Kriminalität

Mutmaßlicher Drogentod von 13-Jähriger: Weitere Ermittlungen

Ein 13-jähriges Kind stirbt, zwei Jugendliche sind weiter in der Klinik. Grund ist womöglich eine zusätzlich verstärkte Variante der Ecstasy-Pille «Blue Punisher». Ein Mann sitzt bereits in U-Haft.

Mutmaßlicher Drogentod von 13-Jähriger: Weitere Ermittlungen

Nach dem mutmaßlichen Drogentod einer 13-Jährigen aus Altentreptow im Osten Mecklenburg-Vorpommerns ermittelt die Kriminalpolizei in Neubrandenburg auf Hochtouren. Sie schließt nicht aus, dass noch weitere Tatverdächtige ermittelt werden.

Die Staatsanwaltschaft in Potsdam rechnet frühestens am Freitag mit dem vorläufigen Obduktionsergebnis. Das sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft heute.

Gestern hatte das Amtsgericht Neubrandenburg bereits Haftbefehl gegen einen 37-Jährigen erlassen. Der Deutsche soll laut einem Gerichtssprecher in zwei Fällen Betäubungsmittel an Minderjährige abgegeben haben. Der Polizei zufolge lautet der Tatvorwurf «leichtfertige Verursachung des Todes eines Anderen durch Abgabe von Betäubungsmitteln».

Die Polizei vermutet eine zusätzlich verstärkte Variante der ohnehin besonders starken Ecstasy-Pillen «Blue Punisher». ««Blue Punisher» ist ja sowieso schon gefährlich», sagte eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Normalerweise würden Drogen gestreckt. «Wir vermuten aber, dass die vielleicht sogar noch verstärkt ist.» Das müssten aber weitere Untersuchungen klären.

Tatzusammenhänge noch unklar

Die Polizei hatte am Montagabend nach eigenen Angaben vier Tatverdächtige festgenommen - neben dem 37-Jährigen noch einen 16-Jährigen und zwei 17-Jährige. Obwohl die drei Jugendlichen gestern wieder auf freien Fuß gesetzt wurden, gehen die Ermittler nach dem derzeitigen Kenntnisstand davon aus, dass auch sie im Zusammenhang mit dem Tod der 13-Jährigen und dem schlechten gesundheitlichen Zustand einer 14- und einer 15-Jährigen stehen.

Die Polizei schließt auch nicht aus, dass noch mehr Menschen involviert sein könnten. «Genaue Tatzusammenhänge sowie die Ermittlungen von weiteren Tatverdächtigen sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen», erklärte eine Polizeisprecherin.

Zustand von 14-Jähriger nach Ecstasy-Konsum stabil

Der Zustand einer 14-Jährigen aus der Region hat im Krankenhaus stabilisiert. «Sie befindet sich weiterhin in intensivmedizinischer Betreuung. Die Ärzte schätzen ihren Zustand derzeit aber als stabil ein», sagte eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Morgen. «Das kann sich jederzeit ändern.»

Es gelte als gesichert, dass die 14-Jährige, die in einem Krankenhaus in Neubrandenburg behandelt wird, die besonders starke Ecstasy-Pille «Blue Punisher» genommen habe. «Da haben wir Zeugenaussagen». Sie war am Montag in Neubrandenburg auf einem Gehweg liegend gefunden worden. Auch eine 15-Jährige aus dem Bereich Altentreptow nördlich von Neubrandenburg, die nach Polizeierkenntnissen die gleiche Droge genommen hat, befindet sich weiterhin auf der Intensivstation. Sie befand sich schon nach früheren Polizeiangaben auf dem Weg der Besserung.

Polizei warnt vor Ecstasy-Variante

Die Polizei warnt erneut vor der starken Ecstasy-Variante «Blue Punisher». Laut Bundeskriminalamt (BKA) handelt es sich bei «Blue Punisher» nicht um eine separate Droge, sondern um ein Logo beziehungsweise ein Motiv einer Ecstasytablette. Tabletten können «mit dem gleichen Logo aus unterschiedlichen Quellen stammen und völlig unterschiedliche Zusammensetzungen bzw. Wirkungen haben». Weiter hieß es vom BKA: «Das Logo "Blue Punisher" ist bereits seit einigen Jahren auf dem Markt, konkrete Zahlen zur Verbreitung einzelner Ecstasylogos existieren nicht.»

Die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern habe momentan keine Kenntnis von weiteren Opfern, die die Ecstasy-Pille konsumiert haben oder kaufen wollten, teilte das Polizeipräsidium Neubrandenburg am Mittwoch mit. Die Polizei bitten weiterhin um sachdienliche Hinweise.

Schulpsychologen im Einsatz

Der Schock unter den Mitschülern der gestorbenen 13-Jährigen sitzt unterdessen tief. Die Schulpsychologen vom mobilen Team des Staatlichen Schulamtes Neubrandenburg seien auch heute in Altentreptow (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte), um «hier die Sorgen der Kinder, aber auch der Lehrkräfte einzufangen», kündigte die zuständige Schulrätin Kirsten Reen an.

Die Lehrer und Lehrerinnen würden den Unterricht wie schon gestern weiter flexibel gestalten, um auf den Bedarf der Schülerinnen und Schüler einzugehen, sagte Reen. «Für einige war es ein Halt, dass der Unterricht normal weiterlief, für andere wurde eben ein Raum zum Reden angeboten.» An einem Trauerort in der Schule hätten Schülerinnen und Schüler Notizen und Karten anbringen können. «Es wurden Blumen niedergelegt, es wurden Kerzen aufgestellt, Kuscheltiere hingelegt, ganz freiwillig, so wie jeder Schüler oder jede Schülerin das mag.»