Start-up

Wie Philip Eber und Nico Nierichlo aus Heidenheim mit einer Drohne die Gebäudeinspektion und Tierrettung erleichtern

Das Start-up HC Drones & Service aus Heidenheim von Philip Eber und Nico Nierichlo verändert die Inspektion von Gebäuden und die Überprüfung von Photovoltaik-Anlagen. Wie mit innovativen Wärmebildkameras und neuer Technologie auch Tiere und Menschen gerettet werden können:

Es gibt durchaus Ähnlichkeiten zu Insekten: Sie brummt wie ein Schwarm voller Bienen, sieht aus wie ein großer Käfer und hat kleine kreisrunde Kameras am Körper, die an Spinnenaugen erinnern. Tatsächlich handelt es sich aber um eine knapp vier Kilogramm schwere Drohne. Für Philip Eber und Nico Nierichlo ist es mittlerweile jedoch mehr als nur eine Drohne: Es ist ihr Geschäft.

Vor knapp einem Jahr haben sie das Unternehmen HC Drones & Service gegründet. Sie spezialisieren sich auf optische Gebäudeinspektion und Luftaufnahmen mit einer Wärmebildkamera. Die Wärmebildkamera soll künftig auch für Feuerwehreinsätzen nützlich sein. Und wie kommt man darauf? „Es ist einfach cool und macht Spaß. Wir haben aus einem Hobby ein Unternehmen gegründet“, sagt Eber.

Von katholischer Theologie zu Drohnen-Unternehmer

Kennengelernt haben sich Eber und Nierichlo vor zwei Jahren beim bronzenen Leistungsabzeichen der Feuerwehr. Nico Nierichlo, der als Mechaniker bei Schwenk in Mergelstetten arbeitet, war damals noch mit einem anderen Start-up zu Gange. Allerdings hat der 22-Jährige das Drohnengeschäft als lukrativer empfunden und schloss sich daraufhin mit Eber zusammen. Heute vertritt er die Firma als Gesellschafter und Prokurist.

Der 31-jährige Philip Eber hatte ursprünglich ganz andere Pläne: „Ich habe katholische Theologie studiert und wollte eigentlich in diesem Bereich bleiben“, sagt er. Da Drohne fliegen allerdings schon immer zu seiner Leidenschaft gehört, entschied er sich um. Jetzt leitet Eber das Start-up als Hauptunternehmer.

Die Drohne ist knapp vier Kilogramm schwer und kann bis zu 70 Kilometer pro Stunde fliegen. Rudi Penk

Damit die Drohne starten kann, braucht es etwas Vorbereitung. So muss als Start- und Landeplatz der sogenannte Homepoint aufgebaut werden. Dieser eingegrenzte Bereich kennzeichnet den Platz, auf dem das Gerät starten und landen soll. „Der Aufbau des Homepoints ist Vorgabe des Regierungspräsidiums“, sagt Nierichlo. Außerdem: „Das Drohnenfliegen unterliegt auch dem Luftfahrtrecht und eine Drohne darf nicht höher als 120 Meter steigen.“

Der Aufbau des Homepoints ist Vorgabe des Regierungspräsidiums.

Nico Nierichlo

Bei der Drohne von Eber und Nierichlo handelt es sich um eine DJI-Matrice-30t. „Ein Modell in dieser Größe kostet etwa um die 13.000 Euro“, sagt Eber. Rein technisch sei es dem Flugobjekt möglich, bis zu 500 Meter nach oben zu steigen. Allerdings ist das ohne besondere Genehmigungen untersagt: „Personentransport hat immer Vorrang, deswegen die Grenze von 120 Metern.“

Bis zu 70 Kilometer pro Stunde

Mit einem beinahe ohrenbetäubenden Summen steigt das Objekt geradewegs nach oben. Hat die Drohne ihre maximale Höhe erreicht, ist sie mit dem bloßen Auge kaum noch zu sehen. Zum Bedienen haben die Unternehmer einen großen Bildschirm um den Hals hängen, der mit mehreren Knöpfen und Steuerungselementen ausgestattet ist. Und ehe man sich versieht, fliegt sie davon. Am Horizont ist, nur wenn man es weiß, noch ein kleiner schwarzer Punkt zu sehen. „Als Höchstgeschwindigkeit kann die Drohne bis zu 70 Kilometer pro Stunde erreichen“, sagt Eber.

Je nachdem, wofür die Drohne eingesetzt wird, können die Ansichten auf dem Bildschirm angepasst und verändert werden. Durch mehrfaches Vergrößern macht die Kamera aus weiter Ferne detailgetreue Bildaufnahmen.

Tierrettung, Gebäudeinspektion und Überprüfung von PV-Anlagen

„Wir unterstützen zum Beispiel die Rettung kleiner Rehe oder helfen tote, von der afrikanischen Schweinepest befallene Schweine aufzufinden“, erklärt Eber. Durch die Wärmebildkamera können die jungen Rehe vor dem Mähen im hohen Gras aufgespürt und fortgebracht werden. „Schweine wiederum strahlen so lange Wärme ab, bis die Verwesung vollendend ist. Also können wir sie selbst Tage nach dem Tod mit der Drohne noch finden“, sagt der 31-jährige Unternehmer.

Das Hauptgeschäft liegt aber bei Photovoltaik-Anlagen. Ebenfalls durch die Wärmebilder sei es ihnen möglich, beschädigte Solarpaneele auf Dächern ausfindig zu machen. „Mit der Technologie können wir Schäden erkennen, die man mit einer normalen Kamera oder dem bloßen Auge gar nicht sieht“, so Nierichlo. Dort, wo die Kamera ein enormes Wärmeaufkommen zeigt, ist klar, dass die Anlage beschädigt ist.

Durch die Höhe, die mit der Drohne erreicht wird, dienen die Aufnahmen auch zur Inspektion von Industriegebäuden. „So können wir prüfen, ob Risse oder Beschädigungen vorliegen“, sagt Nierichlo. Doch damit soll es nicht genug sein: Für die Zukunft planen die beiden, die Feuerwehren im Landkreis Heidenheim zu unterstützen. „Mit den Drohnen können wir große Flächenbrände sehen und damit die Feuerwehr unterstützen. In solch einem Fall würde die maximale Höhe von 120 Metern nicht mehr gelten“, sagt Eber. Auch bei der Personensuche sei die Wärmebildkamera eine Hilfe.

Hierfür seinen die Männer aktuell in Gesprächen mit den Wehren. Für jedes Abteil müsse ein eigenes Konzept erstellt werden. Zukünftig übersehen kann man die zwei nicht: Sie sind mit einem alten Feuerwehrauto unterwegs. „Das wollen wir noch ausbauen und als Büro umfunktionieren“, sagt Eber. So können die Aufnahmen von überall gemacht und direkt ausgewertet werden.

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