1311 Einsätze in einem Jahr

Katastrophenschutz und Klimawandel: Das sind die größten Herausforderungen für die Feuerwehren im Landkreis Heidenheim

In Königsbronn fand die Versammlung des Kreisfeuerwehrverbandes Heidenheim statt. Dort wurde die Jahresbilanz aus 2023 gezogen. Welche Herausforderungen die Feuerwehr beschäftigen und wo Verbesserungsbedarf herrscht:

Volles Haus in der Königsbronner Hammerschmiede: Kreisbrandmeister Michael Zimmermann und der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Heidenheim, Hans-Frieder Eberhardt, hatten zur Dienstversammlung der Kommandanten sowie zur Verbandshauptversammlung eingeladen. Vertreter der Landkreiswehren sowie anderer Blaulichtorganisationen, Gäste aus der Politik und zahlreiche Ehrengäste wurden durch Bürgermeister und Gastgeber Jörg Weiler am Brenztopf begrüßt. An diesem Abend zog man Bilanz aus dem Jahr 2023, blickte aber auch auf aktuelle Krisen und Herausforderungen, welchen sich die Feuerwehren stellen müssen.

Klimawandel bringt Probleme mit sich

Eine der Herausforderungen, die der Kreisbrandmeister bei der Versammlung hervorhob, betrifft den Zustand des Bevölkerungsschutzes. Zimmermann mahnt, man müsse den Bevölkerungsschutz, ergänzt um den Bereich „zivile Verteidigung“, zukunftsfähiger zu machen. Besonders der demografische Wandel und der Klimawandel würden die Beteiligten vor immense Herausforderungen stellen. Zimmermann zitierte den ehemaligen Landesbranddirektor, Albrecht Broemme, der betont, dass der Katastrophenschutz nicht nur in technischer Ausstattung verbessert werden muss, sondern dass auch die veränderten Bedingungen durch den Klimawandel und den Rückgang der Einsatzkräfte Berücksichtigung finden.

Bernd Wiedenmann (Hintergrund) war jahrelang als Kreisjugendfeuerwehrwart im Einsatz. Dafür wurde er von Hans-Frieder Eberhardt zum Ehrenmitglied des KFV Heidenheim ernannt. Kreisfeuerwehrverband Heidenheim

Als besonders beunruhigend beschreibt Zimmermann die Auswirkungen der globalen Klimaveränderungen, die Extremwetterereignisse wie Starkregen und Hitzewellen häufiger machen. „Der Katastrophenschutz muss flexibler und resilienter werden. Dabei ist aber auch die Bevölkerung gefordert, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen und sich auf Krisensituationen vorzubereiten“, so Zimmermann.

Auch Landrat Peter Polta betont in seinen Grußworten, dass der Bevölkerungs- und Katastrophenschutz durch globale Krisen an Bedeutung gewonnen habe. Die Sicherstellung der Notstromversorgung und die Krisenkommunikation sollen eine zentrale Rolle bei Notfallplänen hierbei spielen. Der Landkreis Heidenheim ist dabei laut Polta im engen Austausch mit den Kommunen.

In einer Welt, die von Kriegen und Naturkatastrophen erschüttert wird, bleibt der Zivil- und Katastrophenschutz eine zentrale Säule, um die Folgen menschlicher Tragödien abzumildern.

Hans-Frieder Eberhardt, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes

Im selben Zusammenhang bezog sich Hans-Frieder Eberhardt, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes, auf den Zivilschutz: „In einer Welt, die von Kriegen und Naturkatastrophen erschüttert wird, bleibt der Zivil- und Katastrophenschutz eine zentrale Säule, um die Folgen menschlicher Tragödien abzumildern.“ Als prominentes Beispiel nannte Eberhardt das Erdbeben in der Türkei und Syrien im Februar 2023, das laut dem Vorsitzenden die Dringlichkeit einer Stärkung des Katastrophenschutzes unterstreicht.

In der Folge richtete sich Eberhardt appellierend in Richtung der Bundesregierung und forderte eine „Zeitwende“: Die Infrastruktur im Zivil- und Katastrophenschutz sollte dringlichst modernisiert werden. Nur durch adäquate Finanzierung und eine offene Diskussion über mögliche Reformen, wie etwa einen verpflichtenden Gesellschaftsdienst, können die Herausforderungen der Zukunft bewältigt werden, sagte Eberhardt.

Personal soll dringlichst gestärkt werden

Ein weiteres Augenmerk richtete Kreisbrandmeister Zimmermann auf die personellen Engpässe bei den Feuerwehren im Tagesdienst. Gerade tagsüber seien spezialisierte Einsatzkräfte wie Atemschutzgeräteträger oder Maschinisten Mangelware. Hier sieht er die Kommunen, aber auch ortsansässige Firmen in der Pflicht, durch die Bereitstellung von ehrenamtlichem Personal die Einsatzfähigkeit ihrer Wehren zu stärken.

Trotz aller Herausforderungen und Probleme bleibt der Kreisbrandmeister optimistisch: „Es gibt kein Erkenntnis-, sondern ein Lösungsproblem, und die Feuerwehren des Landkreises haben in der Vergangenheit immer bewiesen, dass sie auch große Herausforderungen meistern können.“ Das Jahr 2023 brachte, so Landrat Peter Polta, einige positive Entwicklungen mit sich.

Durch diverse Förderprogramme konnten mehrere neue Fahrzeuge und Ausrüstungen beschafft werden, was die Einsatzfähigkeit der Feuerwehren weiter verbessert habe. So wurden insgesamt zwölf Förderanträge mit einer Fördersumme von rund 816.500 Euro bewilligt. Das Gesamtbeschaffungsvolumen lag hier bei fast 7,8 Millionen Euro. Zu den wichtigen Projekten zählt zum Beispiel der Neubau der Feuerwehrhäuser in Sontheim und Zang.

Einsatzbilanzen der Feuerwehr

Eine beeindruckende Bilanz können die elf Feuerwehren im Landkreis auch für das vergangene Jahr aufzeigen: Rund 1479 Feuerwehrangehörige leisteten 1311 Einsätze unterschiedlichster Art. Die sechs Werkfeuerwehren mit 172 aktiven Mitgliedern im Kreis wurden 2023 zu 485 Einsätzen gerufen.