Ein selbst ernannter Lebensberater soll in seinem Haus in Walldürn im Neckar-Odenwald-Kreis mehrere Frauen als Geiseln genommen und vergewaltigt haben. Der Prozess gegen den 38-Jährigen hat vor dem Landgericht Mosbach begonnen. Dem Deutschen werden unter anderem Geiselnahme in drei Fällen, besonders schwere Vergewaltigung in einer Vielzahl von Fällen sowie vielfache gefährliche Körperverletzung und Bedrohung zur Last gelegt - in den Jahren 2019 bis 2022.
Mitangeklagt ist sein 24-jähriger Bruder, dem unter anderem Beihilfe zur Geiselnahme und zur besonders schweren Vergewaltigung vorgeworfen werden. Zudem soll er selbst Frauen vergewaltigt und verletzt haben. Walldürn liegt im Dreiländereck Baden-Württemberg-Hessen-Bayern.
Anklage: In «Boot Camp» erniedrigt und missbraucht
Der 38-Jährige bot laut Staatsanwaltschaft als Life Coach Online-Seminare an und betrieb in seinem Haus in Walldürn ein «Boot Camp zur Persönlichkeitsentwicklung». Er soll dazu entschlossen gewesen sein, die Coaching-Angebote dazu zu nutzen, Kontakt zu jungen Frauen aufzunehmen und diese systematisch zu verunsichern. Er habe sie dann zum «Boot Camp» zu sich nach Hause eingeladen. Danach habe er die Frauen erniedrigt, schwere Gewalt angewandt und sie immer wieder sexuell missbraucht.
Der Hauptangeklagte soll insgesamt sieben Frauen sexuell missbraucht und misshandelt haben. Darüber hinaus habe er zwei weitere Frauen, ein Kind sowie drei Männer, darunter seinen mitangeklagten Bruder, misshandelt, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Seit Mai 2023 in Untersuchungshaft
Im Oktober 2022 gelang es einem Opfer, einen Notruf abzusetzen. In der folgenden Nacht durchsuchten Einsatzkräfte das Haus und nahmen die Angeklagten fest. Der Hauptangeklagte kam vorübergehend in eine psychiatrische Einrichtung, sitzt aber seit Mai 2023 in Untersuchungshaft.
Ursprünglich sollten die Brüder in zwei getrennten Verfahren angeklagt werden. Nach einer Entscheidung des Oberlandesgerichts Karlsruhe werden die Vorwürfe gegen die beiden jedoch gemeinsam verhandelt.
Die Nebenklage will nach Angaben des Gerichts zum Prozessbeginn einen Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit stellen. Dies könnte demnach auch schon für die Anklageverlesung gelten. Das Gericht hat weitere 34 Prozesstage für das umfangreiche Verfahren angesetzt. Ein Urteil wird demnach für Ende September erwartet.