Pfusch am Bau?

Mehr als eine Schraube locker an der Sontheimer Hürbebrücke

Schon die Ausschreibung und die sich verzögernde Fertigstellung der Hürbebrücke in Sontheim/Brenz hatten für Verärgerung gesorgt. Warum es nun neuen Streit um das Bauwerk gibt.

Mehr als eine Schraube locker an der Sontheimer Hürbebrücke

Eigentlich war es ja eine erfreuliche Kunde, die Sontheims Hauptamtsleiter Martin Hofmann den Gemeinderäten überbringen konnte: Er habe in den vergangenen Monaten die verschiedenen Zuschussprogramme überprüft und die Zuschüsse angefordert, die man im Zuge des Neubaus der Fußgänger-und Radfahrerbrücke zwischen Sontheim und Hermaringen beantragt habe. Damit Sontheims Kämmerer Andreas Eßlinger „in seiner Gemeindekasse auch über genügend Geld verfügt“, wie Hofmann sich in der jüngsten Sitzung ausdrückte.

Und der Hauptamtsleiter war bei seiner Arbeit durchaus erfolgreich, wie er berichtete. Denn mittlerweile liegt die vollständige Kostenabrechnung für die hölzerne Brücke vor und auch der Zuschussbescheid sei nun „endgültig gekommen“, so Hofmann. Die Gelder müssten mittlerweile auf das kommunale Konto geflossen sein, so der Hauptamtsleiter, was sein Kollege aus der Finanzabteilung bestätigte. „Die sind gestern oder vorgestern eingegangen“, so Eßlinger.

Insgesamt hat das Bauwerk samt neuem Betonfundament etwa 313.000 Euro gekostet. Davon entfielen etwa 254.000 Euro auf den Bau der Brücke selbst und circa 59.000 wurden für Ingenieur-und Planungsleistungen fällig, was einem Anteil von ungefähr 23 Prozent entspricht. Eine durchaus beachtliche Investition für eine Kommune wie Sontheim, die auch nur deshalb möglich war, weil reichlich Fördermittel flossen. Insgesamt konnte die Gemeindeverwaltung Zuschüsse vom Bund in Höhe von etwa 100.000 Euro und vom Land Baden-Württemberg in Höhe von etwa 145.000 Euro generieren. Die Gemeindekasse selbst wurde letztendlich mit 68.000 Euro belastet, Sontheims Eigenanteil bei den Kosten beträgt also ungefähr 21 Prozent.

„314.000 Euro für diese Brücke, das ist der Wahnsinn“

Reiner Lindenmayer, SPD-Fraktionschef

SPD-Fraktionschef Reiner Lindenmayer kommentierte die Höhe der Baukosten mit den Worten „314.000 Euro für diese Brücke, das ist der Wahnsinn“. Wobei der "Wahnsinn" seiner Meinung nach bei den Kosten noch nicht einmal aufhöre. Er kritisierte obendrein auch die Qualität der Ausführung der Arbeiten in den einzelnen Gewerken: „Unten, da wo das Geländer befestigt ist, ist über die Hälfte der Schrauben nicht festgezogen worden“, so Lindenmayer. Außerdem sei das hölzerne Geländer selbst „kreuz und quer“ montiert und die Fundamentierungen hätten unterschiedliche Höhen. „Wir zahlen für so etwas 314.000 Euro!“ Für ihn sei es „fürchterlich“, wenn man die Qualität der Bauausführung ins Verhältnis zu den Kosten setzt.

„Kreuz und quer“ und lockere Schrauben: An der Qualität der Bauausführung an der Hürbebrücke gibt es heftige Kritik. Foto: René Rosin

Kritik an Planungskosten

Lindenmayer wollte deshalb auch wissen, wie der aktuelle Stand der Ausbesserungsarbeiten sei. Es könne nicht sein, dass da jetzt der Bauhof „hinterherarbeiten“ müsse. „Das muss die Firma machen.“ Hauptamtsleiter Martin Hofmann stimmte dem SPD-Fraktionschef in diesem Punkt zu, es habe deswegen auch bereits einen Gesprächstermin mit dem Planungsbüro gegeben. Er würde nicht so weit gehen zu sagen, dass die Brücke „desolat“ gebaut sei, „die Standfestigkeit der Brücke ist auf jeden Fall gegeben“. Aber es gebe tatsächlich Nachbesserungsbedarf, „die Qualität lässt etwas zu wünschen übrig“, konzedierte Hofmann diplomatisch.

Zusätzliche Kosten würden im Zuge der erforderlichen Arbeiten nicht auf die Gemeinde zukommen, versicherte Hofmann, denn das beauftragte Planungsbüro sei auch für die Abnahme des Bauwerks und die Einhaltung der Gewährleistung zuständig. Dafür brauche es keinen „extra Ingenieur“. Dort - beim Planer - sei man über die Ausführung „auch nicht glücklich“, fügte der Hauptamtsleiter noch an.

Das Stichwort „Planer“ veranlasste Armin Schweigardt (SPD), Kritik an der Höhe der Kosten für die Ingenieur-und Planungsleistungen zu üben. Knapp 60.000 Euro für eine kleine hölzerne Brücke empfinde er als nicht angemessen.

Gefährliche Anfahrt zur Brücke

Walter Unseld von der Freien Wählergemeinschaft mochte die Zahlen nicht weiter kommentieren, „ich denke, das kann man so stehen lassen“, sagte das Gemeinderatsmitglied. Er wolle vielmehr - nunmehr bereits zum wiederholten Male - darauf hinweisen, dass sich der Zufahrtsweg zur Brücke auf Sontheimer Seite in stark sanierungsbedürftigen Zustand befinde, sagte er. Für ihn sei das „ein großer Unfallschwerpunkt, insbesondere für fahrradfahrende Kinder“. Der Weg gehöre „massiv verdichtet“. Wenn der Sontheimer Bauhof diese Arbeiten nicht erledigen könne, dann müsse man sich eben nach anderen Auftragnehmern umsehen, so Unseld.