Gesundheitsschädliche Chemikalien in Kinderspielzeug
Luftballons mit krebserregenden Stoffen, Bor in Spielzeugschleim oder eine Puppe mit Zusatzstoffen, die als hormonell schädigend eingestuft sind. Das sind nur drei Beispiele für Kinderspielzeug mit verbotenen Chemikalien, die gegen EU-Vorschriften verstoßen und trotzdem auf den Markt gelangten. «Es gibt Spielzeug, das große Mengen gesundheitsschädlicher Chemikalien enthält», sagte die Geschäftsführerin des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Antje von Broock, laut Mitteilung.
Online gekaufte Spielwaren könnten Chemikalien wie Plastikweichmacher, krebserregende Nitrosamine oder Bisphenol A in hohen Konzentrationen enthalten. Allein im vergangenen Jahr hätten europäische Behörden bei stichprobenartigen Kontrollen über 200 Spielzeuge mit verbotenen Schadstoffe gefunden, berichtete der Umweltverband. 90 Prozent der identifizierten schadstoffhaltigen Spielzeuge stammten dabei aus China.
BUND: «Kompetenzwirrwarr zulasten der menschlichen Gesundheit»
Die Gesetze in Deutschland und der EU böten keinen ausreichenden Schutz vor diesen schädlichen Produkten, bilanziert ein Rechtsgutachten des BUND. Gerade beim schnell wachsenden Online-Handel hinke die Überwachung von Spielzeug hinterher. «Der Internethandel wird leider noch nicht vergleichbar mit dem stationären Handel überprüft», kritisierte von Broock.
Neben Gesetzeslücken im Online-Handel sei auch die Abstimmung der Überwachungsbehörden in Deutschland auf Länderebene nicht ausreichend. «Der Kompetenzwirrwarr zulasten der menschlichen Gesundheit kann so nicht weitergehen», sagte von Broock und forderte eine «effektive nationale Marktüberwachungsstrategie».
Spielwarenindustrie: «Bringt eine ganze Branche in Verruf»
Auch die Spielzeugbranche, der das Problem seit Jahren bekannt ist, wünscht sich mehr Kontrollen. «Aus Sicht renommierter Qualitätshersteller von Spielwaren ist das unkontrollierte Treiben auf Online-Marktplätzen ein wirkliches Ärgernis, weil es eine ganze Branche in Verruf bringt», sagte der Geschäftsführer des Deutschen Verbands der Spielwarenindustrie, Ulrich Brobeil.
Nationale Lösungen brächten aber «rein gar nichts». Stattdessen müssten Online-Plattformen stärker in die Pflicht genommen werden, fordert Brobeil, sieht aber auch die Käufer in der Verantwortung. «Der Verbraucher sollte sich im Klaren darüber sein, dass er mit seinem Verhalten zu dieser Situation beiträgt», sagte Brobeil. Bei dem beanstandeten Spielzeug gebe es einen Zusammenhang zwischen Preis und Qualität sowie Preis und Sicherheit.
Der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels (BVS) appelliert indes an Käufer und Händler, sich die Bezugsquellen und Lieferketten genau anzuschauen. «Es gibt keine Super-Behörde, die jedes Spielzeug der Welt prüfen kann», sagte BVS-Geschäftsführer Steffen Kahnt. Seriöse Marken würden aber viel dafür tun, saubere Produkte zu verkaufen.