Bundestagswahlkampf

Lang hält Kanzlerkandidatur der Grünen prinzipiell offen

In Umfragen schwächeln die mitregierenden Grünen schon seit längerem. Ist es da überhaupt noch realistisch, an einen eigenen Kanzlerkandidaten zu denken?

Parteichefin Ricarda Lang hält die Aufstellung eines Kanzlerkandidaten der Grünen zur nächsten Bundestagswahl trotz derzeit schwacher Umfragewerte grundsätzlich offen. «Wir sehen, dass das Parteiensystem sich schon grundlegend verändert hat», sagte sie im Sommerinterview der ZDF-Sendung «Berlin direkt». Wenn nur noch Parteien mit 30 Prozent es machen könnten, hätte man jetzt genau eine Kanzlerkandidatur, sagte Lang mit Blick auf die Union. «Ich glaube, das wäre nicht so gut für die Demokratie.» 

Die Co-Vorsitzende fügte hinzu, dass die Grünen sich mit ihren Umfragewerten von derzeit 13 Prozent natürlich nicht zufriedengeben könnten. «Wenn wir sagen, wir wollen für die Breite des Landes Politik machen, dann muss das wieder mehr werden. Und daran arbeiten wir jetzt.» 

Die Entscheidung, mit wem an der Spitze die Grünen in die Bundestagswahl 2025 gehen, solle in diesem Jahr gefällt werden, machte die Parteichefin deutlich. Auf die Frage, ob es außer Vizekanzler Robert Habeck jemand anderen dafür geben könne, sagte sie: «Ich sehe gerade niemand.» Alle weiteren Entscheidungen würden aber später gefällt, «weil wir nicht das Gefühl haben, dass jetzt über ein Jahr vor der Wahl die Leute sich vor allem für Personalfragen interessieren.»

Habeck gilt als klarer Favorit für eine mögliche Kanzlerkandidatur, nachdem Außenministerin Annalena Baerbock erklärt hatte, nicht erneut dafür antreten zu wollen. Mit ihr als Kanzlerkandidatin waren die Grünen bei der Bundestagswahl 2021 auf 14,7 Prozent gekommen.