Wer in den vergangenen Tagen durch die Heidenheimer Fußgängerzone gelaufen ist, dem dürften sie kaum entgangen sein: graue Betonwände am Eugen-Jaekle-Platz und am südlichen Ende der Hauptstraße. Nachdem die Anschaffung besagter Betonschutzelemente in der vergangenen Gemeinderatssitzung am 27. März beschlossen wurde, wurden sie bereits wenige Tage später aufgebaut. Die Beton-Gleitschutzwände sollen für mehr Sicherheit sorgen und Autos davon abhalten, in Menschenmengen zu fahren. Bei einer Umfrage der HZ-Redaktion wurden Menschen in der Fußgängerzone gefragt, was sie von den optisch auffälligen Betonwänden halten.
„Sinnvoll, aber hässlich“
Philipp Reiner, 32 Jahre alt und aus Heidenheim, begrüßt die Vorkehrungen grundsätzlich. „Wenigstens fahren jetzt keine Autos mehr durch die Fußgängerzone“, sagt er. Doch so richtig zufrieden scheint er mit der Umsetzung nicht zu sein. „Die Dinger sehen aus wie Autobahnabtrennungen – einfach nur hässlich.“ Sein Sicherheitsgefühl habe sich durch die Wände allerdings nicht verändert. In Ulm, finde er, sei das besser gelöst: „Die haben ihre Ulmer Spatzen – die sehen gut aus und passen ins Stadtbild.“ Schöne Barrikaden würden seiner Meinung nach auch die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen.

Sicherheit oder Stimmungskiller?
Auch Nadine Brandt, 34, aus Herbrechtingen sieht die Betonwände mit gemischten Gefühlen. „Ich verstehe, warum sie da sind – das ist absolut nachvollziehbar“, sagt sie. Dennoch finde auch sie die Blöcke optisch störend. „Sie machen die Atmosphäre in der Fußgängerzone kaputt“, meint sie. Eine Baumreihe als natürliche Barriere könne sie sich als Alternative vorstellen – ob das praktisch umsetzbar ist, wisse sie allerdings nicht. Interessant ist ihr Blick auf die psychologische Wirkung der Schutzwände: „Einerseits fühlt man sich sicherer, andererseits wird man durch die Blöcke ständig an die Gefahr erinnert. Das kann auch Angst auslösen.“
„Wer etwas Schlimmes will, findet einen Weg.“
Ganz anders sieht es Georg Schubitz, 63 Jahre, aus Heidenheim. Für ihn seien die Betonwände eher ein Symbol der Hilflosigkeit. „Wenn jemand etwas Schlimmes vorhat, dann findet er einen Weg – mit oder ohne Auto“, sagt er. In seinen Augen könnten die Blöcke sogar kontraproduktiv sein, weil potenzielle Täter dann auf andere Mittel ausweichen würden. Angst dürfe nicht das Stadtbild bestimmen: „Wenn man sich vor allem fürchtet, kann man ja gleich zu Hause bleiben.“ Statt Beton fordert er mehr Prävention: „Man müsste viel mehr in psychologische Betreuung investieren und auffällige Personen besser beobachten.“
Die Meinung über die neuen Schutzwände in der Heidenheimer Innenstadt ist geteilt. Während manche den Schutzgedanken nachvollziehen können, kritisieren sie die Optik und das damit verbundene Gefühl ständiger Bedrohung. Andere zweifeln grundsätzlich an der Wirksamkeit solcher Maßnahmen. Klar wird: Sicherheit ist mehr als nur eine Frage aus Beton – sie ist auch ein Gefühl.