Die Bereitschaft zur Bewaffnung nimmt an Deutschlands Schulen nach Einschätzung von Schulleitungen zu. «Wir haben bemerkt, dass mehr Waffen zur Schule mitgenommen werden als früher», sagt der Vorsitzende des Allgemeinen Schulleitungsverbandes Deutschlands, Sven Winkler, der Deutschen Presse-Agentur. Es handele sich vor allem um Messer und Anscheinswaffen (Waffen, die echten Schusswaffen täuschend ähnlich sehen). Ob Schüler Waffen dabeihaben, weil sie gewaltbereit sind, oder weil sie Angst haben und diese zur Selbstverteidigung nutzen wollten, sei unklar.
Der Verbandsvorsitzende verwies darauf, dass der Umgangston zwischen Kindern und Jugendlichen in der Schule rauer geworden sei - zumindest sei das der Eindruck vieler Schulleitungen. Um Gewalt zu verhindern, versuchen viele Schulen die Sozialarbeit auszubauen. Oft fehle es aber an Personal, Zeit und Geld, sagte Winkler, der auch Leiter einer Schule im niedersächsischen Oldenburg ist. Häufig gebe es lokale Netzwerke etwa mit den Schulträgern, der Jugendhilfe und der Polizei, um Ursachen von Fehlverhalten und Gewalt zu ergründen und künftig zu verhindern. Grundsätzlich seien Kinder und Jugendliche in den Schulen mindestens genauso sicher wie in anderen Kontexten.
Nach einer Umfrage der dpa unter den Landeskriminalämtern und Bildungsministerien sind 2022 bundesweit Tausende Fälle von Gewalt an Schulen bekannt geworden - deutlich mehr als 2019, vor der Corona-Pandemie. Allein im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen gab es demnach 2022 rund 5400 Gewaltdelikte. Neuere Zahlen liegen in vielen Ländern meist noch nicht vor.