Beim Anruf der HZ bricht Tina Riehl nicht in Jubelstürmen aus – dezent ausgedrückt. „Muss das denn sein?“, verleiht die Schnaitheimer Handballerin ihrer Skepsis Ausdruck. Ihre Telefonnummer hat Thilo Riehl, seines Zeichens Trainer der Landesliga-Handballerinnen der TSG Schnaitheim – und Tina Riehls Ehemann – mit dem freudigen Kommentar „die wird sich bedanken“ weitergegeben. Seine Frau tat dies tatsächlich. Und er? „Er hat nur gelacht“, lässt Tina Riehl wissen.
Die 29-Jährige steht nicht gerne im Mittelpunkt, auch deswegen hätte sie gerne auf das Gespräch mit „der Zeitung“ verzichtet. Pflichtbewusst nimmt sie sich aber dann doch ein wenig Zeit, weil in der Ballspielhalle etwas Besonderes auf dem Programm steht: Nach dem Heimspiel der TSG Schnaitheim am Sonntag, 6. April, gegen die HSG Langenau/Elchingen (17 Uhr), werden Betreuerin Marion Paus sowie die beiden Spielerinnen Sabrina Hermann und eben Tina Riehl verabschiedet. Diese wird im Gespräch nicht müde, genau darauf mehrmals hinzuweisen: „Ich bin nicht die Einzige, die geht.“
Sie war immer eine Stütze, gerade in schwierigen Spielen.
Thilo Riehl, Trainer der TSG Schnaitheim, über Spielerin und Ehefrau Tina Riehl
Allerdings war Tina Riehl in den vergangenen knapp zehn Jahren fester Bestandteil der ersten Mannschaft der TSG Schnaitheim. „Sie war immer eine Stütze, gerade in schwierigen Spielen“, sagt Thilo Riehl in seiner Funktion als TSG-Coach. Der 34-Jährige muss es wissen, schließlich trainiert er die Schnaitheimer Handballerinnen in der dritten Saison (zusammen mit Sabine Knödler, zuvor war auch Birgit Schlichter dabei). Auch auf eine offizielle Verabschiedung am Sonntag hätte Tina Riehl gerne verzichtet. Nicht nur, weil sie, wie bereits erwähnt – bei ihr darf man das aber durchaus mehrmals sagen – nicht gerne im Mittelpunkt steht. „Auch, weil ich doch sehr nah am Wasser gebaut bin“, räumt sie ein.
Man wird nicht jünger.
Tina Riehl im Scherz, warum sie kürzertreten möchte
Die Entscheidung, nach dieser Saison aus der ersten Mannschaft der TSG Schnaitheim zurückzutreten, fiel aber aus rationalen Gründen. „Man wird nicht jünger“, erlaubt sich Tina Riehl einen Scherz. Zum einen müsste sie, um den eigenen Ansprüchen zu genügen, in Zukunft im Training noch mehr tun. Allerdings falle es ihr immer schwerer, ins Training zu gehen. Zum anderen hätten sich ihre Prioritäten verschoben. Tina Riehl möchte mehr Zeit für Privates haben. „Handball wird da zweitrangig“, sagt sie – und erschrickt fast schon angesichts dieser Aussage, die in den vergangenen Jahren in der Form nicht über ihre Lippen gekommen wäre.

Im Laufe der Saison sei ihr aber immer klarer geworden, dass es an der Zeit sei, sportlich kürzer zu treten, sagt Tina Riehl. Aber ganz auf Handball verzichten? Das geht auch nicht. Sie möchte in der dritten Mannschaft der TSG Schnaitheim spielen, wobei sie noch nicht weiß, wann diese überhaupt ihre Trainingseinheiten hat. Und Tina Riehl möchte die Spiele der „Ersten“ besuchen, dann als Fan. „Ich werde bestimmt gar nicht so viele Spiele verpassen“, sagt sie.
Geht's für die TSG Schnaitheim in die Aufstiegs-Relegation?
Jetzt aber steht erst einmal das letzte Spiel für die erste Mannschaft der TSG Schnaitheim an. „Hoffentlich nicht“, sagt Tina Riehl relativ schnell: „Ich hoffe auf die Relegation.“ Denn die Schnaitheimerinnen bestreiten am Sonntag zwar ihr letztes Spiel der regulären Saison. Beenden sie diese aber auf dem dritten oder vierten Platz, geht’s für sie in die Aufstiegs-Relegation. (Im Optimalfall würde der dritte Platz zum direkten Aufstieg reichen.)
Dabei ist es nicht selbstverständlich, dass die Schnaitheimerinnen so weit oben in der Tabelle mitspielen. Schließlich wurde das Team immer wieder durch Verletzungen wichtiger Spielerinnen wie Kim Bauder oder Alessa Riehl zurückgeworfen. Zuletzt erlitt Kristina Site einen Bänderriss. Dafür helfen aber junge Spielerinnen aus.

Und auch die Verletzten würden nur zu gern im Saisonendspurt wieder angreifen. „Sie scharren schon mit den Hufen“, scherzt Thilo Riehl. Der Trainer möchte aber kein Risiko eingehen, auch wenn die Partie gegen die HSG Langenau/Elchingen, einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Aufstieg, extrem wichtig ist. Den Blick richtet der 34-Jährige bereits auf die kommende Saison, in der die Mannschaft „Stück für Stück“ umgebaut werden soll.
Dies dann ohne Tina Riehl. Diese wird beim Lesen dieser Zeilen womöglich die ein oder andere Träne vergießen. Als Generalprobe für Sonntag.
FSG Giengen/Brenz und SHB auswärts gefordert
Ebenfalls in der Landesliga ist die FSG Giengen/Brenz bereits am Samstag bei der SG Burlafingen/PSV Ulm zu Gast (18 Uhr, Sporthalle 1 beim Schulzentrum in Neu Ulm-Pfuhl. Die FSG ist Tabellenfünfter, die Gastgeber belegen den siebten Platz.
In der Verbandsliga muss die SG Herbrechtingen/Bolheim am Sonntag zum SC Lehr (15 Uhr, Sporthalle Ulm Nord Ulm-Lehr). Die SHBlerinnen haben noch Chancen, den dritten Tabellenplatz (Aufstiegs-Relegation) zu erreichen. Dafür sollte beim Tabellenvorletzten ein Sieg her. In der Hinrunde gab es einen 32:19-Erfolg für die SHB.