Flexibles Ganztagsmodell: Hermaringer Grundschule wagt Testlauf trotz Fördermittelverlust
Hermaringens Grundschule war die erste außerhalb der Stadt Heidenheim, die vor 19 Jahren eine Ganztagsbetreuung eingeführt hat. Möglich war das damals auch, weil man 90 Prozent Fördermittel bekam, mit denen man eine Mensa anbauen, den Musiksaal vergrößern und die Küche sanieren konnte. „Das war damals ein tolles Programm, für jeden Kaffeelöffel hat man 90 Prozent bekommen“, so Bürgermeister Jürgen Mailänder rückblickend in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates. Entschieden hatte man sich damals auch für das sogenannte „Drei-Tage-Modell“.
Konkret hieß das für die Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern: Wer sich für diese Form der Betreuung entschied, musste sie auch zwingend nutzen, „diese Tage waren schulpflichtig“, so Mailänder. Die Kinder mussten von morgens bis nachmittags in der Schule sein. Zwei der fünf Wochentage habe dabei bisher „schon immer die Gemeinde bestritten“. Mit diesem System ist im September allerdings Schluss.
Rückgang bei Anmeldungen
Denn vielen Eltern ist dieses System zu starr, es gebe vermehrt den Wunsch nach mehr Flexibilität, so der Bürgermeister. Manche Eltern wünschten sich beispielsweise nur einen Tag Betreuung pro Woche, andere sähen es lieber, wenn ihre Kinder nach dem Unterricht etwas früher aus der Schule kämen. Die Folge: Immer weniger Eltern würden ihre Kinder für die Ganztagsbetreuung anmelden, so Mailänder. Das Land schreibt allerdings eine Mindestanzahl von zu betreuenden Schülerinnen und Schülern vor, als Voraussetzung für eine finanzielle Förderung.
Das war schon immer ein bisschen ein Kampf.
Jürgen Mailänder, Bürgermeister Hermaringen
Und diese Zahl liegt bei 25. Bis zum Schuljahr 2023/24 hat man diese Anzahl erreichen können, wenn auch nur mit großer Mühe und viel Überzeugungsarbeit bei den Eltern, „das war schon immer ein bisschen ein Kampf“, so Mailänder. Für das laufende Schuljahr wurden allerdings nur noch 19 Kinder angemeldet. Insgesamt werden an der Grundschule etwa 90 Kinder unterrichtet und leider mache das Land keinen Unterschied, ob eine Grundschule nun 100 oder 200 Schüler zählt, so der Bürgermeister.
Flexibilität kostet Geld
In Gesprächsrunden mit der Schulleitung und den Elternbeiräten hat die Gemeindeverwaltung nun ein Modell für das kommende Schuljahr erarbeitet, das einerseits die von den Eltern gewünschte Flexibilität hinsichtlich der Betreuungstage und Betreuungszeiten ermöglicht, andererseits aber auch eine adäquate Ganztagsbetreuung bietet. Denn das ist der Anspruch, dessen Erfüllung gewährleistet werden soll: zusätzliche pädagogische Angebote zu machen und die Kinder nicht nur zu beaufsichtigen.
Die Module 1 bis 5 sind demzufolge die Frühbetreuungen von Montag bis Freitag vor dem Beginn des eigentlichen Unterrichts. An diesen schließen sich die Module 6 bis 10 an, also die Mittagsbetreuung inklusive Mittagessen. Danach folgen die Module 11 bis 15, also jeweils die Nachmittagsbetreuung von Montag bis Freitag.
Diese flexible Ganztagsbetreuung teste man bereits in diesem Schuljahr, um herauszufinden, „ob das von den Eltern angenommen wird“, erläuterte Mailänder. Allerdings kostet diese Flexibilität Geld, denn Fördergelder fließen nach dem Ausstieg aus dem Ganztagsmodell nun nicht mehr wie im bisherigen Umfang.
Maximal 150 Euro monatlich
Bei jedem Modul beträgt der Elternbeitrag zehn Euro pro Monat. Ein Kind, das beispielsweise täglich eine komplette Ganztagsbetreuung von 7.30 bis 15.30 Uhr benötigt, müsste 15 Module buchen, was einen Gesamtelternbeitrag von 150 Euro im Monat bedeutet. In diesen Beiträgen sind die Kosten für das Mittagessen noch nicht enthalten. Mit diesen Beitragshöhen bewege man sich auf dem Niveau anderer Schulen im Landkreis, teilt die Verwaltung mit. Der Gemeinderat stimmte dem neuen Modell einstimmig zu.