Zusammen mit hinduistischen Priestern hat Indiens Premierminister Narendra Modi einen wichtigen und umstrittenen Tempel eingeweiht. Das Gotteshaus in der nordindischen Pilgerstadt Ayodhya im Bundesstaat Uttar Pradesh steht auf einem Gelände, wo vor Jahrzehnten eine historische Moschee von radikalen Hindus zerstört worden war. Modi feierte die Eröffnung mit einigen Tausend geladenen Gästen, Millionen Menschen verfolgten die Liveübertragung der Feierlichkeiten.
Am Standort des Tempels soll nach dem Glauben vieler Hindus die beliebte Gottheit Ram geboren worden sein. Die Zerstörung der Moschee hatte 1992 zu schweren Unruhen mit Tausenden Toten geführt. Im Jahr 2019 entschied schließlich das oberste Gericht des Landes, dass Hindus das Recht hätten, auf dem umstrittenen Stück Land ihren Tempel zu bauen.
«Beginn eines neuen Zeitalters»
Die Einweihung des Heiligtums sehen Analysten auch als inoffiziellen Wahlkampfauftakt des Premiers, der seit zehn Jahren im Amt ist und bei der Parlamentswahl in wenigen Monaten auf eine dritte Amtsperiode hofft. Mit dem Bauwerk will er die hinduistische Mehrheit begeistern, die in dem multireligiösen Land 80 Prozent der Bevölkerung ausmacht. Auch sehen es Kritiker als Zeichen für eine zunehmende Hinduisierung Indiens, wo sich religiöse Minderheiten vermehrt wie Bürger zweiter Klasse fühlen.
Modi sagte bei der Einweihung, dass dieser Tag nicht weniger als der «Beginn eines neuen Zeitalters» sei. Unter den Gästen waren wichtige Geschäftsleute und Stars aus der Film- und Sportwelt. Etliche Bundesstaaten hatten heutigen zum Feiertag erklärt. Die politische Opposition blieb der Veranstaltung allerdings überwiegend fern, da sie eine Vermischung von Religion und Politik kritisierte. Auch einige hinduistische Gläubige sprachen sich gegen die Einweihung am Montag aus, da der Tempel bislang noch gar nicht ganz fertig gebaut ist.