Über viele Jahre hinweg gab es in Heidenheim ein zentrales Kinderfest. Kinder aus allen Schulen pilgerten gemeinsam in einem großen Umzug auf den Schlossberg, wo das Fest gefeiert wurde. Mit dem Bau des Congress Centrums und des Hotels war diese lange Tradition Geschichte. Trotzt mehrerer Versuche, eine Neuauflage im Brenzpark zu organisieren: So richtig gelingen wollte das Unterfangen nicht.
So kam es auch dazu, dass der Gemeinderat im Jahr 2020 nach Rück- und Absprache mit Schul- und Elternvertretern dem Vorschlag der Stadtverwaltung zustimmte, das bisherige zentrale Heidenheimer Kinderfest abzuschaffen und stattdessen auf Schul- und Stadtteilfeste zu setzen, die von der Stadt unterstützt werden. Dieser Vorschlag kam aus Reihen der Grundschul-Leitungen. Zwar konnten diese Feste aufgrund der Corona-Pandemie zunächst nicht stattfinden, doch 2023 und im vergangenen Jahr haben einige Grundschulen im Stadtgebiet schon erfolgreiche Schul- und Stadtteil-Kinderfeste organisiert.
Forderung nach einer Arbeitsgruppe
Doch so richtig abfinden mit der Situation will man sich in Reihen des Gemeinderats offenbar nicht. Im Zuge der letztjährigen Haushaltsberatungen kam von Seiten der SPD/Linke-Fraktion der Antrag, eine Arbeitsgruppe zu bilden, in der sich Verantwortliche der Stadtverwaltung, interessierte Personen aus den Fraktionen und Ansprechpartner aus den Schulen gemeinsam Gedanken darüber machen, ein großes, gemeinsames Kinderfest neu aufzulegen.
Wie David Mittner, Leiter des städtischen Geschäftsbereichs Kinder, Jugend und Familie, den Mitgliedern des Kultur- Sozial-, Schul- und Sportausschusses erläuterte, ist das letzte gemeinsame Kinderfest, das im Brenzpark stattfand, gescheitert: „Es war eine unpersönliche Massenveranstaltung, von der Eltern und Kindern nichts gehabt haben. Es gab auch wenig Interesse von Seiten der Eltern, der Umzug war sehr auseinandergerissen, und im Brenzpark ging es chaotisch zu, manche Kinder wurden von ihren Eltern nicht abgeholt.“ Die ganze Veranstaltung, so Mittner, habe nichts mehr mit traditionellen Kinderfesten zu tun gehabt, wie es sie in den Vor- und Teilorten und in anderen Gemeinden noch gebe.
Schulfeste kommen gut an
Aus diesen Erfahrungen heraus sei die Idee geboren worden, dass die Schulen ihre eigenen Kinderfeste veranstalten und diese dann zu einer Art Stadtteilfest werden. „Dadurch werden die Quartiere gestärkt, Eltern und Kinder kennen sich untereinander, und der organisatorische Aufwand hält sich in Grenzen. Alles in allem waren die Rückmeldungen sehr positiv, die Schulen würden gerne daran festhalten“, sagte Mittner.
Früher, auf dem Schlossberg, war das Kinderfest noch eine schöne Sache. Danach wurde es zu einer Einpferchung im Brenzpark.
Sabine Bodenmüller, SPD-Stadträtin
Dass das letzte Kinderfest im Brenzpark mehr als misslungen war, konnte SPD-Stadträtin Sabine Bodemüller nur bestätigen: „Früher, auf dem Schlossberg, war das Kinderfest noch eine schöne Sache. Danach wurde es zu einer Einpferchung im Brenzpark. Aber das lag an der lieblosen und oberflächlichen Organisation. Kein Wunder, dass die Eltern das nicht mehr wollten.“ Ihr gehe es darum, Traditionen zu leben und zu erhalten. Deshalb regte sie an, abzuwarten, bis die derzeit vakante Stelle der Leitung des Fachbereichs 5 (Familie, Bildung und Sport) neu besetzt ist. Wenn dies geschehen sei, könne sich ein neuer Fachbereichsleiter darüber Gedanken machen, über das Thema mit den Schulen zu sprechen. Dann könne sich auch eine Arbeitsgruppe mit der Neuorganisation des Kinderfestes beschäftigen. „Es geht mir darum, rechtzeitig nach neuen Möglichkeiten zu suchen“, sagte Bodenmnüller und erhielt für diesen Vorschlag die Zustimmung des Ausschusses.
„Wenn sich herausstellt, dass Schulen und Eltern kein Interesse an einem gemeinsamen Fest haben, können wir es immer noch bleiben lassen, aber einen Versuch ist es wert“, so Fabian Rieck (Freie Wähler). Andreas Antoniuk (Grüne) pflichtete dem bei und empfahl, zu gegebener Zeit Eltern und Schulleiter zu fragen, was sie von einer Planungsgruppe halten.
Es ging nicht ums Geld
Finanzielle Gründe haben bei der Abschaffung des gemeinsamen Kinderfests im Jahr 2020 keine Rolle gespielt. Vielmehr wurde vereinbart, dass die Mittel, die früher für diese Veranstaltung bereitgestellt wurden, von den einzelnen Schulen abgerufen werden können.
Die Regelung sieht vor, dass jede Schule für die Veranstaltung eines Festes drei Euro pro Grundschüler erhält, etwa um Verzehrgutscheine zu finanzieren. Zudem erhält jede Schule 1500 Euro für weitere Angebote wie Musik oder Fahrgeschäfte. Insgesamt stehen dafür im städtischen Haushalt 20.000 Euro jährlich zur Verfügung.