Commerzbank will Überschuss bis 2027 deutlich steigern
Mehr Geschäft mit vermögenden Privatkunden und zusätzliche digitale Angebote für Firmenkunden sollen der Commerzbank in den nächsten Jahren höhere Gewinne bescheren. Für 2023 peilt der Vorstand um Konzernchef Manfred Knof nach einem weiteren erfolgreichen Quartal jetzt einen Überschuss von rund 2,2 Milliarden Euro an, wie der Dax-Konzern am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Bisher hatte das Management lediglich eine deutliche Steigerung in Aussicht gestellt. Bis 2027 soll das Nettoergebnis auf rund 3,4 Milliarden Euro zulegen.
Dazu soll vor allem ein höherer Provisionsüberschuss beitragen. Der zuletzt stark gestiegene Zinsüberschuss wird nach aktueller Prognose im laufenden Jahr auf mehr als 8,1 Milliarden Euro zulegen, dürfte aber nach Einschätzung des Managements mittelfristig dann nur noch moderat wachsen. Nach Jahren mit Null- und Negativzinsen hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen im Euroraum seit Juli 2022 zehn Mal angehoben. Geldhäuser bekommen nun wieder Zinsen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Zudem verdienen Banken und Sparkassen zum Beispiel an höheren Kreditzinsen.
Wie bei anderen Geldhäusern beflügeln auch bei der Commerzbank die gestiegenen Zinsen die Geschäfte. Im dritten Quartal des laufenden Jahres steigerte die Bank ihren Gewinn unter dem Strich auf 684 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor war das Ergebnis auf 195 Millionen Euro eingebrochen.
Weniger Geld für mögliche Kreditausfälle
In den ersten neun Monaten insgesamt verdiente das Geldhaus mit gut 1,8 Milliarden Euro fast doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Der Zinsüberschuss legte im Zeitraum Januar bis einschließlich September um knapp 39 Prozent auf gut 6,2 Milliarden Euro zu. Zudem profitierte die Bank davon, dass sie weniger Geld für mögliche Kreditausfälle zurücklegen musste. Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand nur noch mit einer Risikovorsorge von weniger als 700 Millionen Euro.
In den vergangenen Jahren war die Commerzbank auf Sparkurs: Tausende Stellen wurden gestrichen, die Zahl der Filialen in Deutschland von 1000 auf 400 geschrumpft - dabei soll es vorerst aber bleiben. «Die Transformationsarbeit der vergangenen Jahre zahlt sich zunehmend aus. Neben dem Zinsumfeld profitieren wir von einem niedrigen Risikoergebnis und fortgesetzter Kostendisziplin», bilanzierte Finanzvorständin Bettina Orlopp. Dass die Bank nach neun Monaten schon mehr verdient habe als im Gesamtjahr 2022 sei «eine starke Basis, um unsere Ausschüttung wie geplant deutlich zu erhöhen».
Für die Geschäftsjahre 2022 bis 2024 will die Commerzbank in Summe drei Milliarden Euro über Dividenden und Aktienrückkäufe an ihre Aktionärinnen und Aktionäre ausschütten, wie die Bank Ende September mitgeteilt hatte. Angestrebt ist, dass in den Jahren 2025 bis 2027 grundsätzlich mehr als die Hälfte des Gewinns - nach Abzug von Zinszahlungen für bestimmte Anleihen und Minderheitsanteilen - ausgekehrt werden. Nach drei Nullrunden gab es für das Geschäftsjahr 2022 erstmals wieder eine Dividende von 20 Cent je Aktie.
Eine Milliarde Euro Belastungen durch mBank
Im Gesamtjahr 2022 hatte das Geldhaus, dessen größter Anteilseigner der deutsche Staat ist, gut 1,4 Milliarden Euro Überschuss erzielt und damit so viel wie seit 2007 nicht mehr. Allerdings hätte der Gewinn der Commerzbank schon 2022 erheblich höher ausfallen können, wären nicht die mehr als eine Milliarde Euro Belastungen durch die polnische Tochter mBank unter anderem im Zusammenhang mit Schweizer-Franken-Krediten gewesen. Bis Ende September des laufenden Jahres summierten sich die Belastungen bei der mBank auf 754 Millionen Euro.
Ihre Effizienz will die Commerzbank «insbesondere durch einfache digitale Prozesse steigern», wie das Geldhaus mitteilte. «Auf dieser Basis soll auch die Aufwandsquote verbessert werden.» Um einen Euro Gewinn zu machen will die Bank 2027 nur noch 55 Cent aufwenden. In den ersten neun Monaten 2023 belief sich das Verhältnis zwischen Aufwand und Erträgen (Cost-Income-Ratio) auf 60 Prozent.
Konzernchef Knof versprach Investoren und Anteilseignern: «Wir werden unsere Ertragsbasis vergrößern, die Aufwandsquote weiter verbessern und unsere Eigenkapitalrendite steigern.» Für 2027 strebt der Vorstand eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von mehr als 11 Prozent an. Im Jahr 2022 waren es 4,9 Prozent, für das laufende Jahr erwartet der Vorstand 7,5 Prozent. Dieser Wert setzt den Gewinn ins Verhältnis zum eingesetzten Eigenkapital und zeigt somit, wie effizient ein Unternehmen dieses Geld eingesetzt hat.