French Open

«Bin zurück»: Zverev zwischen Angriffslust und Absage

Trotz des Halbfinal-Aus wird sich Alexander Zverev die Bilder aus Paris «überglücklich» anschauen. Der Olympiasieger zählt sich wieder zu den Dauer-Titelanwärtern. Zunächst wird er jedoch gebremst.

«Bin zurück»: Zverev zwischen Angriffslust und Absage

Angriffslustig verabschiedete sich Alexander Zverev aus Paris. Ein Jahr nach seinem Verletzungsschock sieht sich der Olympiasieger endgültig wieder bereit für die nächsten Anläufe für den ersehnten ersten Grand-Slam-Triumph.

Den Start in die kurze Saison auf dem wenig geliebten Rasen vor Wimbledon muss er jedoch nach dem schmerzhaften Halbfinal-Aus wegen einer Oberschenkelblessur erst einmal verschieben. «Das lässt meine körperliche Verfassung leider jetzt nicht zu», sagte der 26-Jährige einen Tag nach dem Match zu seiner endgültigen Absage für das Vorbereitungsturnier in Stuttgart, die sich schon am Abend zuvor angedeutet hatte.

Nach mehrmaligen Nachfragen offenbarte Zverev, dass er sich im letzten Training vor dem unerwartet deutlichen 3:6, 4:6, 0:6 im Halbfinale der French Open gegen den Norweger Casper Ruud eine leichte Zerrung zugezogen hatte. Trotz des enttäuschenden Endes zählt sich der frühere Weltranglistenzweite wieder zu den regelmäßigen Anwärtern auf einen Titel bei einem der vier großen Turniere.

Nun Vorbereitung auf Wimbledon

«Vielleicht nicht in Wimbledon, weil es auf Gras gespielt wird, das ist schwieriger für mich», sagte Zverev. «Aber generell gesprochen ist das von jetzt an meine Denkweise.»  Um für den Rasen-Klassiker in London wieder fit zu werden, bleibt dem Hamburger noch Zeit bis Anfang Juli. «Wir Spieler sind es kaum gewohnt, auf Rasen zu spielen», sagte er zuletzt über den Untergrund, der nur auf ganz wenigen Plätzen gespielt werden kann. «Es ist einfach kein Belag, auf dem man seit Kindesbeinen trainiert, deswegen muss man Rasentennis im Grunde jedes Jahr neu lernen.»

In Wimbledon ist Zverev bislang nie über das Achtelfinale hinausgekommen. Bei den French Open scheiterte er nun zum fünften Mal im Halbfinale bei einem Grand-Slam-Turnier, nur einmal bei den US Open schaffte er es auch ins Finale. 

Die Zeit vor Paris sei schwierig gewesen, gestand der 26-Jährige. Dabei war er diese Saison im Jahr nach der schweren Knöchelverletzung bei den French Open 2022 mehrfach bereits früh gegen Top-Profis gescheitert und in der Weltrangliste abgerutscht. «Ich hoffe, ich kann weitermachen von dort und das ist vorbei», betonte Zverev. «Ich denke, bis heute habe ich hier großartiges Tennis gespielt. Es ist definitiv etwas, auf dem ich aufbauen kann.»

Reichlich leere Ränge gegen Ruud

Nur die Klatsche gegen Ende der Partie gegen den stabilen Ruud, der nun am Sonntag Novak Djokovic herausfordert, hinterließ in der Öffentlichkeit einen traurigen letzten Eindruck. «Zweifellos war das für die feinen Besucher von Roland Garros zubereitete Abendessen schmackhafter als die dünne Suppe, die Alexander Zverev während des faden Duells mit Ruud in 2:09 Stunden servierte», ätzte die «L’Équipe» angesichts reichlich leerer Ränge auf dem Court Philippe-Chatrier.

Auch wenn Zverev sich selbst schon wieder auf dem Niveau des Vorjahres sieht, bleibt ein Leistungsunterschied zu den absoluten Topstars wie Djokovic oder Carlos Alcaraz bis zu dessen Ganz-Körper-Krampf im Halbfinale gegen den Serben noch offensichtlich. Die Bilanz gegen Spieler aus den ersten Zehn der Weltrangliste steht bei Grand Slams für Zverev nun bei einem Sieg und 13 Niederlagen.

Doch das Kamerateam, das ihn für eine Dokumentation in den Tagen von Paris stets verfolgte, konnte als eines der letzten Bilder einen lächelnden Zverev aufnehmen. «Ich werde unfassbar glücklich sein», sagte er zur Frage, mit welchen Gefühlen er sich die Szenen dann bei Ausstrahlung noch einmal anschauen werde. «Letztes Jahr ist hier alles passiert. Und ein Jahr später bin ich zurück im Halbfinale eines Grand Slams.» Das wird ihm zukünftig nicht mehr reichen.