Radsport

«Fühlt sich einfach gut an»: Ulrich als Tour-Experte im TV

Bei der Tour de France zeigt sich Jan Ullrich nach seiner Doping-Beichte als Experte im TV. Der bislang einzige deutsche Sieger der Landesrundfahrt fühlt sich dabei sichtlich wohl. Wo will er hin?

Doping-Geständnis, ein neu erschienenes Buch und nun als Experte im TV während der 111. Tour de France: Ex-Radprofi Jan Ullrich hat sich bei seinem Gastauftritt in der Eurosport-Sendung «Velo Club» sichtlich wohlgefühlt. «Jetzt bin ich wieder dabei, jetzt sitze ich mit euch auf der Couch und das fühlt sich einfach gut an. Das ist eine Riesenerleichterung für mich», sagte Ullrich. Der 50-Jährige möchte sich nach seiner späten Doping-Beichte im vergangenen Herbst öffentlich rehabilitieren. 

Ullrichs Pläne: Aktuell probiert sich der frühere Rennfahrer aus. Er stellte auch eine Zusammenarbeit mit den Tour-Veranstaltern in Aussicht, nachdem in der Vergangenheit eine «Distanz» geherrscht habe. «Ich glaube, da gibt es auch wieder einen Weg», sagte er. Am Rande der deutschen Meisterschaft vor knapp einer Woche hatte er sich mit dem Präsidenten Rudolf Scharping vom Bund Deutscher Radfahrer ausgesprochen. Mittlerweile lässt er sich auch wieder bei Rennen blicken. Vor einem Jahr hatte er sich das erste Mal wieder gezeigt. Und getraut. Denn damals habe man den zu dem Zeitpunkt öffentlichkeitsscheuen Ullrich dort «hinpeitschen» müssen.

Das Geständnis: Im Zuge der Veröffentlichung der Amazon-Doku «Jan Ullrich - Der Gejagte» im November hatte der frühere Radprofi ein Doping-Geständnis abgelegt - und damit sein jahrelanges Schweigen beendet. Zwei Jahrzehnte war er nach den öffentlich gewordenen Doping-Skandalen im Radsport vielfach geächtet worden. Der Olympiasieger von 2000 geriet danach mehrmals durch Skandale in die Schlagzeilen. 

Deutsche Radsportwelt begrüßt Rückkehr

Rückkehr wird begrüßt: In der deutschen Radsportwelt kommt sein öffentliches Comeback gut an. «Ich denke, er hat viel zu erzählen. Er ist eine der größten Legenden im deutschen Radsport», sagte Routinier Simon Geschke der Deutschen Presse-Agentur. Der 38-Jährige bestreitet aktuell seine 12. und letzte Tour de France. Ihn freue es sehr, dass Ullrich wieder eine Tätigkeit im Radsport habe. «Er war bei der deutschen Meisterschaft. Und die Leute waren super froh, ihn zu sehen», sagte Geschke.

Auch Deutschlands erfolgreichster Tour-Etappenjäger Marcel Kittel (14 Tagessiege) freute sich über Ullrichs Renaissance. «Ich wünsche ihm seinen Seelenfrieden. Er hat mehr als genug gebüßt, privat und beruflich», sagte Kittel zuletzt der «Bild am Sonntag». «Er sollte wieder seinen Platz finden, reinen Tisch machen und aussprechen, was alle dachten und wissen», fügte er hinzu. 

Ullrich gastiert erneut am Mittwoch bei Eurosport. «Der Lebensrucksack wird immer schwerer, wenn man die Probleme nicht löst. Und ich konnte aus diesem Rucksack mehr als die Hälfte Gewicht herausnehmen und kann wieder gerade gehen. Es fühlt sich leichter an», sagte er und saß dabei sichtlich gelassen auf der TV-Couch.