Keine Einigung auf Waffenruhe im Sudan
Verhandlungen über eine Waffenruhe im Sudan sind vorerst erneut gescheitert. Die sudanesische Armee und die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF), die einander seit mehr als sechs Monaten in dem Land am Horn von Afrika bekriegen, konnten sich bei von den USA und Saudi-Arabien vermittelten Gesprächen im saudischen Dschidda nicht auf eine Feuerpause einigen. Das teilte das saudische Außenministerium mit.
Vertreter der Konfliktparteien hätten sich allerdings darauf geeinigt, in einem vom UN-Nothilfebüro OCHA geführten Rahmen gemeinsam über den Abbau von Hindernissen beim Zugang für humanitäre Hilfen zu verhandeln.
Im Sudan kämpfen seit Mitte April die RSF des früheren Vize-Machthabers Mohammed Hamdan Daglo, eine aus Milizen in der Region Darfur hervorgegangene Quasi-Armee, gegen die Streitkräfte unter der Führung von De-facto-Staatsschef Abdel Fattah al-Burhan. In den ersten Monaten des Konflikts wurden mehrfach Feuerpausen vereinbart und wieder gebrochen. Beide Seiten beschuldigten einander.
Sorge um Lage in Darfur
Unterdessen kam es sowohl in Sudans Hauptstadt Khartum als auch in der Region Darfur im Westen des Landes weiter zu Gewalt. Die RSF bauten in den vergangenen Wochen ihre Macht in Darfur weiter aus und verkündeten zuletzt am Samstag, die Hauptstadt des Bundesstaats West-Darfur, Al-Dschunaina, erobert zu haben. Experten sind besorgt über eine erneute Eskalation der Gewalt gegen die Zivilbevölkerung. In Al-Dschunaina war es schon im Sommer zu mutmaßlichen Kriegsverbrechen gekommen. Nach Angaben der UN wurden dort im Juni Massengräber mit mehreren Dutzend ermordeten Zivilisten der ethnischen Minderheit Masalit gefunden. Die RSF bestritten die Vorwürfe.
In Darfur herrscht seit über 20 Jahren einer der schwersten Konflikte des Landes. Die jahrelang schwelenden Konflikte zwischen ethnischen Minderheiten wie den Masalit und den arabischstämmigen Milizen der RSF sind durch den Machtkampf nun erneut eskaliert.
Der Sudan hatte vor dem Konflikt rund 48 Millionen Einwohner. UN-Schätzungen zufolge sind seit April rund 5,8 Millionen Menschen vertrieben worden, von denen rund 4,6 Millionen innerhalb des Landes auf der Flucht sind. Nach Erhebungen der Konfliktdatenorganisation ACLED wurden mehr als 10.000 Menschen getötet.