Zielsicher ist Helmut George nicht nur mit den Disc-Golf-Scheiben, die in Körben „versenkt“ werden. Der 61-Jährige trifft auch mit seinen Sprüchen gerne ins Schwarze: „Hättest mal was Gscheits gelernt“, lässt er den Fragesteller verstummen, der sich mehrmals danach erkundigt, ob George wirklich schon Rentner ist. Der Hesse ist nicht auf den Mund gefallen, wie er selbst anmerkt, und kommt mit seiner Art auch bei den Schwaben gut an.
Zumindest in Söhnstetten, wo er die Disc-Golfabteilung des WSCA Albuch leitet. Und auch bei Wolfgang Schön, seines Zeichens Vorsitzender der TSG Schnaitheim. Kennengelernt haben sich die beiden 1996. Sie haben zusammen, oder besser gesagt, gegeneinander Squash gespielt. Nur ein Jahr zuvor war George in den Landkreis Heidenheim gekommen. Der Chemiker arbeitete bei der Steinheimer Firma Sigma-Aldrich – und wollte sich sportlich betätigen. „Ich habe Wolfgang gewinnen lassen“, scherzt George, um dann doch die besseren Squash-Qualitäten seines Kumpels anzuerkennen. Lange Zeit wurde nicht mehr Squash gespielt, doch die Chemie zwischen George und Schön stimmt auch nach Jahrzehnten.

Denn jetzt schließt sich wieder ein Kreis. Helmut George hat sich als WSCA-Abteilungsleiter mehrere Ziele gesetzt: Im Waldbad ein Turnier auszurichten (in diesem Jahr gibt es bereits die zweite Auflage), zu diesem „das Fernsehen“ zu locken (der „SWR“ kam vorbei) – und einen Disc-Golf-Parcours auf dem Moldenberg aufzubauen. „Du kennst doch den Schön?“, fasst er die Rückmeldung aus seiner Abteilung zusammen, als es um die (erneute) Verwirklichung dieser Idee ging.
George nutzte seine Kontakte und traf bei Wolfgang Schön auf offene Ohren. Dieser erzählt, dass es bei der TSG Schnaitheim schon zur Zeit der Landesgartenschau 2006 Überlegungen gegeben habe, einen Teil des Finales der Deutschen Meisterschaft, das im Rahmen der Landesgartenschau ausgerichtet worden war, auf den Moldenberg zu holen. „Wir hatten einen Plan, damals hat es aber nicht geklappt“, sagt der 68-Jährige.

Nun aber ist der große Wurf gelungen. Im Herbst 2023 gab es eine erste Begehung des Geländes im „Sportpark Moldenberg“ und einen ersten Plan im April 2024. Beim Kommunalen Stammtisch der TSG Schnaitheim wurde im Mai 2024 die Idee den Abteilungen und auch den Verantwortlichen der Stadt vorgestellt.
Nach den nötigen Genehmigungen durch Stadt, Landratsamt oder die untere Naturschutzbehörde, Wolfgang Schön spricht von einigen Hürden, die gemeistert werden mussten, gab’s vor einigen Wochen die Genehmigung. „Ursprünglich hatten wir für die Eröffnung des Parcours im September des vergangenen Jahres anvisiert. Aber wir haben dann langsamer gemacht, Schritt für Schritt“, sagt der TSG-Vorsitzende.

Eine Disc-Golf-Abteilung in der TSG Schnaitheim wird noch gegründet. Zudem werden 19 Bahnen entstehen (eine Bahn dient als Ausweichbahn, sodass auf 18 Bahnen bei Turnieren gespielt werden kann). Für die Planung wurde mit Michael Stelzer einer der besten deutschen Disc-Golfer mit ins Boot geholt, der auch weltweit bei Turnieren startet (siehe Infokasten). Helmut George kennt Stelzer, seit dieser elf Jahre alt war. Der inzwischen 40-Jährige war mehrmals auf dem Moldenberg, um sich den Verlauf der Bahnen zu überlegen. „Es macht Spaß, eine neue Anlage mit aufzubauen, da kann man sich verwirklichen und das eigene Wissen in so einen Parcours reinbringen“, so Stelzer.
Offizielle Eröffnung am 11. Mai auf dem Moldenberg in Schnaitheim
Die offizielle Eröffnung ist am Sonntag, 11. Mai, ab 10 Uhr (wer sich schon jetzt anmelden möchte, kann dies über die E-Mail-Adresse der TSG Schnaitheim machen: info@tsg-schnaitheim.de). Vor Ort werden auch Turnierspieler dabei sein, die einen Einblick in ihre Sportart geben. Willkommen sind alle, die die Sportart ausprobieren möchten, sagt Wolfgang Schön und fügt an: „Wir überlegen, Leihscheiben anzubieten, aber natürlich hoffen wir auch, dass dann möglichst viele der neuen Disc-Golf-Abteilung und der TSG Schnaitheim beitreten werden“, so der Vorsitzende, der den Pass von Helmut George, dass es bei der TSG dann ja einige Disc-Golfer geben wird, gerne aufnimmt: „Genau, dann knacken wir die 3000-Mitglieder-Marke im Verein.“ George wiederum prophezeit daraufhin euphorisch: „Dann ist 2027 Disc Golf hier die größte Abteilung, da führt wohl kein Weg dran vorbei.“
Aber erst einmal Schritt für Schritt. Oder besser gesagt: Wurf für Wurf. Das erste Turnier soll zumindest im Herbst ausgerichtet werden.
Förster und Wildbiologe gaben grünes Licht – Spielregeln beim Disc Golf
Das Ziel beim Disc Golf ist es, ähnlich wie bei Golf, einen Kurs mit möglichst wenigen Würfen der Scheibe zu durchspielen. Ein Disc-Golf-Kurs besteht normalerweise aus 9 oder 18 Löchern. Nach dem Wurf von der Abwurfzone wird jeder nachfolgende Wurf von der Lage gemacht, wo die Scheibe zuletzt gelandet ist.
Für den Parcours auf dem Moldenberg gab es naturschutzrechtlich einige Begutachtungen, zum Beispiel durch den zuständigen Förster oder einen Wildbiologen. Vor dem Beginn einer Saison gilt es für die TSG Schnaitheim festzustellen, ob der Wald, durch den ein Teil des Parcours führt, „verkehrssicher“ ist und ob Äste runterfallen können. Für die Körbe wird kein Beton in die Erde gegossen. Hier wird mit Schraubhülsen gearbeitet, die wieder entfernt werden können. Die Abwurfbalken sind aus Holz und werden mit langen Zimmermannsnägeln im Boden befestigt.
Helmut George stammt aus Gungelshausen, einem Dorf in Hessen mit 30 Einwohnern und neun Bauernhöfen, wie es sagt. Der 61-Jährige lebte auch schon in Los Angeles, ehe er im Landkreis Heidenheim seine neue Heimat gefunden hatte und die Disc-Golf-Abteilung beim WSCA Albuch mitbegründete. Seinem Wunsch nach sollen gemeinsame Turniere in Söhnstetten und auf dem Moldenberg ausgetragen werden. Mit dann 144 statt wie üblich 72 Spielern.
Wolfgang Schön, einst Technischer Redakteur für Schiffsantriebe bei „Voith“, stammt aus der Oststadt, zog aber mit seiner Frau, die aus Aufhausen kommt, 1986 nach Schnaitheim. Über seine Tochter, die beim Kinderturnen gewesen ist, kam er zur TSG. Angetan war er vom Bouleplatz, auf dem er bei seinem ersten Turnier Dritter wurde. Drei, vier Jahre habe er vorgehabt, Vorsitzender der TSG zu sein. Inzwischen sind es 21 Jahre.
Michael Stelzer war zuletzt bei der Team-Weltmeisterschaft in Australien im Einsatz. Der Heidenheimer, der als Projektleiter Logistik bei „Zeiss“ arbeitet, nahm auch schon an vier Europameisterschaften teil. 15 Mal war er bei deutschen Meisterschaften im Einsatz (einmal deutscher Meister bei den Herren, dreimal bei den Junioren).