon im vergangenen Jahr hätte stattfinden sollen, was pandemiebedingt nicht klappte, habe es keinen konkreten Anlass gegeben. Trittler: “Es handelt sich um eine rein präventive Aktion.” Konkrete Vorfälle habe es im Landkreis Heidenheim ihres Wissens nicht gegeben. „Trotzdem wollen wir die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren und ein Bewusstsein schaffen”, sagt sie. Denn natürlich gebe es Belästigung nicht nur in den großen Städten, sondern auch auf dem Land. Es gehe nicht darum, Angst zu schüren, sondern Kinder und Eltern auf das Thema aufmerksam zu machen und sie zu ermutigen, sich zu wehren.

Flyer und Klebe-Tattoos gegen Grapschen und Glotzen?

Auch wenn die Ehrenamtlichen im Giengener Bergbad und Heidenheimer Waldbad ihre Botschaften aufgrund der fehlenden Zielgruppe nicht loswerden konnten, sind sich Trittler und Philipp Betzholz, Vorstandsmitglied des Arbeitskreises gegen sexualisierte Gewalt, einig: Die Kampagne sei nicht umsonst gewesen. Immerhin habe sie nicht allein aus dem Aktionstag bestanden. „Die Aktions-Plakate und je 400 Flyer bleiben in den drei teilnehmenden Schwimmbädern”, sagt Betzholz. Ein weiterer Baustein der Kampagne beinhaltete auch die Schulung des Personals in den Bädern. Im Frühjahr habe Judith Duller, eine Polizistin des Polizeipräsidiums Ulm, in dieser Schulung die aktuelle Rechtslage und Rechtsprechung im Fall von sexueller Belästigung thematisiert und das Bäderpersonal für die Thematik sensibilisiert. “Solange die Belegschaft nicht wechselt, wird auch das geschulte Badepersonal hoffentlich dazu beitragen, dass Schwimmbäder im Landkreis Heidenheim eine glotz- und grapschfreie Zone bleiben”, sagt Betzholz.

Wie sich die Stadt Heidenheim an der Aktion beteiligte

Als Eigentümerin und Betreiberin des Waldfreibads und der Lehrschwimmbecken beteiligt sich die Stadt Heidenheim aus Gründen der Prävention und der Sensibilisierung der Mitarbeitenden gegenüber Übergriffen jeglicher Art und unterstützt die Aktion des Vereins finanziell mit 1200 Euro. Dies teilte der städtische Pressesprecher, Stefan Bentele, mit.