Es ist eine regelrechte Revolution, die auf den Äckern stattgefunden hat. Wo früher noch Pferde Pflüge zogen, haben heute intelligente computergestützte Systeme die Oberhand gewonnen. Landwirtschaft ist längst hoch technisiert.
Die Liebe für alte Technik und Maschinen aber ist geblieben. Man könnte sogar meinen, die Nostalgie nimmt zu. Zumindest gib es einen nicht unerheblichen Kreis an Menschen, die sich für alte Landmaschinen interessierten, diese sammeln, restaurieren und ihnen fürsorglich ein Zuhause bieten. Mit nicht selten großem Stolz werden die alten Raritäten aus- und vorgeführt.
1995 wurden die Bulldog- und Schlepperfreunde Härtsfeld gegründet
Reinhold Kienle gehört zu dieser Spezies. Er hat mit Gleichgesinnten 1995 die Bulldog- und Schlepperfreunde Härtsfeld gegründet. Sie alle teilen die Leidenschaft für alte Traktoren. Und sie alle kommen am Wochenende wieder zur Sichelhenke, zum traditionellen Erntedankfest in der Maschinenhalle Frickingen. Dann findet nämlich der 14. Feldtag der Gruppe statt. Alle zwei Jahre zeigen die Gruppenmitglieder und Gäste aus nah und fern ihre rollenden Raritäten in Frickingen. Ein Höhepunkt für Teilnehmer und Besucher.
„Wer kommt, wissen wir erst am Sonntagmorgen, bis 12 Uhr kann man sich anmelden“, sagt Reinhold Kienle. Natürlich steht und fällt das alles mit dem Wetter – im besten Jahr (2017) waren am Sichelhenke-Wochenende an die 400 Bulldogs auf dem Härtsfeld. Neben Austausch, Aufklärung und Vorführungen dürfte die Oldtimer-Ausfahrt der Höhepunkt sein. Dann reiht sich Oldie an Oldie und es gibt ordentlich was zu sehen.
Mit den alten Maschinen ein Stück Geschichte bewahren
Nun kann man sich fragen: Woher kommt die Begeisterung für Altes, für längst überholte Technik? Reinhold Kienle bringt es auf den Punkt: „Diese langsamen alten Maschinen entschleunigen unheimlich. Wenn man fährt, hat man Zeit.“ Zudem: Die alte Technik sei einfach und zuverlässig. Mehr noch: Das Schrauben und Instandhalten erfordert Know-how und Muße. Hier kann man in eine alte Welt eintauchen und ein Stück Geschichte bewahren. Das alles begeistert Reinhold Kienle. Alte Bulldogs bestimmen sein Leben.
Und diese Begeisterung kommt nicht von ungefähr. Kienles Vater war Landmaschinenmechaniker, der Sohn öfter in der Werkstatt dabei. Nichts mit Schaukel und Rutsche: Alte, in Zahlung gegebene Traktoren waren sein Spielplatz. „Ich denke, daher kommt die Leidenschaft“, sagt der gebürtige Dischinger und bekennende Fendt-Fan. Auf den alten Gefährten bewahrt er sich eine vergangene Welt.
Kriegsmaschine aus dem Jahr 1942 gehört zu seinem Fuhrpark
Mit 19 Jahren hatte er sich seinen ersten Oldtimer gekauft. Ganz fachmännisch gesagt: ein Fendt-Dieselross F 15, Baujahr 1951. „Ich habe ihn zerlegt und lackiert und fahre ihn bis heute“, sagt Reinhold Kienle. Über die Jahre kamen weitere Schätze dazu. Eine Kriegsmaschine aus dem Jahr 1942, Mähbinder und Co.: Heute stehen sieben alte Traktoren in seinen Garagen. „Das reicht jetzt auch“, sagt Kienle und lacht.
Wer was über die technische Entwicklung der Traktoren, über Absatzentwicklung und Firmengeschichten erfahren will, ist bei Reinhold Kienle genau richtig. Er sammelt Informationen, recherchiert, ordnet, bohrt nach. Damit verbunden ist auch ein unheimliches Wissen über die Entwicklung der Landwirtschaft an sich. Ganz nach dem Motto „Man muss die Basis kennen, um den Fortschritt zu verstehen“.
Am Wochenende wird er, wie immer, die Oldtimer-Ausfahrt anführen und sich mit Menschen über alte Maschinen und längst überholte Technik austauschen. „Ich freue mich schon riesig“, sagt er. Das Lächeln auf seinen Lippen verrät, wie ehrlich er das meint.
Tradition und Brauchtumspflege: Das ist bei der Sichelhenke geboten
Am kommenden Wochenende, 14. und 15. September, steht wieder das ganze Dorf auf den Beinen: Die Frickinger richten in der Maschinenhalle ihr traditionelles Erntedankfest, die Sichelhenke, aus. Dieses Jahr schließen sich zudem wieder die Bulldog- und Schlepperfreunde Härtsfeld mit ihrem 14. Oldtimer-Feldtag an.
Das Fest beginnt am Samstag um 20 Uhr mit dem Einzug der Erntekrone. Dann zeigen die Schnitterinnen und Schnitter, wie früher mit Sense und Dreschflegel geerntet wurde. Die Landjugend Unteres Härtfeld führt ihren Festtanz auf. Musikalisch umrahmt wird der Abend vom Musikverein Dunstelkingen. Für das leibliche Wohl am Festwochenende sorgen die ehrenamtlichen Helfer der Festgemeinschaft.
Am Sonntag findet um 9 Uhr ein Gottesdienst in der Maschinenhalle statt. Dann stehen die Oldtimer-Traktoren im Mittelpunkt. Hinter der Maschinenhalle können die alten Schmuckstücke besichtigt werden. Themenschwerpunkt ist diesmal die Entwicklung des Feldhäckslers. Der erste selbstfahrende Häcksler Europas wird hier unter anderem zu sehen sein, aber auch hochmoderne Maschinen.
Ab 10 Uhr laufen Feld- und Dreschvorführungen, um 10.30 Uhr findet ein Glühkopfwettheizen mit alten Lanz-Bulldogs statt. Die große Oldtimer-Ausfahrt startet um 13.30 Uhr, bei der Rückkehr am Festgelände wird jedes Fahrzeug vorgestellt. Ihre Preisverleihung nehmen die Oldtimerfreunde gegen 15 Uhr vor.
Das Team vom Kindergarten Frickingen bietet am Sonntagnachmittag ein Bastelangebot. Und zum Festausklang spielen die Original Härtsfelder Musikanten aus Dorfmerkingen.