Neuschwanstein: Weiterhin Fotos und Videos gesucht
Nach dem tödlichen Angriff nahe Schloss Neuschwanstein bitten die Ermittler weiterhin Touristen, Fotos und Videos einzusenden. Bisher seien nur ein Dutzend Einsendungen eingegangen, sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei geht davon aus, dass es viel Material gibt, aber es etwas dauert, die Menschen zu erreichen, die am Tattag vor Ort gewesen sind.
Die Polizei geht davon aus, dass es viel Material gibt, aber es etwas dauert, die Menschen zu erreichen, die am Tattag vor Ort gewesen sind. Bis Freitagmorgen waren laut einem Sprecher nur etwa ein Dutzend Fotos und Videos eingereicht worden. Diese werte man nun aus.
Handy-Fotos und Videos
Die Dateien könnten in einem speziellen Portal hochgeladen werden, teilte die Polizei mit. Auch wenn der mutmaßliche Täter oder die beiden angegriffenen Frauen nur zufällig auf dem Material zu sehen seien, könne dies bei den Ermittlungen helfen. «Wir hoffen, dadurch die Situation vor und nach der Tat weiter aufhellen zu können», sagte ein Polizeisprecher.
Darüber hinaus würden die Ermittler vor allem Spuren vom Tatort auswerten und einordnen, sagte der Polizeisprecher. Vor Ort nahe der bei Touristen beliebten Marienbrücke in Schwangau seien vorerst keine weiteren Ermittlungen geplant. Die Brücke und ihre Umgebung seien schon am Mittwoch kurz nach dem Vorfall wieder für Besucher freigegeben worden.
Nach dem Angriff war ein 30 Jahre alter Tourist aus den USA festgenommen worden. Seit Donnerstag sitzt er laut Polizei unter anderem wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Er wird verdächtigt, zwei 21 und 22 Jahre alte Frauen aus den USA in die Pöllatschlucht nahe dem Schloss gestoßen zu haben, nachdem er die jüngere der beiden angegriffen haben soll. Die Ermittler vermuteten, ein versuchtes Sexualdelikt könne das Motiv für den Angriff gewesen sein.
Was sagt der Verdächtige?
Die 21-Jährige starb nach Polizeiangaben in der Nacht auf Donnerstag im Krankenhaus an ihren schweren Verletzungen, ihre 22 Jahre alte Begleiterin wurde laut einem Polizeisprecher leicht verletzt.
Der Verdächtige habe sich bei der Vorführung beim Haftrichter zwar geäußert, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Über den Inhalt der Aussage des Mannes machte er zunächst aber keine Angaben. Der mutmaßliche Täter konnte zunächst flüchten. Die Polizei leitete eine umfangreiche Fahndung rund um das Schloss ein. Beamte aus mehreren Orten fuhren zum Einsatzort, ein Spürhund und ein Polizeihubschrauber unterstützten die Suche. Der 30-Jährige konnte kurze Zeit später in der Nähe festgenommen werden. Er blieb einen Tag in Gewahrsam, ehe am Donnerstag Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde.
Das US-Außenministerium erklärte, Kenntnis über den Fall zu haben. Das US-Konsulat in München beobachte die Situation genau und stehe in Kontakt mit den zuständigen Behörden, sagte Sprecher Matthew Miller in Washington. Aus Datenschutzgründen könne er aber keine weiteren Angaben machen.
Vorerst keine Auslieferung
Der tatverdächtige US-Amerikaner wird nach Angaben der Staatsanwaltschaft vorerst nicht ausgeliefert. Eine Auslieferung komme derzeit nicht in Betracht, nachdem die deutschen Behörden das Ermittlungsverfahren führten, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Kempten, Thomas Hörmann, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur auf Nachfrage. Im Fall einer Verurteilung sei aber später eine Überstellung zur Strafvollstreckung denkbar. Weitere Angaben machte Hörmann nicht.
Schloss Neuschwanstein zählt zu den berühmtesten und meist besuchten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. In der Vergangenheit kamen mitunter fast eineinhalb Millionen Besucher pro Jahr zu der Sehenswürdigkeit. Im Sommer würden sich im Durchschnitt täglich mehr als 6000 Besucher durch Räume des Schlosses drängen, berichtet die Bayerische Schlösserverwaltung.