Wie viele Fälle es 2022 in Heidenheim gab und wo Betroffene Hilfe erhalten
Der Landkreis Heidenheim hat erneut mit der bundesweiten Initiative „Trau Dich!“ zur Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch kooperiert. Wo Betroffene Hilfe erhalten.
Beim Thema sexueller Kindesmissbrauch denken viele an eine fremde Person, die sich einem Kind nähert, es anspricht und missbraucht. Die meisten Übergriffe – das untermauern Studien und Statistiken – geschehen aber nach wie vor durch Familienangehörige oder Personen aus dem nahen Umfeld des Kindes.
Heidenheim, 2022: 59 gemeldete Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs
Laut Sybille Raberg, Mitarbeiterin der Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt am Landratsamt Heidenheim, gab es im Jahr 2022 im Landkreis Heidenheim 59 gemeldete Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs. 2022 hat die Polizeiliche Kriminalstatistik bundesweit 15.520 Fälle verzeichnet. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass das nur die Spitze des Eisberges ist. Sowohl im Landkreis Heidenheim als auch bundesweit sei von einer deutlich höheren Dunkelziffer auszugehen. Die Gründe dafür hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung veröffentlicht.
Demnach ist die Erfahrung sexuellen Missbrauchs für Betroffene häufig mit starken Gefühlen von Scham und Schuld verbunden, wodurch es für sie schwierig ist, darüber zu sprechen. Erst recht, wenn die Tat von einem oder einer Angehörigen verübt wurde.
Betroffenen Kindern wird oft nicht geglaubt
Zum anderen verhält es sich offenbar so, dass Kindern, die sich trotzdem einer erwachsenen Person anvertrauen, häufig nicht geglaubt wird. Das entmutigt sie, sich erneut jemandem anzuvertrauen. Ein weiteres Problem ist, dass Täter oft einen manipulativen Prozess der Vertrauensgewinnung nutzen, sogenanntes „Grooming“. Etwa: „Wenn die anderen das erfahren, sind alle ganz traurig. Das willst du doch nicht.“ Das sind Strategien, die verhindern, dass die Tat mitgeteilt wird. Außerdem sei häufig schlicht nicht bekannt, an wen und welche Beratungsstellen man sich als betroffene Person oder über einen Vorfall in Kenntnis gesetzte Person wenden kann.
Hilfestellen im Landkreis Heidenheim
Wer im Landkreis Heidenheim Beratung und Hilfe bei sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige sucht, findet sie an verschiedenen Stellen.
Etwa bei der Fachberatungsstelle im Landratsamt. Sowohl Frau Raberg (Tel. 07321.3212599) als auch Frau Trittler (Tel. 0732.3212595) sind telefonisch zu erreichen.
Auch der Allgemeine Soziale Dienst (Tel. 07321.3212279) ist eine Anlaufstelle.
Der Weiße Ring (Tel. 071190713990) oder die Kriminalpolizei Heidenheim (Tel. 07321.3220) kümmern sich ebenfalls.
Bundesweite Hilfsangebote
Zu den bundesweiten Beratungsangeboten zählen die „Nummer gegen Kummer“ mit der auch die Initiative „Trau Dich!“ direkt kooperiert. Die Kinder- und Jugendtelefonnummer lautet: 116111. Die für Eltern: 0800.111-0550.
Unter www.hilfe-portal-missbrauch.de findet man ebenfalls Hilfe, Tipps und Kontakte.