Seit Januar in Heidenheim

Der lässige Schnellstarter: Warum Frans Krätzig beim 1. FC Heidenheim im Eiltempo zum Leistungsträger wurde

Unbekümmert und spielfreudig: Frans Krätzig brauchte nach seinem Wechsel zum 1. FC Heidenheim keine Anlaufzeit. Nicht nur die Integration klappte, auch seinen Spielstil passte Krätzig schnell an den „Heidenheim-Fußball“ an. Warum die Entscheidung für den FCH die richtige für ihn war und wieso er sich besonders auf das Heimspiel gegen den FC Bayern freut:

Wenn Frans Krätzig nicht gerade auf dem Fußballplatz steht, darf es bei dem 22-Jährigen auch mal etwas lässiger sein. Ganz besonders bei den Klamotten: weite Hosen, locker sitzender, bunter Wollpullover, Sneaker. „Mode ist ein Thema bei mir, manche haben was anderes, bei mir ist es das“, sagt er. Tauscht Krätzig seine Sneaker aber gegen die Kickschuhe, ist es vorbei mit der Lässigkeit. Dann passiert alles schneller – genauso wie sein Start beim 1. FC Heidenheim.

Nach einer halbjährigen Leihe zum VfB Stuttgart, die er wegen fehlender Einsatzzeiten in Absprache mit seinem Stammclub, dem FC Bayern München, abbrach, schaute sich Krätzig nach einem passenden Verein um. „Als junger Spieler musst du Spielzeit bekommen, und die habe ich nicht bekommen“, blickt er auf die Monate in Stuttgart zurück, in denen er nur eine Bundesligapartie absolvierte.

Erstes Spiel, erstes Bundesligator: Krätzig legt starken Start beim 1. FC Heidenheim hin

Es folgte der Entschluss in der Winterpause: „Wenn es etwas Passendes gibt, wenn ich spielen kann, mache ich das“, so Krätzig. Nach Rücksprache mit seiner Familie, die bei seiner Entscheidung die erste Rolle spielte, und einem Telefonat mit Frank Schmidt sowie einem Austausch mit Paul Wanner – ebenfalls Leihspieler vom FCB – fiel die Wahl auf den FCH. „Ich habe eine Woche darüber nachgedacht, aber dann ging es ganz schnell.“

"Kratzen, beißen und grätschen": An den intensiven Fußball des 1. FC Heidenheim hat sich Frans Krätzig ebenfalls schnell gewöhnt. Foto: Eibner/Michael Weber

Nachdem am 2. Januar sein Vertrag in Stuttgart aufgelöst worden war, unterschrieb er kurz darauf beim FCH und stieg direkt in den Flieger ins Trainingslager. Nach der Blitzintegration in Spanien schenkte ihm Frank Schmidt gleich das Vertrauen und beorderte ihn acht Tage später in die Startelf. Und das zahlte sich aus: Im Heimspiel gegen Union Berlin jubelte der FCH bereits nach 17 Minuten. Der Torschütze? Natürlich Frans Krätzig, der erstmals in der Bundesliga traf. Ganz schön schnell. In der Kürze der Integrationszeit sieht der Linksverteidiger auch den Grund für seinen reibungslosen Start: „Ich konnte mir nicht viele Gedanken machen, konnte meinen Instinkten vertrauen, das ist im Fußball am besten.“

Schnelle Eingewöhnung nach schwierigen Monaten in Stuttgart

Auch die schwierige Phase der Heidenheimer, die zuvor sieben Bundesliga-Spiele verloren hatten, konnte Krätzig gut ausblenden. „Ich habe die nötige Unbekümmertheit gehabt“, schätzt er die damalige Situation ein. Dass er diese Unbekümmertheit in Stuttgart nicht verloren hat, ist eine besondere Eigenschaft, die er sich aber selbst erarbeiten musste.

Die Monate ohne Spielpraxis seien eine lehrreiche Zeit gewesen, erinnert er sich. „Du lernst, mit dir selbst umzugehen in den schwierigen Zeiten, andere Tools in die Hand zu nehmen, um im Hier und Jetzt zu bleiben“, verrät der gebürtige Nürnberger, der sich in seinem neuen Umfeld schnell gut aufgenommen fühlte. „Es ist unkompliziert, sehr menschlich und familiär“, sagt er. Und das scheint eine positive Wirkung auf ihn gehabt zu haben.

Krätzig vermischt seine Fähigkeiten mit dem intensiven Fußball des FCH

Krätzig brachte – gemeinsam mit Budu Zivzivadze – dem FCH neuen Schwung, bereitete in der Folge zwei weitere Treffer vor. Und jüngst in der Partie gegen Bayer Leverkusen gab es eine Kostprobe seiner Fähigkeiten und fußballerischen Stärken. Welche das sind? „Ich bin spielstark, technisch versiert und will einfach Fußball spielen“, zählt er auf. Wer den Spielstil der Heidenheimer kennt, dem ist bewusst, dass da noch ein paar Punkte fehlen. „Kratzen, beißen und grätschen“, weiß Krätzig selbst, „ich nenne es den Heidenheim-Fußball: eklig sein und den Gegner ärgern.“

Dass er diese Attribute mittlerweile gut mit seinen Stärken verbinden kann, zeigte er – im Verbund mit seinen Mitspielern – gegen den amtierenden Meister aus Leverkusen. Sein Team habe einen guten Mix gefunden aus Pressing und dem Spiel mit dem Ball, sagt er.

Wir ziehen aber viel Positives daraus, weil wir wissen, dass wir mithalten können.

Frans Krätzig über die Niederlage gegen Bayer Leverkusen.

Dass die starke Leistung nicht mit Punkten belohnt wurde, habe wehgetan, gesteht der 22-Jährige. „Wir ziehen aber viel Positives daraus, weil wir wissen, dass wir mithalten können“, so Krätzig, „das macht Lust auf mehr.“ Und nach dem Kräftemessen mit dem aktuellen Titelträger warten die nächsten namhaften und für Krätzig teils sehr besonderen Gegner.

Vorfreude auf das Heimspiel gegen den FC Bayern München

Auf das Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt an diesem Sonntag, 13. April, folgen die Duelle gegen seinen Stammverein FC Bayern München und seinen Ex-Club VfB Stuttgart. Speziell seinem ersten Spiel gegen die Münchner, bei denen er seit 2017 unter Vertrag steht, fiebert Krätzig entgegen. „Ich freue mich, die Gesichter und Leute wiederzusehen. Es ist schön, wieder gegen sie zu spielen und zu zeigen, was ich gelernt habe“, blickt er voraus.

Die Tatsache, dass der FCH gegen die Münchner auf dem Schlossberg noch ungeschlagen ist, wandelt er gewohnt schnell, aber auch lässig, in eine versteckte Kampfansage um: „Dann machen wir so weiter!“

Erst der Klassenverbleib mit dem FCH, dann zur EM?

Wie es für Frans Krätzig nach dem 30. Juni, wenn sein Leihvertrag endet, weitergeht, ist für ihn noch kein großes Thema. „Bis zum Sommer habe ich hier noch genug zu tun“, sagt er. Neben dem anvisierten Klassenverbleib mit dem FCH hat er noch ein weiteres Ziel: die Teilnahme mit der DFB-Auswahl bei der U-21-Europameisterschaft im Juni. „Das wird nur ein Thema, wenn ich gegen Frankfurt gut performe und auch gegen München zu Hause“, sagt Krätzig.

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