Spielt er immer noch? Am 16. April feiert Alper Bagceci seinen 41. Geburtstag. Die Leidenschaft am Kicken ist bei ihm allerdings noch riesig. Der ehemalige Leistungsträger des 1. FC Heidenheim, mit dem er von der Oberliga bis in die 2. Liga aufgestiegen war, wollte lange das Fußballspielen nicht sein lassen. Wichtig dabei: „Viele müssen aufhören, weil es körperlich nicht mehr geht. Laut meines Trainers war ich aber der fitteste Spieler im Team“, erklärt Bagceci.
Nach seiner Zeit beim FCH, bei dem er 2015 nach neun Jahren und 270 Pflichtspielen verabschiedet worden war, spielte Bagceci für den SSV Ulm, mit dem er in die Regionalliga aufgestiegen war und zuletzt für Türk Spor Neu-Ulm (Verbands- und Landesliga). Und da bekanntlich auch ab und an Zeichen und Wunder geschehen, hatte sogar die ehemalige Nummer 20 des FCH das Ende der Karriere anvisiert. Nach der laufenden Saison sollte es so weit sein. Mit Türk Spor Neu-Ulm wollte Bagceci den Klassenerhalt feiern – um dann von der Fußballbühne abzutreten.
Ruft einen Krankenwagen.
Alper Bagcecis Bitte nach seiner Verletzung
Knapp einen Monat, bevor der Vorhang fallen sollte, verletzte er sich aber beim Heimspiel gegen Türkgücü Ulm und musste bereits in der 8. Minute ausgewechselt werden. Bagceci selbst gab dafür die Anweisung, mit der wichtigen Forderung: „Ruft einen Krankenwagen.“ Bei einem Zweikampf wurde wohl ein Gegenspieler von einem von Bagcecis Mitspielern so geschubst, dass er mit voller Wucht auf Bagcecis Knie fiel. „Ich dachte, dass mir beide Knie durchgebrochen sind“, sagt Alper Bagceci. „Das war ein so starker Schmerz. Ich habe erst einmal geschaut, ob noch alles ganz ist.“
Es ist eine große Baustelle.
Alper Bagceci über seine Knieverletzung
Glücklicherweise kam er bereits am folgenden Tag ins MRT. Die „gute“ Nachricht: Es ist nur das linke Knie betroffen. Die schlechte: Es war so ziemlich alles kaputt, was kaputtgehen kann. Außenbandriss, Riss des vorderen Kreuzbandes, Anriss einer Bizepssehne, Beschädigung des Innen- und Außenmeniskus. „Es ist eine große Baustelle“, sagt Bagceci – und zeigt, dass er den Sinn für Humor nicht verloren hat.

Wiederum nur drei Tage später wurde er operiert. Dabei wurde das Außenband fixiert. Sechs Wochen später soll in einer zweiten Operation das gerissene vordere Kreuzband ersetzt werden. „Alles auf einmal zu machen, wäre zu viel gewesen“, sagt Bagceci, der sich nun in Geduld üben muss und mittlerweile zu Hause das Bett beziehungsweise das Sofa hütet, da er sich sonst nur auf Krücken fortbewegen kann.
„Jetzt bin ich ein Fußballrentner auf der Couch“, scherzt er, sagt aber auch: „Einen Monat vor dem angestrebten Karriereende ist das schon bitter. Aber ich kann auch froh sein, dass es mich erst jetzt mit einer schweren Verletzung getroffen hat.“ Positiv: Jetzt hat er mehr Zeit für seinen sechs Monate alten Sohn Malik. Aber: „Ihm wird’s mit mir schnell langweilig. Er ist so wie ich, ständig aktiv“, sagt Alper Bagceci, der in der aktuellen Phase aufgrund seiner Immobilität auch mehr auf seine Frau Kristina angewiesen ist, was er auf humorvolle Weise umschreibt: „Für sie ist es anstrengender, mit jetzt zwei Babys zu Hause.“
Viele sind heute aber gemütlicher, nicht so ehrgeizig und diszipliniert.
Alper Bagceci versteht viele jüngere Spieler nicht
Doch wie kam Alper Bagceci überhaupt zu dem Entschluss, seine Laufbahn nun doch beenden zu wollen. „Ich habe aber immer mehr gemerkt, dass ich einen alten Kopf habe“, sagt er im Hinblick auf die Einstellung manch jüngerer Spieler. Er betont, dass die Landesliga keine „Spaßliga“ sei und „die Jungs“ einen gewissen Anspruch an sich selbst haben. Was Bagceci aber nicht nachvollziehen kann, ist zum Beispiel, dass während Trainingseinheiten auch über andere Sachen als über Fußball gesprochen wird. Dies kenne er so nicht. „Für mich standen immer Konzentration und Vollgas geben im Mittelpunkt. Viele sind heute aber gemütlicher, nicht so ehrgeizig und diszipliniert.“ Er habe das Gefühl entwickelt, nicht mehr reinzupassen. „Die Jüngeren hören zwar auf mich, denken sich aber wohl: Lass den Alten mal schwätzen“, so Bagceci.

Nun sind sie ihn aber wohl „los“. Oder doch nicht? Alper Bagcecis Kämpferherz hat nämlich noch nicht genug. „Im Hinterkopf schwirrt bei mir der Gedanke umher, dass ich meine Karriere so nicht beenden möchte“, sagt er. Ihm gehe es darum, dass er selbst entscheidet, wann Schluss ist – und nicht durch eine Verletzung dazu gezwungen wird. Seine Idee: Zunächst einmal wieder fit zu werden, um dann doch noch auf den Fußballplatz zurückzukehren, zumindest für ein Spiel. Für dieses Kurz-Comeback muss er sich aber noch in Geduld üben, die Ausfallzeit beträgt etwa acht Monate. „Bei einem 40-Jährigen dauert’s halt länger“, merkt Bagceci lachend an.
Bei seiner Rückkehr auf den Fußballplatz wird er fast 42 sein. Dann heißt‘s erst recht: Kickt der immer noch? Bagcecis Devise lautet aber: Spiel, solange du kannst! Sprüche, die auch jetzt gekommen sind, wie „Warum musst du in dem Alter noch spielen?“, prallen an ihm ab. „Ganz vom Fußball komme ich nicht weg. Es ist wie eine Sucht.“ Deshalb will Bagceci nach seinem endgültigen Karriereende Trainer im Jugendbereich werden. Und steht dann weiter auf dem Platz