Der Elektronikhändler Expert profitiert von der Fußball-EM. Weil sich zu dem seit Mitte Juni laufenden Turnier viele Fans mit neuen TV-Geräten eindeckten, zog der Absatz vor allem von Flachbildfernsehern zuletzt deutlich an, sagt Expert-Chef Stefan Müller bei der Bilanzvorlage in Langenhagen bei Hannover. Angesichts der weiter großen Kaufzurückhaltung vieler Kunden sei das ein positives Signal.
Insgesamt habe Expert im Juni 71 Prozent mehr Fernseher verkauft als im selben Monat 2023, so Müller. Den deutlichsten Sprung habe es dabei in den beiden Wochen direkt vor Turnierstart gegeben, als mehr als doppelt so viele Fernseher verkauft wurden wie ein Jahr zuvor. Und sollte Deutschland am Freitag das Viertelfinale gegen Spanien gewinnen, «kann das sicher noch einmal einen Push geben».
Die Kunden ließen sich die Geräte auch mehr kosten. Im Schnitt zahlten die Expert-Kunden in der ersten Juniwoche 1040 Euro pro Gerät, fast 300 Euro mehr als in derselben Kalenderwoche des Vorjahres. Gefragt waren vor allem große LCD-Monitore ab 80 Zoll Bilddiagonale, von denen im Juni fast viermal so viele verkauft wurden wie vor einem Jahr. Auch der Absatz von OLED-Bildschirmen ab 77 Zoll hat sich fast verdreifacht.
Keine nachhaltige Trendwende
Nach den zuletzt schwachen Geschäften konnte Expert dadurch in den Monaten Mai und Juni beim Außenumsatz um 2,4 Prozent zulegen. Ein nachhaltiges Ende der Kaufzurückhaltung sieht Müller darin aber nicht. «Die Käufe sind größtenteils nur vorgezogen. Das ist keine Trendwende», so der Expert-Chef. Denn: «Wer sich jetzt ein neues TV-Gerät anschafft, kauft dafür Weihnachten keins.»
Insgesamt rechne Müller im laufenden Geschäftsjahr 2024/25, das noch bis Ende März 2025 geht, nur mit einem kleinen Plus beim Außenumsatz. Angesichts der unsicheren Wirtschaftslage hielten sich die Kunden weiter mit Neuanschaffungen zurück. Zwar zeichne sich hier Besserung ab. «Dennoch rechnen wir frühestens ab dem zweiten Halbjahr 2025 mit einer Trendumkehr und Erholung der Konjunktur.»
Konsumflaute lässt Umsatz schrumpfen
Im vergangenen Geschäftsjahr war der Innenumsatz, den die Gruppe mit ihren angeschlossenen Händlern machte, um 0,3 Prozent auf 2,23 Milliarden Euro geschrumpft. «Das ist angesichts des angespannten Umfeldes ein zufriedenstellendes Ergebnis», sagt Müller. Im Endgeschäft mit den Kunden schrumpften die Erlöse sogar um 2,7 Prozent. Vor allem Computer und IT verkauften sich schlecht. Damit habe man aber besser als der Markt abgeschnitten.
Expert ist eine Kooperation von rechtlich selbstständigen Fachhändlern, die über den Verbund gemeinsam ihre Ware beziehen. Zuletzt waren es 186 Gesellschafter mit insgesamt 385 Standorten. 67 davon betreibt Expert selbst, die übrigen werden von selbstständigen Einzelhändlern geführt. Zusammen kommen sie auf 14.000 Mitarbeiter.