Peinlicher EM-K.o. für U21 verschärft deutsche Sorgen
Tief enttäuscht rang Antonio Di Salvo um Erklärungen für die EM-Blamage seiner deutschen U21-Nationalmannschaft, Yannik Keitel legte sich mit den wütenden Fans an.
Die deutsche Nachwuchs-Auswahl hat mit einem kläglichen Auftritt gegen England ihr frühes EM-Scheitern besiegelt und zum ersten Mal seit zehn Jahren nicht die Vorrunde überstanden. «Ich bin natürlich wahnsinnig enttäuscht», sagte Di Salvo. «Wir waren heute einfach eine Klasse schlechter und haben verdient verloren.»
Seine Mannschaft verlor verdient mit 0:2 (0:2) gegen den Titelfavoriten und verpasste damit auch das Olympia-Ticket für Paris 2024 – als Tabellenletzter. Rund ein halbes Jahr nach der WM-Blamage des A-Teams in Katar befeuerte das frühe Fiasko auch die schwere Krise des deutschen Fußballs weiter. «Als Fußball-Nation musst du anders auftreten», klagte Joti Chatzialexioi, der Sportliche Leiter Nationalmannschaften beim DFB. «Es hat sich heute nochmal gezeigt: Andere Nationen sind uns voraus.»
Fans machen ihrem Unmut Luft
Schon vor dem Abpfiff sangen deutsche Fans im Stadion: «Wir haben die Schnauze voll.» Mittelfeldspieler Keitel legte sich nach dem Abpfiff sogar kurz mit den wütenden Anhängern an. «Letzten Endes hat es einfach als Mannschaft nicht gereicht», sagte er. Di Salvo gab nach den ernüchternden EM-Leistungen seiner Elf zu: «Es war einfach nicht mehr drin.»
Gegen den deutschen Nachwuchs – angetreten als Titelverteidiger – erzielten vor 9587 Zuschauern Cameron Archer (4. Minute) und Harvey Elliott (21.) die Tore für England. Nach chancenlosen 90 Minuten plus Nachspielzeit sagte Tom Krauß bei Sat.1: «Es tut einfach weh. Es ist schon ein Qualitätsunterschied heute gewesen, das hat man brutal gesehen.»
Die DFB-Elf blamierte sich mit nur einem Punkt aus drei Spielen in der machbaren Vorrundengruppe. So schlecht war Deutschlands U21 bei einer EM-Teilnahme noch nie. Seit der Einführung der Gruppenphase holte das Team mindestens einen Sieg, wenn es qualifiziert war. Auch für Di Salvo verlief das erste Turnier als Chefcoach nach der Erfolgs-Ära von Stefan Kuntz und dessen drei Final-Teilnahmen in Serie sowie zwei Titeln auf ganzer Linie ernüchternd. «Eine Trainer-Diskussion wird es nicht geben», sagte Chatzialexiou über Di Salvo, dessen Vertrag bereits vor dem Turnier bis 2025 verlängert worden war.
Angriff glücklos, Defensive fahrlässig
Für das Weiterkommen hätte die deutsche Elf ohnehin ein kleines Fußball-Wunder gebraucht. Doch der Blick auf das Parallelspiel mit Hoffnungen auf einen Sieg Israels gegen Tschechien erübrigte sich früh. Sportdirektor Rudi Völler musste von der Tribüne aus zusehen, wie sich die überforderte deutsche Abwehr ein ums andere Mal von den schnellen Engländern ausspielen ließ. Englands B-Elf mit insgesamt acht Neuen wirbelte nach Belieben. Kapitän Yann Aurel Bisseck verhinderte zweimal in höchster Not noch Schlimmeres (26./33.)
Vorn mühte sich der erstmals in der Startelf stehende 18-jährige Nelson Weiper vom FSV Mainz 05, wirklich zwingend wurde die Di-Salvo-Elf aber nicht. Der 44-Jährige breitete an der Seitenlinie ratlos die Arme aus. Im Sturmzentrum fehlte dem Coach erneut Torjäger Youssoufa Moukoko. Der 18-Jährige musste nach seinem enttäuschenden EM-Debüt und den rassistischen Beleidigungen gegen ihn wieder wegen muskulärer Beschwerden passen.
Die beste Nachricht war für die deutsche Elf das Ergebnis. Auch nach dem Seitenwechsel hatte England Chancen für weitere Tore, auch wenn der Nachwuchs des Vize-Europameisters einen Gang zurückschaltete. Bei Deutschland lief dagegen weiterhin wenig bis nichts zusammen. Die Partie plätscherte dem Ende entgegen. Die Hoffnung auf das Wunder war da beim deutschen Team ohnehin längst Ernüchterung gewichen.