«Kann alles vorbei sein»: Voigt und die Angst vor der Kurve
Jens Voigt ist auf dem Motorrad ganz in seinem Element. Als Experte war der Ex-Profi in der zweiten Woche der Tour de France bei jeder Etappe auf dem Motorrad dabei, brachte den Zuschauern von Eurosport das Renngeschehen näher. «Es war großartig, anstrengend, nervenaufreibend, fantastisch, erlebnisreich», sagte Voigt der Deutschen Presse-Agentur. «Es war wie zu meiner Zeit als Rennfahrer, nur ohne die Schmerzen in den Beinen.»
Die Ausbildung
Normalerweise macht man den Job auf dem Motorrad nicht gleich bei einer großen Rundfahrt. Doch Voigt ist erfahren, besitzt selbst einen Motorrad-Führerschein – und so gab es beim Giro d’Italia einen Kaltstart. Die Fans zeigten sich in den Sozialen Medien begeistert, Voigt durfte bei der Tour wieder ran. Ungefährlich ist der Job nicht. «Auf rationaler Ebene weißt du, dass es nach jeder Kurve vorbei sein könnte. Dieser Gedanke fährt mit», sagte der 51-Jährige. Mit seinem erfahrenen Fahrer einigte er sich deshalb gleich zu Beginn darauf, kein unnötiges Risiko einzugehen.
Die Regeln
Es gibt nur drei Experten-Motorräder im Feld. Das französische Fernsehen, der US-Sender NBC und Eurosport haben einen eigenen Mann dabei. Um die Sicherheit zu gewährleisten, gelten strenge Regeln. «Autos nutzen die rechte Spur, Motorräder bleiben links», erklärte Voigt. «Man muss den Kopf einschalten, Situationen vorhersehen und rechtzeitig ein Handzeichen geben, was man vorhat.» Interviews mit Sportlichen Leitern sind erlaubt, mit Fahrern auf keinen Fall. Eine Grauzone ist der Small Talk mit Fahrern, die man schon lange kennt. «Das ist dann Ermessenssache», sagte Voigt.
Die Ausrüstung
Helm mit Funkverbindung, Schutzanzug mit Protektoren und Handschuhe sind das Wichtigste, dazu gute Schuhe. «Ich habe meine alten Bundeswehrstiefel heraus gekramt. Die ziehe ich sonst nur im Garten oder zum Angeln an», erzählte Voigt. Drei Audiokanäle (Eurosport-Kommentar, Radio-Tour, Regie) laufen parallel in seinem Ohr, die komplette Technik ist in den zwei Seitenkoffern verstaut. Der kleine Koffer hinten ist für Voigt. Dort finden sich u.a. Essen, Trinken und Sonnencreme.
Die Erfahrung
Der Job auf dem Sozius ist perfekt für Ex-Profis. Sie können ein Rennen lesen, Attacken antizipieren. «Man ist nah dran, sieht die Gesichter und die Körpersprache der Fahrer», sagte Voigt. Zudem greift er auf seine eigenen Tour-Erinnerungen zurück: «Die Etappen kenne ich aus meinen aktiven Zeiten und ich bin an die Geschwindigkeiten gewöhnt. Ich bekomme also keine Panik, wenn es mit 100 km/h den Tourmalet hinuntergeht.»