Icaro stürmt herein, mit einer Freude, die jeden berührt. Um den Hals trägt er ein rotes Tuch, das seine Aufgabe verdeutlicht: Der portugiesische Wasserhund-Rüde ist ein Therapiehund und gehört zu den Besuchshunden des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).
Wenn die Therapiehunde Clara, Icaro, Joe, Aila und Nala die Zimmer von Patienten betreten, erscheint auf jedem Gesicht ein breites Lächeln. Diese Hunde sind im ganzen Landkreis Heidenheim unterwegs und besuchen Sozialeinrichtungen wie Kindergärten, Pflegeheime und Schulen oder auch das Krankenhaus. Nach einer monatelangen Ausbildung mit Eignungstests und Prüfungen dürfen die Teams, bestehend aus Herrchen und Hund, Menschen eine glückliche Zeit spenden.
In der Ausbildung zum Therapiehund wird nicht nur das Tier geprüft: auch das Wesen von Herrchen oder Frauchen spielt eine große Rolle. Hört der Hund auf seine Befehle? Wahrt der Mensch selbst in Stresssituationen die Ruhe? Ist die Aufmerksamkeit vollkommen beim Hund und Patienten oder lässt sich das Herrchen leicht ablenken? Solche Fragen werden durch verschiedene Tests und Prüfungen beantwortet. Das Team muss stimmig sein, das Achten aufeinander und auf den Patienten steht an erster Stelle.
Manchmal reicht schon die Anwesenheit
Therapiehunde helfen Menschen in Einsamkeit, Trauer oder auch im Palliativbereich, also wenn keine Chance auf Heilung bestehe, so Angela Zell, die beim DRK Heidenheim zuständig für den Fachbereich Sozialarbeit und soziale Projekte ist. Vom Vorführen kleiner Tricks bis zum einfachen Dasein: Die Hunde ermutigen viele Patienten zum Lernen, Bewegen und Wahrnehmen. Das weiche Fell, der lauschende Blick und die sympathische Ausstrahlung spenden Trost. Durch diese „sozialen Eisbrecher“, so Zell, überwinden Patienten sogar Schmerz und Angst: Manche möchten lieber den Hund und sein weiches Fell streicheln und dafür den Schmerz durch die Bewegung auf sich nehmen, als ihn nur zu betrachten. Damit fördere ein Therapiehund physiologische, aber auch psychische Fähigkeiten. Die Annäherung an die Tiere sei oft eine Herausforderung, wodurch die Patienten wachsen könnten, sagt Zell.
Kinder lernen richtiges Verhalten
Aber auch der richtige Umgang mit einem Hund wird beispielsweise kleinen Kindern gelehrt: erst beschnuppern lassen und ihn dann auf keinen Fall an den Ohren ziehen. Kleine Kinder wünschen sich oft Haustiere, oft auch in Form eines Hundes. Durch die Aufklärungsarbeit lernen sie den artgerechten Umgang und welche Geduld es braucht, um einem Hund etwas beizubringen. Mithilfe von Leckerlis und ganz viel Mühe klappt das dann aber auch.
Ständige Kontrollen und regelmäßige Pflege, beispielsweise durch Impfungen und den Besuch beim Hundefriseur, gewährleisten einen gefahrlosen Kontakt beim Besuch. Während Corona sah das aber anders aus: Viele Einrichtungen waren durch die hohen Zahlen an Infizierten abgeschreckt. Allerdings veränderte sich die Situation im Laufe der Zeit. „Die Nachfrage durch Patienten und Einrichtungen stieg“, sagt Angela Zell. Nichtsdestotrotz statten die Therapiehunde ehrenamtlich Besuche ab. Kleine Aufwandsentschädigungen seien Kosten des Projekts. Übernommen werden die Ausbildungskosten vom DRK. „Auch wenn diese Kosten sehr hoch sind, lohnt sich jede Mühe für die glücklichen, kostbaren Momente, die Therapiehunde Patienten schenken“, so DRK-Kreisgeschäftsführer Mathias Brodbeck.
Ein Halstuch als Arbeitskleidung
Die Ausbildung für die Therapiehunde und deren Betreuer ist in drei Modulen aufgeteilt, die jeweils drei Wochenenden beinhalten. Auf einen anfänglichen Eignungstest folgen später schriftliche und praktische Prüfungen. Die Kosten der Ausbildung starten bei 500 bis 600 Euro und werden vom DRK übernommen. Als Grundvoraussetzung muss der Hund mindestens zwei bis maximal acht Jahren alt sein. Nach einer erfolgreichen Ausbildung gibt es regelmäßige Fortbildungen. Der Hund erhält als „Arbeitskleidung“ ein rotes Halstuch, auf dem die Aufgabe und der Name steht. Da die Hunde ehrenamtlich unterwegs sind, wird pro Einsatz nur eine kleine Aufwandsentschädigung fällig. Die Therapiehunde in Heidenheim statten jeweils zehn bis zwölf Besuche pro Jahr ab.
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