Strack-Zimmermann: Mit «Air Defender» in Realität angekommen
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, hat das Großmanöver «Air Defender 2023» als exemplarisch für die Zukunft der Nato bezeichnet.
Nötig seien weitere gemeinsame Übungen, um zu trainieren, wie das eigene Territorium gegen mögliche Angriffe Russlands oder anderer Aggressoren zu verteidigen sei, forderte die FDP-Politikerin in Berlin. Die Rolle, die Deutschland als Initiator des Manövers gespielt habe, sei von allen Partnern als äußerst positiv empfunden worden.
«Deutschland hat seiner geografischen Lage und seiner wirtschaftlichen Kraft entsprechend geführt und gezeigt, dass es Fähigkeiten besitzt, auf die auch die Partner zurückgreifen können», sagte Strack-Zimmermann der Deutschen Presse-Agentur weiter. «Das sollte in Zukunft auch alle anderen Teilstreitkräfte betreffen. Wir sind endlich in der Realität angekommen.»
Luftwaffen-Inspekteur: Deutschland ist Drehscheibe für Nato
Der Inspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz, betonte nach dem Großmanöver die Bedeutung der militärischen Infrastruktur in Deutschland für die Nato. Der Generalleutnant sprach sich am Freitag auf dem Fliegerhorst Schleswig-Jagel dagegen aus, weitere Militärflughäfen zu schließen. Deutschland müsse sich aufgrund der geostrategischen, geografischen und geopolitischen Lage als Drehscheibe verstehen und Kräfte der Nato aufnehmen können. Das gelte auch für Landstreitkräfte.
Um die für das Manöver über den Atlantik eingeflogenen US-Maschinen aufnehmen zu können, waren in Deutschland die militärischen Ausweichflugplätze Hohn in Schleswig-Holstein und Lechfeld in Bayern genutzt worden. «Und das hat uns allen noch mal gezeigt: Wir dürfen diese beiden Flugplätze nicht aufgeben. Diese beiden Flugplätze, sowohl Hohn wie auch Lechfeld, müssen wir entsprechend behalten», sagte Gerhartz.
«Air Defender 2023» war die größte Verlegeübung von Luftstreitkräften seit Gründung der Nato und wurde unter deutscher Führung organisiert. Es nahmen 25 Nationen mit 250 Flugzeugen und etwa 10.000 Soldaten teil. Mit einem fiktiven Szenario wurde im Luftraum über Deutschland trainiert, wie das westliche Verteidigungsbündnis auf den Angriff eines östlichen Bündnisses reagiert und dabei bereits vom Gegner besetzte Gebiete zurückerobert.
Vom russischen Militär beobachtet
Unterdessen bestätigten sich Annahmen, wonach das russische Militär die Übung genau beobachtet hat. Dazu wurde auch ein russisches Spionageschiff in der Ostsee eingesetzt, wie zuerst die «Bild»-Zeitung berichtete.
Ein Sprecher der Luftwaffe sagte der Deutschen Presse-Agentur dazu, ein Aufklärungstornado des Taktischen Luftwaffengeschwaders 51 «Immelmann» habe das russische Spionageschiff während der laufenden Übung in der Ostsee entdeckt. Das Manöver sei dann in dem Gebiet angepasst worden, um «nicht das Spektrum aller Fähigkeiten preiszugeben». Er sagte: «Das zeigt, dass wir wahrgenommen werden.»
Am Mittwoch hatten Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg die Übung in Jagel besucht. Pistorius sagte dort, Freiheit und Sicherheit müssten hart erarbeitet und im Zweifel auch verteidigt werden, «weil die Bedrohung unserer Sicherheit wieder real ist».
«Stresstest gut bestanden»
Die Übung war am 12. Juni begonnen worden und hatte am Wochenende planungsgemäß eine Pause eingelegt. Die Behinderungen im Flugverkehr waren deutlich geringer, als von warnenden Stimmen prognostiziert. Bundesverkehrsminister Volker Wissing sprach gestern Abend von einem «Minimum» an Störungen im zivilen Flugverkehr.
«Der zivile Luftverkehr hat diesen Stresstest gut bestanden», bilanzierte der FDP-Politiker. Die durchschnittlichen Verspätungen je Flug hätten sich im einstelligen Minutenbereich bewegt, teilte sein Ministerium mit. Auch die eingeräumten Ausnahmen beim Nachtflugverbot hätten nur sehr selten genutzt werden müssen.