Geschichte

Neuer Name für Kita «Anne Frank»? - «Fatales Signal»

Die Kita «Anne Frank» in Sachsen-Anhalt will sich womöglich umbenennen. Vor dem Hintergrund des verheerenden Terrorangriffs auf Israel stoßen die Überlegungen auf harsche Empörung und Kritik.

Neuer Name für Kita «Anne Frank»? - «Fatales Signal»

Die geplante Namensänderung einer Kita «Anne Frank» in Sachsen-Anhalt wäre nach Einschätzung der Bildungsstätte Anne Frank ein fatales Signal. Dies gelte gerade angesichts des wachsenden Antisemitismus in allen Teilen der Gesellschaft, erklärte Direktorin Deborah Schnabel am Montag in Frankfurt. Die Umbenennung trüge «zu einer Unsichtbarmachung von jüdischem Leben und jüdischen Opfergeschichten bei, den Grundlagen unserer Erinnerungskultur».

Auch das Internationale Auschwitz Komitee kritisiert die schon länger gehegten Pläne für eine Namensänderung der Kita «Anne Frank» in der Stadt Tangerhütte in Sachsen-Anhalt und fordert, dies noch einmal zu überdenken. Entschieden sei noch nichts, stellte Bürgermeister Andreas Brohm (parteilos) am Montag klar. Hintergrund der geplanten Umbenennung sei ein Erneuerungsprozess hin zur offenen Arbeit, den die Kita durchlaufen habe. Das Konzept der offenen Arbeit sieht statt fester jahrgangsbezogener Gruppen eine Betreuung stärker über Altersgruppen hinweg vor. Die Kinder sollen gemäß ihren Interessen und Bedürfnissen aus verschiedenen Angeboten auswählen.

Auseinandersetzung «keineswegs überfordernd»

Die Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank mit Sitz in Frankfurt am Main verwies auf Erfahrungen aus der pädagogischen Arbeit. Diese zeige, dass die Auseinandersetzung mit Anne Frank keineswegs überfordernd sein müsse, sondern ein Türöffner zur Auseinandersetzung mit Menschenrechten, Demokratie und Diskriminierung im Ganzen sei. Der aktuelle Fall zeige, dass es dringend mehr Bildungsangebote brauche, die auch Antisemitismus schon im Kita-Alter altersgemäß adressierten, sowie entsprechende Fortbildungen für die pädagogischen Fachkräfte. «Das gilt umso mehr in Zeiten und Gegenden, in denen die AfD extrem hohe Zustimmungswerte hat», erklärte Schnabel.

Anne Frank wurde 1929 als Kind jüdischer Eltern in Frankfurt am Main geboren. Ihre Familie flüchtete 1933 vor den Nationalsozialisten in die Niederlande. Dort versteckte sie sich von 1942 bis 1944 in einem Hinterhaus. In dieser Zeit schrieb Anne Frank ein Tagebuch, das zu den meistgelesenen Werken der Weltliteratur gehört. 1945 starb Anne Frank im Alter von 15 Jahren im Konzentrationslager Bergen-Belsen.