Aufstand

Putin: Wagner-Gruppe war komplett vom Staat finanziert

Der russische Präsident Wladimir Putin äußert sich zur Wagner-Gruppe. Nach dem Ende des bewaffneten Aufstands kann der Kreml den Vorgängen sogar etwas Gutes abgewinnen.

Putin: Wagner-Gruppe war komplett vom Staat finanziert

Kremlchef Wladimir Putin hat erstmals eingeräumt, dass die Wagner-Armee des Geschäftsmanns Jewgeni Prigoschin vollkommen vom Staat finanziert wurde. «Wir haben diese Gruppe komplett finanziert», sagte Putin der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge bei einem Treffen mit Soldaten.

Nach Darstellung Putins erhielt die Gruppe von Mai 2022 bis Mai 2023 insgesamt 86,26 Milliarden Rubel (rund 930 Millionen Euro) aus dem Staatshaushalt. Offiziell nennt sich die Wagner-Armee ein privates Militärunternehmen.

«Bürgerkrieg» verhindert

Nach dem Ende des bewaffneten Aufstands der Söldnerarmee Wagner dankte Kremlchef Wladimir Putin in einer weiteren Rede den Sicherheitsdiensten für ihren Einsatz zum Schutz Russlands.

Soldaten und Mitarbeiter der Geheimdienste hätten sich dem Versuch einer Revolte am 24. Juni entgegengestellt und so einen «Bürgerkrieg» verhindert, sagte Putin bei der Rede vor Uniformierten auf dem Kremlgelände. Unter den Anwesenden war auch Verteidigungsminister Sergej Schoigu.

«Sie haben die verfassungsmäßige Ordnung, das Leben, die Sicherheit und die Freiheit unserer Bürger verteidigt, unsere Heimat vor Erschütterungen bewahrt, faktisch einen Bürgerkrieg verhindert», sagte Putin bei der Rede, die im Staatsfernsehen gezeigt wurde. «Wir wussten, dass wir gewinnen, die Aufständischen hätten Moskau nicht eingenommen», betonte er.

In seiner Rede im Freien vor den Hundertschaften verschiedener Sicherheitsdienste erinnerte Putin auch an die Piloten, die am Samstag bei ihren Angriffen auf die Wagner-Kolonne getötet wurden. Die Angehörigen des Verteidigungsministeriums, der Nationalgarde, des Inlandsgeheimdienstes FSB, des Innenministeriums und des Sicherheitsdienstes des Präsidenten gedachten mit Putin in einer Schweigeminute der Toten. Die Wagner-Truppen hatten mehrere Hubschrauber und ein Flugzeug am Samstag abgeschossen.

Russische Nationalgarde fordert Panzer

Nach dem bewaffneten Aufstand der Wagner-Söldnerarmee forderte der Chef der russischen Nationalgarde, Viktor Solotow, Panzer und schwere Waffen mit großer Reichweite für seine Einheiten. Die Nationalgarde habe beides nicht, sagte Solotow in Moskau nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen. Über Artillerie und Kampfhubschrauber verfüge die Nationalgarde bereits.

Die 2016 von Präsident Wladimir Putin gegründete Nationalgarde (Rosgwardija) ist dem Kremlchef direkt unterstellt. Alle ihre Kräfte seien während des Wagner-Aufstands an den Zufahrten zur russischen Hauptstadt konzentriert gewesen, sagte Solotow. Die aufständischen Kämpfer hätten zwar bis nach Moskau vordringen können, «aber sie hätten Moskau nicht eingenommen». Die Nationalgarde soll nach Schätzungen bis zu 200.000 Mann umfassen.

Prigoschin nach Belarus geschickt

Söldnerchef Jewgeni Prigoschin hatte am Samstag nach Verhandlungen seinen Marsch Richtung Moskau überraschend gestoppt. Nach eigenen Angaben wollte er ein Blutvergießen unter russischen Soldaten verhindern und kehrte deshalb 200 Kilometer vor der russischen Hauptstadt wieder um. Er hatte auch die südrussische Stadt Rostow am Don besetzt und zog dort ebenfalls ab.

Präsident Putin hatte am Montagabend bestätigt, dass sein in Ungnade gefallener Ex-Vertrauter in Belarus mit seinen Kämpfern Zuflucht finden könne. Er bezeichnete die abtrünnigen Wagner-Leute als «Verräter». Ob Prigoschin schon in Belarus ist, war zunächst weiter unklar. Dem Moskau gegenüber loyalen Teil der Wagner-Truppe bot Putin an, Verträge mit dem russischen Verteidigungsministerium zu schließen.

Kreml sieht Russland nicht geschwächt

Der Kreml sieht das Machtgefüge in Russland nach dem Aufstand der Wagner-Söldnereinheiten nicht erschüttert. Es gebe jetzt eine Menge «ultra-emotionaler Hysterie» unter Experten und «Pseudo-Experten», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen.

Das habe «nichts mit der Realität zu tun». «Diese Ereignisse haben gezeigt, wie konsolidiert die Gesellschaft um den Präsidenten herum ist», behauptete Peskow.