Nach der Eröffnung 2023

Wie sich das Pflegezentrum St. Georg in Steinheim entwickelt hat

Eineinhalb Jahre nach seiner Eröffnung sind alle Plätze im neuen Steinheimer Pflegezentrum belegt. Für die Tagespflege fehlt aber noch immer Personal.

Fast schon symbolisch dafür, wie sich das Steinheimer Pflegezentrum St. Georg seit seiner Eröffnung im Herbst 2023 entwickelt hat, kann der Garten der Anlage dienen: Damals noch eine Baustelle, heute grün und bunt bepflanzt. Im Innern sieht es ähnlich liebevoll gestaltet aus: Überall haben die Bewohnerinnen und Bewohner gemeinsam mit Pflegekräften Osterdekoration aufgestellt. Hier und da hängen selbstgemalte Bilder an den Wänden – Ergebnisse eines Kunstprojektes mit Jugendlichen mit Behinderungen.

St. Georg ist und bleibt ein Pflegeheim, in dem alte Menschen unterkommen, wenn sie zu Hause nicht mehr alleine zurechtkommen oder nicht von Angehörigen gepflegt werden können. Doch das Team aus Pflegekräften rund um Heimleiterin Martina Fetzer setzt alles daran, St. Georg ein Stück weit zu einem Zuhause zu machen. Kern dessen ist die Gliederung in drei Wohngruppen: Je 15 Bewohnerinnen und Bewohner haben ihre Zimmer auf einem der drei Stockwerke.

Das Ergebnis eines gemeinsamen Kunstprojektes mit Schülern der Martinus-Schule. Die Bilder zieren die Wände im Pflegezentrum. Foto: Natascha Schröm

Dort essen sie gemeinsam, kochen gemeinsam und verbringen Zeit miteinander. „Wir pflegen einen sehr persönlichen und familiären Umgang miteinander“, sagt Fetzer. Personal und Bewohner duzen sich, die Pflegekräfte kennen jeden Einzelnen über alle Stockwerke hinweg: „Das war uns wichtig, damit im Urlaubs- und Krankheitsfall jede und jeder über die Bewohner Bescheid weiß und sich alle untereinander kennen.“ Dazu gehören auch die körperlichen und geistigen Einschränkungen wie Parkinson, MS oder Demenz. Dazu gehören aber auch die ganz persönlichen Befindlichkeiten und Lebensgeschichten.

Bewohner können kommen und gehen, wie sie möchten

St. Georg ist ein offenes Pflegezentrum. Die Bewohnerinnen und Bewohner können kommen und gehen, wie sie möchten – sofern sie das körperlich können. Das bedeutet laut Fetzer aber auch, dass das Heim bei Demenzkranken an seine Grenzen stößt. „Wenn die Menschen Weglauf-Tendenzen haben oder entwickeln, können wir dem nicht gerecht werden.“ Sie wären in anderen Einrichtungen besser aufgehoben.

Wir pflegen einen sehr persönlichen und familiären Umgang miteinander.

Martina Fetzer, Heimleiterin

Für alle anderen hat das offene Konzept viele Vorteile – zumal St. Georg sehr zentral in der Ortsmitte liegt und beispielsweise Geschäfte und Cafés nicht weit entfernt liegen. Und: Wenn der Zehntstadel erst einmal umgebaut worden ist, müssen die Bewohnerinnen und Bewohner gerade einmal die Straße überqueren, um das neue Steinheimer Veranstaltungszentrum zu besuchen.

St. Georg wuchs langsam

St. Georg ist das zweite Pflegeheim der Stiftung Haus Lindenhof, das das Konzept der Wohngruppen umsetzt. Vorteil beim Start vor eineinhalb Jahren war, dass man nach und nach aufstocken konnte: Das Heim startete mit einer Wohngruppe, dann folgte eine zweite, dann die dritte. „Wir wollten langsam wachsen“, sagt Fetzer. Mit den Wohngruppen wuchs der Personalstamm, doch auch hier stößt die Einrichtung mittlerweile an eine Grenze: Die zehn Plätze in der Tagespflege können nach wie vor nicht angeboten werden. Dafür fehlen Pflegekräfte. „Wir hoffen dennoch, im Laufe dieses Jahres mit ein bis zwei Öffnungstagen beginnen zu können“, sagt Fetzer. Der Bedarf sei da. Gemütliche Räumlichkeiten mit Sesseln und offener Küche stehen jedenfalls bereit. Solange werden sie eben noch für Veranstaltungen, beispielsweise für Tagungen der Stiftung Haus Lindenhof, genutzt.

Betreutes Wohnen: Alle Wohnungen vermietet

Angebunden an das Pflegezentrum sind die Wohnungen des Betreuten Wohnens. Auch die sind alle vermietet. Die Mieterinnen und Mieter haben die Möglichkeit, zu den Mahlzeiten ins Pflegezentrum zu kommen oder an Aktivitäten teilzunehmen – sie müssen es aber nicht. Pflegerische Leistungen kann das Heim allerdings dort nicht erbringen, die müssen bei Bedarf von außerhalb kommen.

Martina Fetzer leitet das Pflegezentrum St. Georg. Foto: Natascha Schröm

St. Georg bildet auch den Nachwuchs aus, bietet FSJ-Stellen an und gewährt Praktikantinnen und Praktikanten Einblicke in den tatsächlichen Alltag des Pflegeberufs. Fetzer findet, dass dieser nach wie vor mit vielen Vorurteilen behaftet ist, was auch zum Fachkräftemangel erheblich beitrage. „Wir hoffen, dass wir dem hier etwas entgegensetzen können.“

Kunstprojekt mit Jugendlichen

Die Stiftung Haus Lindenhof betreut nicht nur Pflegeheime, sondern auch die Martinus-Schule in Schwäbisch Gmünd. Dort werden Jugendliche mit geistigen Behinderungen unterrichtet. Zum zweiten Mal findet in diesem Jahr ein gemeinsames Kunstprojekt der Bewohnerinnen und Bewohner des Steinheimer Pflegezentrums mit den Jugendlichen statt: In Zweier-Teams werden dabei unter Anleitung Bilder gestaltet.

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