Archäologie

Vorburgen und Gräber der Königspfalz Helfta entdeckt

Auf der Königspfalz Helfta residierten einst die Kaiser Otto der Große und Otto II. Neue Funde aus der Zeit geben einen besseren Einblick, wie die Menschen dort damals lebten.

Vorburgen und Gräber der Königspfalz Helfta entdeckt

Archäologen haben auf der einstigen Königspfalz Helfta bei Eisleben die Überreste von Vorburgen, Grubenhäusern und einer Nachfolgeburg freigelegt. «In den beiden Vorburgen der befestigten Pfalz wurde eine dichte Besiedlung mit zahlreichen Grubenhäusern nachgewiesen», sagte Projektleiter und Archäologe Felix Biermann vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, zum Abschluss der diesjährigen Grabungen der Deutschen Presse-Agentur.

«Das ist ein wichtiger Einblick in die Infrastruktur der Pfalz und in die Bereiche, in denen die einfachen Leute gelebt, gearbeitet und die wirtschaftlichen Grundlagen für den karolingisch-ottonischen Herrschaftsmittelpunkt geschaffen haben», so Biermann.

Es wurden gut ein Dutzend Grubenhäuser freigelegt. «Die Häuser waren rechteckig, besaßen drei bis fünf Meter Seitenlänge und waren bis zu einem halben Meter tief in die Erde eingegraben», berichtet Biermann. «Darüber befanden sich Wände aus Holz und Lehm und Holz- oder Reetdächer. Im Inneren standen Öfen aus gebranntem Lehm und Steinen. Das waren die Standardbauten der damaligen Zeit. So wohnte eine normale Familie.»

Gräber freigelegt

Derartige Häuser dienten auch als Werkstätten zur Bearbeitung von Eisen und Buntmetall sowie für die Knochen- und Geweihschnitzerei. Neben den Häusern befanden sich Vorratsgruben beispielsweise für Getreide als Saatgut, Öfen und Gruben für technische Zwecke. Überdies wurden zwei Gräber eines bislang unbekannten karolingerzeitlichen Friedhofes freigelegt.

«Die Toten, ein Mann und eine Frau, vermutlich ein Ehepaar, lebten im 9. Jahrhundert», sagte Biermann. Bei dem Mann lagen mehrere eiserne Beigaben, unter anderem ein Messer, eine Gürtelgarnitur und der Beschlag eines sogenannten Amtsstabes als Ausstattungsstück eines Würdenträgers. «Der Mann dürfte also eine sozial höhergestellte Person gewesen sein», sagte der Archäologe.

Zudem fanden sich in den Siedlungsbereichen große Mengen von Keramik - darunter viel slawisches Tongeschirr mit Wellendekor - aus dem 8. bis 12. Jahrhundert. Außerdem entdeckten die Forscher zahlreiche Metallsachen, darunter teils emailverzierte Bronze-Gewandspangen, sogenannte Fibeln, Pfeilspitzen und Armbrustbolzen sowie Fragmente von Kämmen und Spielsteinen aus Geweih, Spinnwirtel aus Ton und ein Hochrandpfennig des 11. Jahrhunderts aus Silber.

Adelsburg der Ritterfamilie Hackeborn

Eine Königspfalz ist ein Stützpunkt für die im Mittelalter herumreisenden Herrscher. Aus dem 10. Jahrhundert sind zwei Aufenthalte Kaiser Ottos des Großen (912-973) und seines Sohnes, Kaiser Otto II. (955-983), auf der Königspfalz Helfta nachgewiesen. Später gab es hier eine kleine Adelsburg der Ritterfamilie Hackeborn. Es war das Elternhaus der berühmten Nonnen und Mystikerinnen Gertrud von Hackeborn (1232-1292) und Mechthild von Hackeborn (1241-1299), die unterhalb der Burg im Kloster Helfta lebten.

«Wir haben die Relikte des Bergfrieds freigelegt, ein großes Quadrat von etwa sieben mal sieben Metern Seitenlänge und gut 1,60 Meter breiten Fundamentgräben, dessen Steine allerdings später ausgebrochen worden sind», sagte Biermann. Die Burg existierte vom 12. Jahrhundert bis 15. Jahrhundert. Lange war nicht klar, wo die Königspfalz überhaupt gelegen hatte. 2009 wurde sie durch geophysikalische Untersuchungen auf der Anhöhe «Kleiner Klaus» lokalisiert.

Die Ausgrabungen begannen im Sommer 2021.