Im Spreewald-Dorf Lehde kommt die Post in den kommenden Monaten wieder auf dem Wasserweg. Postbotin Andrea Bunar verteilte heute die ersten Briefe und Päckchen.
65 Haushalte steuert die 53-Jährige mit ihrem Kahn in der Sommersaison an, die keine direkte Verbindung zu Straßen in dem Lübbenauer Ortsteil haben. Im Winter legt die Post-Zustellerin die Strecke zu Fuß zurück und überquert dabei kleine Brücken, die die Inseln mit den Wohnhäusern verbinden. Der Ortsteil Lehde der brandenburgischen Stadt Lübbenau zieht wegen des pittoresken Ensembles jedes Jahr viele Touristen an. Mehr als 600 Briefe, Einschreiben und Postkarten sowie rund 80 Pakete und Päckchen liefert die Spreewaldkahnzustellerin nach Angaben der Deutschen Post pro Woche aus. Mit einer etwa vier Meter langen Schubstange - Rudel genannt - bewegt sich die 53-Jährige über die vielen kleinen Fließe. Die Zustellung ist also klimaneutral und leise: Ein Motor ist im Unesco Biosphärenreservat Spreewald nicht gestattet. Die Postkahnsaison endet Mitte Oktober.
Pakete bis zu 31,5 Kilogramm
Manche Beförderung gerät dabei zur Herausforderung - etwa, wenn Bunar Flachbildschirm, Hollywoodschaukel oder Kühlschrank mit ihrem Postkahn zustellt. Im vergangenen Jahr gehörten den Angaben nach unter anderem ein Apfelbaum und ein Fußballtor zur Fracht. Dabei können Pakete schon mal bis zu 31,5 Kilogramm wiegen.
Mitunter hat sie auf der Strecke mit unerwarteten Hindernissen zu kämpfen. So habe im vergangenen Jahr starker Wind das Steuern des Postkahns erschwert, wie die Spreewälder Postfrau erzählte. Einmal habe auf der Rücktour ein umgefallener Baum die Weiterfahrt behindert. «Da sprang ein Paddler vor mir kurz entschlossen in Unterhosen ins Wasser und zog das Hindernis beiseite», erinnerte sich Bunar an eine kuriose Begebenheit.
Die außergewöhnliche Art der Postzustellung hat eine 127 Jahre alte Tradition im Dorf Lehde.