Der letzte Wettbewerbsbeitrag hat beim Filmfest in Cannes noch einmal große Begeisterung ausgelöst: Nun gilt «The Seed of the Sacred Fig» als einer der Favoriten für die Preisverleihung, die heute stattfindet.
Der Film des vor wenigen Tagen aus seinem Heimatland geflüchteten iranischen Regisseurs Mohammed Rassulof erzählt von den Auswirkungen der politischen Proteste im Iran auf eine Familie. Es ist ein nicht nur politisch äußerst relevanter, sondern auch spannungsgeladener Film mit vielschichtigen Charakteren.
22 Werke konkurrieren dieses Mal um den Hauptpreis der Filmfestspiele, die Goldene Palme. Zu den Kritikerlieblingen gehört auch «All We Imagine as Light» von der indischen Regisseurin Payal Kapadia. Der Film folgt mehreren Frauen, die in Mumbai versuchen, ihren Alltag zu navigieren, und sich dabei miteinander verbünden.
Selena Gomez in «Emilia Pérez»
Ansonsten haben die diesjährigen Favoriten-Filme in Cannes das Publikum mit drastischen Bildern und stylisher Optik überzeugt. Viel gesprochen wurde über das Musical «Emilia Pérez» von Jacques Audiard. Der Film, in dem Popstar Selena Gomez eine Rolle spielt, klingt in der Theorie nach einer seltsamen Idee: «Emilia Pérez» spielt im Gangster-Milieu und erzählt von einem mexikanischen Mafiaboss, der sein Geschlecht zur Frau angleichen lässt, um ein neues Leben zu beginnen. Es wird gesungen und getanzt.
Audiard - der 2015 bereits für seinen Film «Dämonen und Wunder» die Goldene Palme in Cannes gewann - kombiniert Elemente aus Musical, Sozialdrama und Noir-Thriller. Gerade diese unerwartete Mischung kam beim Publikum gut an.
Ein Experiment mit brutalen Folgen
Überraschungen bietet auch «The Substance» von Coralie Fargeat. Der Body-Horrorfilm mit Demi Moore und Margaret Qualley erzählt auf intelligente Weise davon, welcher Schmerz aus Schönheitswahn resultieren kann. Im Fokus steht die einst berühmte TV-Ikone Elizabeth Sparkle (Demi Moore), die eine mysteriöse Substanz einnimmt, um eine jüngere Version ihrer selbst (Margaret Qualley) zu kreieren. Das Experiment hat brutale und blutige Folgen.
«Emilia Pérez» und «The Substance» waren die Filme, über die in Cannes am meisten gesprochen wurde. Doch Kritikerinnen und Kritiker hatten noch einen anderen Favoriten: «Anora» von Sean Baker. Die Tragikomödie mit Gangsterfilm-Elementen fängt wie eine «Cinderella»-Geschichte an. Erzählt wird von der Striptease-Tänzerin Ani, die einen Oligarchen-Sohn namens Vanya kennenlernt.
Tolles Schauspiel und unerwartete Wendungen
In jugendlicher Sorglosigkeit heiratet der junge Mann Ani nach nur wenigen Tagen - zum großen Missfallen seiner Eltern, die alles in Bewegung setzen, um das wieder rückgängig zu machen. Der temporeiche Film wurde für seinen Witz, tolle Schauspielerinnen und Schauspieler und unerwartete Wendungen gelobt.
Vergangenes Jahr hatte das Justizdrama «Anatomie eines Falls» von Justine Triet mit Sandra Hüller in der Hauptrolle die Goldene Palme erhalten. Auch mehrere weitere Auszeichnungen werden in Cannes verliehen, etwa für die besten Darsteller. Dieses Jahr entscheidet eine Jury unter dem Vorsitz von «Barbie»-Regisseurin Greta Gerwig über die Gewinner.