Gut einen Monat nach dem gewaltsamen Angriff auf den Kreml-Kritiker Leonid Wolkow in Litauen haben die Behörden zwei Verdächtige in Polen festgenommen. Nach Angaben der litauischen Staatsanwaltschaft wurden die beiden mutmaßlichen Angreifer bereits am 3. April in Warschau verhaftet. Sie könnten nun nach Abschluss der Verfahrensschritte im Mai an Litauen übergeben werden, teilte Justas Laucius von der Regionalstaatsanwaltschaft Vilnius dem litauischen Rundfunk zufolge in Vilnius mit. Danach könnten weitere Untersuchungen eingeleitet werden.
Der im Exil in Litauen lebende Wolkow war am 12. März abends vor seinem Haus in Vilnius überfallen und verletzt worden, als er in einem Auto im Hof seines Hauses ankam. Der enge Vertraute des am 16. Februar in einem Straflager gestorbenen Kreml-Gegners Alexej Nawalny musste nach der Attacke medizinisch behandelt werden. Die Hintergründe der Tat, die kurz vor der Präsidentenwahl in Russland erfolgte, sind bislang noch unklar.
Bei den beiden Verdächtigen handelt es sich nach Angaben von Laucius um zwei polnische Staatsbürger. «Diese Personen sind den polnischen Strafverfolgungsbehörden bekannt. Dies ist alles, was wir im Moment sagen können», sagte der stellvertretende Leiter der litauischen Kriminalpolizei, Saulius Briginas. Demnach seien im Zuge der gemeinsam mit den polnischen Behörden erfolgten Ermittlungen fünf Durchsuchungen durchgeführt worden.
Ermittlungen in alle Richtungen
Von polnischer Seite wurde die zuerst vom litauischen Präsidenten Gitanas Nauseda bekannt gegebene Festnahme von zwei nicht näher beschriebenen Personen bestätigt. Gegen beide habe ein europäischer Haftbefehl vorgelegen, teilte das zentrale Ermittlungsbüro der polnischen Polizei auf X (vormals Twitter) mit. Die zwei Verdächtigen seien zur Bezirksstaatsanwaltschaft Warschau-Praga gebracht worden. Die Staatsanwaltschaft bestätigte der Nachrichtenagentur PAP, dass am 4. April ein polnisches Gericht die Zustimmung zur «Vollstreckung des europäischen Haftbefehls und zur vorübergehenden Verhaftung der beiden Personen erteilt» habe.
Nach Angaben von Laucius werde in alle Richtungen ermittelt. Es gebe aber Hinweise darauf, dass Wolkow «wegen seiner politischen Aktivitäten und Ansichten» angegriffen worden sei. Der Oppositionelle selbst hatte Russlands Präsidenten Wladimir Putin dafür verantwortlich gemacht. Der Angriff sei ein «typischer Banditengruß» von dessen Handlangern gewesen, sagte er damals nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus.
Wolkow begrüßte den Ermittlungserfolg der Behörden. «Ich habe gesehen, wie energisch und beharrlich die litauische Polizei im vergangenen Monat an diesem Fall gearbeitet hat, und ich bin sehr froh, dass diese Arbeit erfolgreich war», schrieb er auf Telegram. «Nun, wir werden die Details bald erfahren. Ich kann es kaum abwarten.»