Niklas Beste links, Eren Dinkci rechts: Die offensive Flügelzange des FCH begeisterte die Fans in der Vorsaison quasi im Wochentakt. 21 Torbeteiligungen steuerte Beste (acht Tore, 13 Vorlagen) bei, 15 lieferte Dinkci (zehn Tore, fünf Vorlagen). Ein Wiedersehen mit den beiden Leistungsträgern wird es an diesem Samstag, 8. Februar, beim Auswärtsspiel in der Bundesliga gegen den SC Freiburg geben. Im Stadion des SC könnte das Duo gegen den Ex-Club aus Heidenheim erstmals wieder gemeinsam auf dem Rasen stehen. Dabei verliefen die vergangenen Monate seit dem Abschied vom Schlossberg bei den beiden sehr unterschiedlich.
Unglücklicher Start von Niklas Beste bei Benfica Lissabon
Die Gesichtszüge ähneln sich: Niklas Beste wurde in seinem Vorstellungsvideo im vergangenen Juli bei Benfica Lissabon von einem Magier hervorgezaubert und schaute cool in die Kamera. Einen lässigen Blick hatte er auch am 31. Januar aufgesetzt und zeigte nach seiner Vertragsunterschrift beim SC Freiburg mit dem Zeigefinger auf den Fotografen. „Schön, dass du da bist“, lautete die kurze Bildbeschreibung auf dem Instagram-Auftritt seines neuen Vereins. Dieser Meinung ist auch sein jetziger Trainer, Julian Schuster. „Er hat ein total spannendes Profil. Beste hat ein tolles Jahr gehabt in Heidenheim mit vielen Torbeteiligungen“, sagte er noch vor der Verpflichtung.

Doch zwischen der Premierensaison in der Bundesliga mit dem FCH und seinem Start in Freiburg lagen sieben Monate beim portugiesischen Spitzenclub Benfica Lissabon. Und sein Start bei dem Champions-League-Teilnehmer hätte schlechter kaum sein können. Nach zwei Ligaeinsätzen an den ersten beiden Spieltagen zog er sich eine Muskelverletzung zu. Als Beste sich zurückgekämpft hatte, war ein anderer schon gar nicht mehr da. Die Rede ist von seinem deutschen Trainer Roger Schmidt, in dessen Saisonplanung der Offensivspieler eine wichtige Rolle einnehmen sollte. Diese Rolle spielte er bei Schmidts Nachfolger nicht mehr. In dem üppig besetzten Kader blieb ihm meist nur die Rolle als Einwechselspieler, häufig half er als Außenverteidiger aus.
Freude über familiäres Umfeld beim SC Freiburg
Da kam das Interesse aus der Bundesliga und damit die Chance auf eine schnelle Rückkehr gerade recht. Am überzeugendsten war die Anfrage der Freiburger. „Nach dem ersten Gespräch mit dem Verein und dem Trainer habe ich gleich gemerkt, dass es passt“, erzählte Beste dem Vereins-TV des Sportclubs. In Freiburg herrsche ein sehr familiäres Umfeld, sagte er. Zusammengefasst: das Gegenteil von der Größe und der Wucht des Vereins in Lissabon und eigentlich wie beim FCH – nur mit einem sportlichen Vorsprung. Und einem finanziellen.

Rund acht Millionen Euro sollen die Breisgauer für den Wintertransfer gezahlt haben. Ähnlich viel soll der FCH im Sommer beim Abgang nach Portugal kassiert haben. Wie die Heidenheimer auf Anfrage bestätigten, profitiert der Verein von dem Weiterverkauf zum SC. Bei einer Vertragsklausel von den üblichen zehn Prozent würden die Einnahmen im höheren sechsstelligen Bereich liegen.
Dinkci half bei Wiedervereinigung mit Niklas Beste in Freiburg mit
In Freiburg trifft Beste nicht nur auf einen Ex-Mitspieler, sondern mit Eren Dinkci auf einen guten Kumpel. „Ich habe mich super verstanden mit ihm, auf und neben dem Platz“, sagte Dinkci gegenüber „SC Freiburg TV“. Und ganz unbeteiligt war er an der Wiedervereinigung des Duos nicht. „Wir hatten durchgehend Kontakt und ich wusste auch Bescheid, dass er nicht so zufrieden war“, verriet der gebürtige Bremer. So habe er ihn gefragt, ob er nicht nach Freiburg kommen wolle, so Dinkci. „Am Ende hat es geklappt.“

Klappen soll es mit den beiden nun gemeinsam im SC-Trikot. Für Eren Dinkci verlief die bisherige Spielzeit in Freiburg ordentlich. „Wir spielen eine gute Saison, haben jetzt 30 Punkte“, lautete seine Bilanz nach 20 Spieltagen. Persönlich sieht er aber noch Steigerungspotenzial: „Ich könnte ein, zwei Scorerpunkte mehr haben.“ Mit drei Vorlagen hat er im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison (beim FCH: sieben Treffer, eine Vorlage) merklich an Torgefahr eingebüßt. Den Grund dafür sieht er auch in seiner veränderten Rolle im Freiburger System. „Ich spiele mehr im Zentrum, selten auf den Flügeln“, so Dinkci, der mit seinen bisherigen Leistungen zufrieden ist. Ein weiterer guter Auftritt soll am Samstag ab 15.30 Uhr beim Treffen mit seinen Ex-Kollegen hinzukommen.
Wir hatten durchgehend Kontakt und ich wusste auch Bescheid, dass er nicht so zufrieden war.
Ex-FCH-Profi Eren Dinkci
Den FCH schätzt er so ein, wie er ihn selbst als Spieler kennengelernt hat. „Eine Mannschaft, die über Intensität, Laufbereitschaft und Emotionen kommt und immer unangenehm ist“, blickt er voraus. Beim 3:0-Auswärtssieg in der Hinrunde kamen Dinkci und der SC gut mit der Spielweise der Heidenheimer zurecht. Der 23-Jährige bereitete den Führungstreffer der Freiburger vor. Wenn es nach den FCH-Fans geht, darf sich die einst gefeierte Flügelzange am Samstag gerne eine 90-minütige Justierungszeit nehmen und erst danach richtig zupacken.
Neue Clubs für Ex-FCHler: Ramaj zum BVB, Leipertz zu den „Spatzen“
Niklas Beste ist nicht der einzige ehemalige Spieler der Heidenheimer, der im Winter einen neuen Verein gefunden hat. Florian Pick verließ Zweitligist 1. FC Nürnberg nach nur sechs Monaten ablösefrei und spielt fortan bei Ligakonkurrent Preußen Münster. Ebenfalls in der 2. Bundesliga – und nicht weit von Heidenheim entfernt – geht Robert Leipertz künftig auf Torejagd. Der 32-Jährige wechselte vor Kurzem auf Leihbasis vom SC Paderborn zum SSV Ulm. Diant Ramaj, von 2018 bis 2021 beim FCH, wurde von Borussia Dortmund für fünf Millionen Euro verpflichtet. Mit dem Torhüter wird es ebenfalls ein baldiges Wiedersehen geben. Der 23-Jährige wurde vom BVB direkt weiterverliehen. Und zwar an den FC Kopenhagen, gegen den der FCH am 13. und 20. Februar in den Achtelfinal-Playoffs der Conference League antritt.